„Beruf: Musiker – verachtet, vergöttert, vermarktet“ – dieser Titel von Salmens Sozialgeschichte des Musikerberufs fasst dessen Entwicklung treffend zusammen. Im Mittelalter hatten lediglich die wenigen geistlichen Musiker einen festen, geachteten sozialen Platz in der Gesellschaftsordnung. Die übrigen Musiker waren stark von ihren Auftraggebern abhängig und mussten deren Wünsche mehr oder weniger unterwürfig erfüllen. Die nicht sesshaften Musiker, die heute mit dem Begriff „Spielleute“ bezeichnet werden, gaben ein vielfältiges Bild ab. Sie bestanden aus Theologiekundigen, Ritterbürtigen, Handwerkerssöhnen Scholaren und Bettlern und waren nicht nur soziale Außenseiter, sondern auch ehr- und rechtlos. Von der Justiz wurden sie wie Straßenräuber, Mörder und Asoziale behandelt (vgl. ebd., S. 36 f.).
In der Neuzeit trat das Ziel der Musiker, einer möglichst freien Musikausübung nachzugehen, in den Vordergrund. Die Erfüllung einer bestimmten musikalischen Funktion war weniger entscheidend. Verschiedene Emanzipierungsbestrebungen verfolgten das Ziel, den Musiker zu einem sozial unabhängigen Freischaffenden werden zu lassen. Er sollte seine Produktionen möglichst urheberrechtlich geschützt, von Kastenvorurteilen und Patronage befreit, selbst vermarkten. Virtuosen bot die Neuzeit zunehmende Existenzgrundlagen. Ihre Bedeutung wuchs dank zunehmender Hofhaltung, dem auf Primadonnen und herausragende Sänger angewiesenen Opernbetrieb und der steigenden Bedeutung des Konzerts, „das die Schau- und Hörgelüste der Menge“ befriedigt (vgl. ebd., S. 44 ff.).
Sowohl im heutigen Bereich der klassischen als auch der populären Musik genießen einige Musiker die Bewunderung einer breiten Anhängerschaft. Die kommerzielle Auswertung ihrer Musik verschafft nicht nur den Musikern ein Einkommen, sondern beschäftigt auch eine gesamte Industrie. Der Musiker ist nicht mehr nur Künstler für seine Rezipienten, sondern auch „Anlagevermögen“ für seinen Arbeitgeber. Dieser folgt dem Ziel der Gewinnmaximierung, muss also mit dem Produkt des Musikers den größtmöglichen Umsatz erzielen. In den letzten Jahren, als Folge von sinkenden Gewinnen der Tonträgerindustrie, entstand die Vorstellung, dass der Musiker als Marke definiert werden kann. Diese Vorstellung, die im folgenden Abschnitt näher erläutert wird, soll in dieser Arbeit am Beispiel von Rockmusikern erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Musikmarkt im Umbruch
- Die Marke
- Der Rockmusiker
- Entstehung und Ideologie der Rockmusik
- Die Musiker
- Der Rockmusiker als Star
- Im Spannungsfeld zwischen seinen Fans und der Industrie
- Der Musiker als Marke
- Kulturtheoretische Fundierung
- Das 4-C-Modell des Musikmarkenmanagements
- Verwertungspolitik
- Die A&R-Politik als Produktdimension
- Fallbeispiel: Die Toten Hosen
- Produkt-Dimension
- Verwertungspolitik
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Rockmusikers von einem Künstler zu einer Marke. Sie untersucht die Gründe für diesen Wandel und die Herausforderungen, denen die Musikindustrie in diesem Kontext gegenübersteht. Dabei werden die Faktoren beleuchtet, die den Musiker als Marke prägen, wie zum Beispiel die Verwertungspolitik und die A&R-Politik.
- Der Wandel des Musikmarktes und die Auswirkungen auf die Musikindustrie
- Die Entwicklung des Rockmusikers als Marke
- Die Bedeutung der Verwertungspolitik für das Musikmarkenmanagement
- Das 4-C-Modell als Rahmenwerk zur Analyse des Musikmarkenmanagements
- Die Rolle des Fans im Kontext der Markenbildung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Das Kapitel beleuchtet den Umbruch des Musikmarktes, insbesondere den Tonträgermarkt, und führt die Problematik der sinkenden Umsätze ein. Die Bedeutung der Marke im Musikbereich wird eingeführt und der Fokus der Arbeit auf den Rockmusiker als Marke gelegt.
- Der Rockmusiker: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung und Ideologie der Rockmusik, der Rolle der Musiker in der Rockmusik und der Entwicklung des Rockmusikers zum Star. Es werden die Herausforderungen im Spannungsfeld zwischen Fans und Industrie betrachtet.
- Der Musiker als Marke: Das Kapitel widmet sich der kulturellen Grundlage der Markenbildung im Musikbereich. Das 4-C-Modell des Musikmarkenmanagements wird eingeführt und die Verwertungspolitik sowie die A&R-Politik als zentrale Elemente des Musikmarkenmanagements analysiert. Das Fallbeispiel der Toten Hosen veranschaulicht die praktische Anwendung des 4-C-Modells.
Schlüsselwörter
Rockmusiker, Marke, Musikmarkt, Musikindustrie, Tonträgermarkt, Verwertungspolitik, A&R-Politik, 4-C-Modell, Musikmarkenmanagement, Fan, Kulturtheorie
- Arbeit zitieren
- Dipl.- Kfm. Matthias Lehmann (Autor:in), 2010, Der Rockmusiker als Marke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156251