“Konzentriere Dich!” ; “Hier spielt die Musik!”; “Du hast mal wieder nicht zugehört!”; “Hör
auf, mit dem Stift zu spielen!”; “Diese Fehler wären nicht nötig gewesen! ”; … Solche und
ähnliche Aussprüche aus dem Mund von Lehrern, Erziehern und Eltern frustrieren täglich
eine große Zahl an Kindern.. Das schon Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Frankfurter
Nervenarzt Heinrich Hoffmann beschriebene Phänomen des Zappelphilipp und des Hansguck-
in-die-Luft scheint heutzutage noch immer hochaktuell. Eltern und Lehrer geraten im
Umgang mit konzentrationsgestörten oder sogenannten hyperaktiven Kindern häufig an ihre
Grenzen. Auch eine medikamentöse Behandlung, die mit der Einführung der
Stimulanzientherapie, insbesondere des Methylphenidat (Ritalin®), neue Möglichkeiten
eröffnete, scheint keine Dauerlösung für die vielschichtigen Probleme der von
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen betroffenen Kinder zu bieten. Es zeichnet
sich immer stärker ab, daß es einer Zusammenarbeit von Ärzten, in Beratung und Therapie
tätigen Psychologen und Pädagogen bedarf, um der Not dieser Kinder effektiv begegnen zu
können. Was steht eigentlich hinter den vielverwendeten Begriffen Aufmerksamkeit,
Konzentration oder Hyperaktivität? Was versteht man unter einer Konzentrationsstörung?
Und welche Möglichkeiten der Therapie gibt es? Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es,
diesen Fragen nachzugehen. Zur Einführung in das Thema werden nach einer kurzen
begrifflichen Diskussion unterschiedliche Theorien und Befunde aus dem Bereich der
Aufmerksamkeitsforschung wiedergegeben. Im Anschluß an einen Überblick über
verschiedene ätiologische und therapeutische Ansätze folgt im Hauptteil der Arbeit die
Darstellung und theoretische Begründung eines eigens entwickelten Trainingsprogramms.
Auf dem Therapiemarkt existiert ein breites Angebot an Aufgabensammlungen, Programmen
und Trainingsvorschlägen zur Verbesserung konzentrativer Fähigkeiten. In den seltensten
Fällen jedoch lassen die unterbreiteten Übungsvarianten die klare theoretische Basis ihres
Vorgehens erkennen. Was nun letztlich trainiert wird, wenn von Konzentration oder
Aufmerksamkeit die Rede ist, und warum es gerade in der jeweils angegebenen Art und
Weise geschieht, bleibt häufig den Interpretationen des interessierten Lesers überlassen.
Welche spezielle Fähigkeit oder kognitive Teilfunktion mit welcher konkreten Übung
angesprochen werden soll, ist meist ebensowenig explizit. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Überblick
- 2. Aufmerksamkeit und Konzentration
- 2.1. Begriffsbestimmung
- 2.2. Modelle und Theorien
- 2.2.1. Strukturmodelle
- 2.2.1.1. Filtermodelle
- 2.2.1.2. Kapazitätsmodelle
- 2.2.1.3. Ressourcenmodelle
- 2.2.2. Prozeßmodelle
- 2.2.2.1. Die Aufmerksamkeitstheorie Galperins
- 2.2.2.2. Weitere handlungstheoretisch begründete Theorien
- 2.2.3. Aufmerksamkeit als Produkt verschiedener Komponenten
- 2.2.3.1. Eine kognitionspsychologische Sicht
- 2.2.3.2. Eine funktionale Sicht
- 2.2.1. Strukturmodelle
- 3. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
- 3.1. Erscheinungsbild
- 3.2. Folgeprobleme und prognostische Aussichten
- 3.3. Ätiologische Vorstellungen
- 3.3.1. Hirnorganische Faktoren
- 3.3.1.1. Neurologische Störungen: Minimale Cerebrale Dysfunktion
- 3.3.1.2. Neurophysiologische Bedingungskonzepte
- 3.3.1.3. Neurochemische Faktoren
- 3.3.2. Immunologische und ernährungsbedingte Faktoren
- 3.3.3. Genetisch-konstitutionelle Anteile
- 3.3.4. Psychosoziale und gesellschaftliche Faktoren
- 3.3.5. Handlungstheoretische und integrative Modelle
- 3.3.1. Hirnorganische Faktoren
- 3.4. Therapeutische Ansätze
- 3.4.1. Medikamentöse Therapie
- 3.4.2. Kognitiv- Behaviorale Therapie
- 3.4.3. Sonstige therapeutische Verfahren
- 3.4.4. Elterntraining
- 4. Das Aufmerksamkeits-Komponenten-Training
- 4.1. Theoretische Grundannahmen
- 4.1.1. Das Aufmerksamkeitsmodell
- 4.1.2. Das ätiologische Modell der Aufmerksamkeitsstörungen
- 4.1.3. Der therapeutische Ansatz
- 4.2. Entwicklungspsychologische Voraussetzungen der Zielaltersgruppe
- 4.3. Die Begründung und Realisierung des Trainingskonzepts und zugrundeliegender therapeutischer Prinzipien
- 4.3.1. Die Einzelaufgaben zum Training der Aufmerksamkeitsmechanismen
- 4.3.2. Die Vermittlung von aufmerksamkeitsbezogenen Strategien
- 4.3.3. Die Herstellung einer adäquaten motivationalen Basis
- 4.1. Theoretische Grundannahmen
- 5. Die Durchführung des Aufmerksamkeits-Komponenten-Trainings mit einem Kind im höheren Grundschulalter
- 5.1. Zielsetzung
- 5.2. Versuchsperson
- 5.3. Erhebungsinstrumente
- 5.4. Durchführung
- 5.5. Ergebnisse und Diskussion
- 5.5.1. Motivationsgehalt der Trainingsmaterialien
- 5.5.2. Angemessenheit des Schwierigkeitsniveaus
- 5.5.2.1. Einzelaufgaben
- 5.5.2.2. Metakognitive und strategische Komponenten
- 5.5.3. Handhabbarkeit der Trainingsmaterialien
- 5.5.4. Veränderung von Parametern der Konzentration
- 5.5.4.1. Ergebnisse der Beobachtung
- 5.5.4.2. Ergebnisse des Aufmerksamkeits-Belastungs-Tests
- 5.6. Zusammenfassung
- 6. Abschlußdiskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung, Konstruktion und Erprobung eines Konzentrationstrainingsprogramms für Kinder im höheren Grundschulalter. Ziel ist es, ein Trainingsprogramm zu entwickeln, das die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kinder verbessert und gleichzeitig den Spaß am Lernen fördert. Das Programm wurde für Kinder im Alter von 8-10 Jahren konzipiert und soll in Form einer spielerischen und motivierenden Vorgehensweise eingesetzt werden.
- Das Aufmerksamkeitsmodell
- Ätiologie von Aufmerksamkeitsstörungen
- Entwicklungspsychologische Voraussetzungen der Zielgruppe
- Therapeutische Prinzipien und Ansätze
- Erprobung und Evaluation des Trainingskonzepts
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird eine allgemeine Einleitung und ein Überblick über die Thematik der Arbeit gegeben. Das zweite Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit dem Begriff der Aufmerksamkeit und Konzentration und beleuchtet verschiedene Modelle und Theorien. Das dritte Kapitel behandelt Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, einschließlich ihrer Erscheinungsformen, Folgeprobleme und ätiologischen Vorstellungen. Das vierte Kapitel präsentiert das Aufmerksamkeits-Komponenten-Training, seine theoretischen Grundannahmen, Entwicklungspsychologische Voraussetzungen und die Realisierung des Trainingskonzepts. Das fünfte Kapitel beschreibt die Durchführung des Trainings mit einem Kind im höheren Grundschulalter, die Ergebnisse und eine Diskussion. Das sechste Kapitel bietet eine abschließende Diskussion der Ergebnisse und einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Aufmerksamkeit, Konzentration, Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrationstraining, Kinder, Grundschulalter, Entwicklungspsychologie, Kognitionspsychologie, Therapeutische Prinzipien, Trainingsprogramm, Evaluation
- Quote paper
- Sabine Köhler (Author), 2000, Entwicklung, Konstruktion und Erprobung eines Konzentrationstrainingsprogramms für Kinder im höheren Grundschulalter (Gesamtwerk), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15629