Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie es dem IS gelingt, durch die Aneignung westlicher Kulturartefakte mit seiner Propaganda an die Sehgewohnheiten westlich geprägter Zuschauer anzudocken. Die Organisation „Islamischer Staat“ wurde sowohl aufgrund der Professionalität ihrer Mediennutzung als auch aufgrund der Bedeutung als vormalig größte Terrororganisation der Welt als Betrachtungsgegenstand gewählt.
Der Propagandafilm der Terrororganisation „Islamischer Staat“ erfuhr in den letzten Jahren des vergangenen Jahrzehnts weltweite Verbreitung. Die Videos, welche mitunter an Actionfilme und Videospiele erinnern, verbreiteten sich über das Internet und insbesondere die sozialen Medien rasend schnell. Aufgrund der Inszenierung von Thriller und Actionszenarien sowie sorgfältig ausgearbeiteter Erzählungen wird dem Propagandafilm des IS oft ein „Hollywood-Stil“ nachgesagt. Die vergleichsweise hohe Qualität und Quantität seiner Medienproduktion, machen den IS auch für westliche Zuschauer und redaktionelle Medien interessant. Etwa veröffentlichte der US-amerikanische Fernsehsender „Fox News“ ein Propagandavideo des IS auf seiner Website, das die Verbrennung eines Gefangenen in cineastischen Bildern zelebriert und weltweit eine Welle der Empörung auslöste.
Das Ziel, das der IS mit diesem globalen Diskurs verfolgt, ist, Sympathisanten in westlichen Ländern zu erreichen und zur Einreise in das Territorium des IS zu bewegen. Dabei richtet sich die Auslandspropaganda des IS vor allem an junge, westlich geprägte Muslime. Der Erfolg, den der IS mit seinem „Cyber-Jihad“ hat, lässt sich in Zahlen erfassen: Bis 2020 schlossen sich zehntausende Ausländer dem IS an, darunter auch etwa 1000 Deutsche. In vielen Fällen wird den Propagandavideos des IS eine tragende Rolle bei der Radikalisierung späterer Terroristen zugesprochen. Nach der militärischen Niederlage ab 2017 verschwand der IS zwar aus dem Bewusstsein der westlichen Öffentlichkeit, die Produktion und Verbreitung der medialen Propaganda des IS hält jedoch trotz militärischer Verluste bis heute an.
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- Kay Henry Marx (Author), 2024, Der Propagandafilm des IS. Medialer Terrorismus im Informationszeitalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1572904