Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit Geschlechterasymmetrien in aktuellen Kinderbüchern vorhanden sind und wie weibliche und männliche Figuren dargestellt werden. Zudem wird beleuchtet, in welcher Weise preisnominierte Kinderbücher sich von Kinderbuchreihen und Medienverbünden abgrenzen, in denen stereotype Vorstellungen aufrechterhalten und reproduziert werden.
Trotz fortschreitender Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen in den Bereichen Recht und Bildung, bleibt geschlechtsbedingte Chancenungleichheit in verschiedenen Formen und Intensitätsgraden in Bezug auf Einkommen, Verteilung der Hausarbeit und berufliche Segregation weiterhin nahezu unverändert bestehen. Basis hierfür bietet geschlechtliche Differenzierung, die einen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen respektive Frauen und Männern herstellt. Kinder wachsen in einer Welt auf, die in blau und rosa unterteilt wird. Schon im Säuglingsalter scheint die Frage: „Junge oder Mädchen?“ größte Relevanz zu haben, in der Interaktion mit Unbekannten häufig direkt zu Beginn abgefragt wird. Die Auswahl von Kleidung, Spielzeugen, Einrichtungsgegenständen für das Kinderzimmer, Pflegeprodukten, potenziellen Spielgefährten, und sogar Nahrungsmitteln ist absurd eng an die Antwort auf diese Frage gekoppelt. Das Wissen um zugeschriebener Geschlechtszugehörigkeit und den damit verbundenen Rollen und Verhaltensweisen wird so schon in der frühen Kindheit erworben und prägt die Heranwachsenden ein Leben lang. Durch soziale Umweltfaktoren, Interaktionen und Institutionen werden geschlechtsbezogene Stereotype erzeugt, verstärkt und verinnerlicht. Daraus ergeben sich verschiedenstarke Einschränkungen in der Entwicklung des Selbstbildes, der Gedanken- und Gefühlswelt sowie der Handlungsmöglichkeiten für das Individuum. Weil immer noch unterschiedliche Lebenschancen für Frauen, Männer und queere Menschen bestehen und diese sich aus der Differenzierung von Männlichkeit und Weiblichkeit ableiten lassen, ist es wichtig, Kinder für bestehende Strukturen zu sensibilisieren. Konstruktionsprozesse müssen hierfür sichtbar und diskutierbar gemachen und alternative Vorstellungen bezüglich geschlechtlicher Identität geschaffen werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Fundierung
- 2.1 Geschlechterkonstruktionen
- 2.1.1 Gender Studies - Entwicklung sozialkonstruktivistischer Ansätze
- 2.1.2 Dekonstruktivistische Ansätze und Queerstudies
- 2.1.3 Geschlechterdifferenzen und Geschlechterdifferenzierung
- 2.1.4 Geschlechterstereotype
- 2.2 Produktion und Reproduktion von Geschlechterdifferenzen und -stereotypen
- 2.2.1 Familie und soziales Umfeld
- 2.2.2 Die Institution Schule
- 2.2.3 Konsumgüter, Medien und Sprache
- 3. Lesesozialisation
- 3.1 Kinderliteratur für Jungen und Mädchen
- 3.2 Identifikation mit literarischen Figuren
- 3.3 Pinkifizierung und Archaisierung in Lesereihen für Mädchen und Jungen
- 4. Methodische Vorgehensweise
- 4.1 Buchauswahl
- 4.2 Untersuchungsaufbau
- 5. Ergebnisdarstellung
- 5.1 Repräsentation weiblicher und männlicher Figuren
- 5.2 Darstellung weiblicher und männlicher Figuren
- 5.2.1 Erwachsene Charaktere und Berufsverteilung
- 5.2.2 Kindliche Figuren und Interessensgebiete
- 5.2.3 Sprache und Emotionen
- 5.2.4 Familiäre Strukturen und soziale Beziehungen
- 5.2.5 Explizites Benennen der Genderthematik
- 6. Interpretation
- 6.1 Repräsentation und Darstellung weiblicher und männlicher Figuren
- 6.2 Sozialbeziehungen und prägende Einflüsse
- 6.3 Geschlechterstereotype und Reaktionen auf nicht geschlechtsstereotypes Verhalten
- 7. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Konstruktion von Geschlechterrollen in aktueller Kinderliteratur. Ziel ist es, die Repräsentation und Darstellung weiblicher und männlicher Figuren zu analysieren und aufzuzeigen, wie Geschlechterstereotypen in Kinderbüchern reproduziert oder möglicherweise abgebaut werden. Die Arbeit beleuchtet den Einfluss von Kinderliteratur auf die Lesesozialisation und die Entwicklung von Geschlechteridentitäten.
- Repräsentation weiblicher und männlicher Figuren in Kinderbüchern
- Einfluss von Geschlechterstereotypen in der Kinderliteratur
- Lesesozialisation und die Konstruktion von Geschlechteridentitäten
- Analyse von Geschlechterasymmetrien in Kinderbüchern
- Der Beitrag von Kinderliteratur zur Sensibilisierung für Geschlechterfragen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Problematik geschlechtsspezifischer Chancenungleichheit trotz fortschreitender Gleichberechtigung dar. Sie betont den frühen Erwerb geschlechtsspezifischer Rollen und Verhaltensweisen durch Kinder und die daraus resultierenden Einschränkungen in der individuellen Entwicklung. Kinderliteratur wird als Möglichkeit präsentiert, Kinder für bestehende Geschlechterstrukturen zu sensibilisieren und alternative Vorstellungen zu schaffen. Die Arbeit untersucht daher Geschlechterasymmetrien in aktueller Kinderliteratur und den Umgang mit Geschlechterstereotypen.
2. Theoretische Fundierung: Dieses Kapitel liefert die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es skizziert die Entstehung und Reproduktion von Geschlechterkonstruktionen und beleuchtet verschiedene Bereiche, in denen Geschlechterdifferenzen und Stereotypen aufrechterhalten oder reproduziert werden. Es werden sozialkonstruktivistische und dekonstruktivistische Ansätze in der Geschlechterforschung vorgestellt und deren Bedeutung für die Untersuchung der Kinderliteratur erläutert. Der Fokus liegt auf der Dekonstruktion binärer Machtordnungen und der Analyse historisch-diskursiver Konstruktionsprozesse.
3. Lesesozialisation: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Einfluss von Kinderliteratur auf die Lesesozialisation von Mädchen und Jungen. Es analysiert, wie Kinderliteratur Geschlechterrollen vermittelt und wie Kinder sich mit literarischen Figuren identifizieren. Der Fokus liegt auch auf der kritischen Betrachtung von "Pinkifizierung" und "Archaisierung" in Lesereihen, die stereotypische Geschlechterdarstellungen fördern könnten.
Schlüsselwörter
Geschlechterkonstruktionen, Geschlechterstereotype, Kinderliteratur, Lesesozialisation, Gender Studies, Sozialkonstruktivismus, Dekonstruktivismus, Gleichberechtigung, Chancenungleichheit, Repräsentation, Darstellung, Männlichkeit, Weiblichkeit.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Ziel der Masterarbeit über Geschlechterrollen in Kinderliteratur?
Die Masterarbeit untersucht, wie Geschlechterrollen in aktueller Kinderliteratur konstruiert werden. Ziel ist die Analyse der Repräsentation und Darstellung weiblicher und männlicher Figuren, um aufzuzeigen, ob und wie Geschlechterstereotypen in Kinderbüchern reproduziert oder abgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Einfluss von Kinderliteratur auf die Lesesozialisation und die Entwicklung von Geschlechteridentitäten.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Masterarbeit behandelt?
Die Masterarbeit konzentriert sich auf folgende Themenschwerpunkte:
- Repräsentation weiblicher und männlicher Figuren in Kinderbüchern
- Einfluss von Geschlechterstereotypen in der Kinderliteratur
- Lesesozialisation und die Konstruktion von Geschlechteridentitäten
- Analyse von Geschlechterasymmetrien in Kinderbüchern
- Der Beitrag von Kinderliteratur zur Sensibilisierung für Geschlechterfragen
Was behandelt die Einleitung der Masterarbeit?
Die Einleitung thematisiert die Problematik geschlechtsspezifischer Chancenungleichheit trotz fortschreitender Gleichberechtigung. Sie betont, dass Kinder frühzeitig geschlechtsspezifische Rollen und Verhaltensweisen erlernen, was ihre individuelle Entwicklung einschränken kann. Kinderliteratur wird als Instrument betrachtet, um Kinder für Geschlechterstrukturen zu sensibilisieren und alternative Vorstellungen zu fördern. Die Arbeit untersucht Geschlechterasymmetrien und den Umgang mit Geschlechterstereotypen in Kinderbüchern.
Welche theoretischen Grundlagen werden in der Masterarbeit herangezogen?
Die Masterarbeit fundiert sich auf Theorien zur Entstehung und Reproduktion von Geschlechterkonstruktionen. Sie beleuchtet Bereiche, in denen Geschlechterdifferenzen und Stereotypen aufrechterhalten oder reproduziert werden, wie Familie, Schule, Konsumgüter, Medien und Sprache. Es werden sozialkonstruktivistische und dekonstruktivistische Ansätze in der Geschlechterforschung vorgestellt, die für die Analyse von Kinderliteratur relevant sind. Der Fokus liegt auf der Dekonstruktion binärer Machtordnungen und der Analyse historisch-diskursiver Konstruktionsprozesse.
Welchen Einfluss hat Kinderliteratur auf die Lesesozialisation?
Die Arbeit untersucht, wie Kinderliteratur Geschlechterrollen vermittelt und wie Kinder sich mit literarischen Figuren identifizieren. Besonderes Augenmerk liegt auf der kritischen Betrachtung von "Pinkifizierung" und "Archaisierung" in Lesereihen, die stereotypische Geschlechterdarstellungen fördern könnten.
Welche Schlüsselwörter sind für die Masterarbeit relevant?
Relevante Schlüsselwörter sind: Geschlechterkonstruktionen, Geschlechterstereotype, Kinderliteratur, Lesesozialisation, Gender Studies, Sozialkonstruktivismus, Dekonstruktivismus, Gleichberechtigung, Chancenungleichheit, Repräsentation, Darstellung, Männlichkeit, Weiblichkeit.
Was versteht man unter "Pinkifizierung" und "Archaisierung" in Lesereihen?
"Pinkifizierung" bezieht sich auf die Tendenz, Lesereihen für Mädchen durch die Verwendung von Rosa und typisch weiblichen Themen zu stereotypisieren. "Archaisierung" bezieht sich auf die Verwendung veralteter oder traditioneller Rollenbilder in Lesereihen für Jungen, oft verbunden mit Abenteuer- oder Heldengeschichten, die traditionelle Männlichkeitsideale reproduzieren können.
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- Tamara Glassl (Author), 2021, Geschlechterkonstruktionen in aktueller Kinderliteratur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1565202