Die heilige Wilgefortis, im deutschen Sprachraum auch als Kümmernis bekannt, ist eine Märtyrerfigur der christlichen Tradition, deren Verehrung insbesondere im Spätmittelalter in Europa verbreitet war. Ihre Darstellung, Legende und die damit verbundenen kulturellen Deutungen stehen im Zentrum interdisziplinärer Forschung, insbesondere in den Bereichen Kunstgeschichte, Theologie, Volkskunde und Gender Studies.
Die vorliegende Arbeit bietet einen systematischen Überblick über zentrale Forschungsperspektiven und Fragestellungen zur Figur der Wilgefortis, wobei ein besonderer Fokus auf die Veränderung wissenschaftlicher Diskurse im Laufe der Zeit gelegt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kümmernislegende
- Die Legende und ihre Erweiterung
- Der Bart als Entstellung der Frau vs. Christus – Perspektive der Gleichheit
- Der Forschungsüberblick
- Frühe Forschung
- Mittelphase der Forschung
- Neuere Forschung
- Aktuelle Forschung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Forschungsgeschichte der Heiligen Wilgefortis (Kümmernis) vom 19. Jahrhundert bis 2023 systematisch darzustellen und kritisch zu reflektieren. Dabei wird sowohl die chronologische Entwicklung als auch die methodischen und interpretativen Zugänge der verschiedenen Forschungsphasen beleuchtet. Ein besonderer Fokus liegt auf der interdisziplinären Rezeption der Legende, insbesondere im Kontext der Queer Studies.
- Entwicklung der Wilgefortis-Forschung über verschiedene Epochen
- Methodische und interpretative Zugänge in der Wilgefortis-Forschung
- Interdisziplinäre Perspektiven auf die Wilgefortis-Legende
- Rezeption der Legende im Kontext von Gender Studies und Queer Studies
- Die Rolle des Bartes als Symbol der Entstellung und der Annäherung an Christus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Heiligen Wilgefortis ein und beschreibt den Fokus der Arbeit auf die systematische Darstellung und kritische Reflexion der Forschungsgeschichte dieser Figur. Die Arbeit untersucht die Entwicklung wissenschaftlicher Diskurse von den Anfängen des 19. Jahrhunderts bis ins Jahr 2023, wobei ein besonderes Augenmerk auf die methodischen und interpretativen Zugänge sowie die interdisziplinäre Rezeption der Legende gelegt wird. Die Gliederung in verschiedene Forschungsphasen (frühe, mittlere, neuere, aktuelle Forschung) wird begründet und die Ziele der Untersuchung klar formuliert.
Die Kümmernislegende: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Legende der Heiligen Kümmernis. Es werden die ältesten schriftlichen Versionen aus dem 15. Jahrhundert erwähnt, wobei die flämische und niederländische Überlieferung im Fokus steht. Der Ursprung der Namen Wilgefortis und Uncumber wird im 15. Jahrhundert in den Niederlanden vermutet. Die Legende selbst erzählt von einer jungfräulichen Prinzessin, die durch ein Gebet um Entstellung vor einer ungewollten Ehe bewahrt wird und schließlich ans Kreuz geschlagen wird. Das Kapitel diskutiert verschiedene Interpretationen der Legende, einschließlich Theorien, die einen vorchristlichen Ursprung vermuten oder eine Fehlinterpretation der Christusfigur des Volto Santo von Lucca postulieren. Die spätere Unterdrückung des Kultes durch die katholische Kirche wird ebenfalls thematisiert.
Die Legende und ihre Erweiterung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf den Einfluss des Holzschnitts von Hans Burgkmaier aus dem Jahr 1507 auf die Verbreitung und Interpretation der Kümmernis-Legende. Der Holzschnitt, der den Legendentext in deutscher Sprache enthält, wird als erste deutschsprachige Überlieferung der Legende dargestellt. Burgkmaier integrierte das Geigerwunder in die Legende, wodurch diese erweitert und für die Volksfrömmigkeit attraktiver gestaltet wurde. Die Verschmelzung der italienischen Volto-Santo-Tradition mit der Kümmernis-Legende wird analysiert, und die Bedeutung des Geigerwunders als fester Bestandteil der Legende im deutschen Raum wird herausgestellt.
Der Bart als Entstellung der Frau vs. Christus - Perspektive der Gleichheit: Dieses Kapitel analysiert die symbolische Bedeutung des Bartes in der Wilgefortis-Legende. Der Bartwuchs wird als göttliche Antwort auf Wilgefortis' Gebet interpretiert, wodurch sie ihre weibliche Schönheit verliert und Christus ähnlicher wird. Die theologische Umdeutung des „Makels“ als Annäherung an Christus und als Ausdruck geistlicher Würde wird diskutiert, wobei die Parallelen zur Darstellung des gekreuzigten Christus als „hässlich und entstellt“, aber gleichzeitig als Quelle der Erlösung, hervorgehoben werden. Der Bart wird somit als Paradoxon zwischen Entstellung und Verklärung interpretiert, welches die spätmittelalterliche Verehrung des leidenden Christus widerspiegelt. Die Marginalisierung Wilgefortis' durch ihren Bart wird als Weg zur geistlichen Vereinigung mit dem Göttlichen verstanden.
Der Forschungsüberblick (Frühe Forschung): Der Abschnitt über die frühe Forschung (vor 1950) beschreibt die ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Wilgefortis-Legende. Die kirchenhistorische Hagiographie äußerte bereits früh Zweifel an der Historizität der Figur. Lokale Historiker und Volkskundler untersuchten den Wilgefortis-Kult in ihren Regionen, wobei die Forschung sowohl kirchenhistorische, volkskundliche als auch kunsthistorische Aspekte umfasste.
Schlüsselwörter
Wilgefortis, Kümmernis, Legende, Hagiographie, Volksfrömmigkeit, Gender Studies, Queer Studies, Christusfigur, Bart, Entstellung, Mittelalter, Gegenreformation, Holzschnitt, Hans Burgkmaier, Volto Santo, interdisziplinäre Forschung.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in diesem Dokument zur Wilgefortis-Legende?
Dieses Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die Titel, Inhaltsverzeichnis, Zielsetzungen, Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter zur Forschungsgeschichte der Heiligen Wilgefortis (Kümmernis) enthält. Es zielt darauf ab, die Entwicklung der Forschung von den Anfängen des 19. Jahrhunderts bis 2023 systematisch darzustellen und kritisch zu reflektieren.
Welche Hauptthemen werden in dieser Arbeit behandelt?
Die Hauptthemen umfassen die Entwicklung der Wilgefortis-Forschung über verschiedene Epochen, methodische und interpretative Zugänge in der Wilgefortis-Forschung, interdisziplinäre Perspektiven auf die Wilgefortis-Legende, die Rezeption der Legende im Kontext von Gender Studies und Queer Studies, und die Rolle des Bartes als Symbol der Entstellung und der Annäherung an Christus.
Was sind die wichtigsten Kapitelzusammenfassungen?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einleitung, die die Thematik vorstellt; ein Kapitel zur Kümmernislegende, das die Entstehung und Entwicklung der Legende beleuchtet; ein Kapitel zur Erweiterung der Legende durch den Holzschnitt von Hans Burgkmaier; ein Kapitel, das den Bart als Entstellung der Frau vs. Christus analysiert; und einen Forschungsüberblick, der die frühe Forschung (vor 1950) behandelt.
Welche Bedeutung hat der Bart in der Wilgefortis-Legende?
Der Bart in der Wilgefortis-Legende wird als göttliche Antwort auf Wilgefortis' Gebet interpretiert, wodurch sie ihre weibliche Schönheit verliert und Christus ähnlicher wird. Er wird als Paradoxon zwischen Entstellung und Verklärung interpretiert, das die spätmittelalterliche Verehrung des leidenden Christus widerspiegelt. Die Marginalisierung Wilgefortis' durch ihren Bart wird als Weg zur geistlichen Vereinigung mit dem Göttlichen verstanden.
Was wird im Forschungsüberblick über die frühe Forschung behandelt?
Der Abschnitt über die frühe Forschung (vor 1950) beschreibt die ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit der Wilgefortis-Legende, einschließlich der Zweifel der kirchenhistorischen Hagiographie an der Historizität der Figur und der Untersuchungen des Wilgefortis-Kults durch lokale Historiker und Volkskundler.
Welche Schlüsselwörter sind mit dieser Arbeit verbunden?
Die Schlüsselwörter umfassen: Wilgefortis, Kümmernis, Legende, Hagiographie, Volksfrömmigkeit, Gender Studies, Queer Studies, Christusfigur, Bart, Entstellung, Mittelalter, Gegenreformation, Holzschnitt, Hans Burgkmaier, Volto Santo, interdisziplinäre Forschung.
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- Sabrina Stark (Author), 2025, Die heilige Wilgefortis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1571781