Angesichts der desolaten finanziellen Lage in Deutschland und der Finanzierung von Staatsund
Stadttheatern aus öffentlichen Mitteln erhöht sich der Legitimationsdruck auf das Theater
gegenüber der Politik. Peter Iden gab bereits 1995 einen Band mit Aufsätzen heraus, der
mehrdimensional erläutern sollte, Warum wir das Theater brauchen. So ist für Manfred
Beilharz in einer bewegten Welt1 das Theater ein „Forum für neue Ideen und Sehweisen, ein
Spielplatz der kontroversen Lebensauffassungen, ein Ort des gegenseitigen Begreifens, aber
auch der Darstellung des Fremden, Unerklärlichen, ein »Laboratorium sozialer Phantasie«.“2
In Mayenburgs Der Häßliche kann der Begriff des Laboratoriums fast wörtlich genommen
werden, denn er thematisiert den schwierig zu fassenden Schönheitsbegriff, dessen Ideal und
die brutalen Praktiken einer Schönheitsindustrie, die unsere operable Oberfläche so vielfältig
zu formen vermag. So entwickelt sich ein rasanter Plot, der eng verwoben mit Fragen wie: Was
ist schön, was hässlich? Was bedeutet Individualität? Was ist Identität? auf den Leser bzw.
Zuschauer prallt. Aber welche Antworten werden uns auf diese Fragen gegeben? Und warum
lachen wir darüber?
Ziel dieser Arbeit ist es also, Mayenburgs Der Häßliche in die Systematik des Komischen auf der
Bühne von Helmut von Ahnen unter Anwendung der Theorie der Entstehung der Identität von
G. H. Mead einzuordnen. Aspektorientiert und dramentheoretisch werden die oben gestellten
Fragen beantwortet. Bezüglich von Ahnens Systematik werde ich, aus Gründen des begrenzten
Umfangs dieser Arbeit, lediglich die Grundlagen des Komischen durchleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die bewegte Welt - Schönheit und Ästhetik
- 2.1 Schönheit - Subjektive Wahrnehmung vs. Messbarkeit
- 2.2 Narzissmus – Muss?
- 3. Das bewegte Selbst - der flexible Identitätsbegriff
- 3.1. Die Entstehung der Identität
- 3.2. Ich und ICH - Der Dialog
- 4. Die Komödie
- 4.1. Harmlosigkeit
- 4.2. Die Triade komischer Fehler
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Marius von Mayenburgs "Der Häßliche" in die Systematik des Komischen auf der Bühne von Helmut von Ahnen unter Anwendung der Theorie der Entstehung der Identität von G. H. Mead einzuordnen. Dabei wird die Frage nach dem Schönheitsbegriff und seiner Bedeutung für die Identität des Einzelnen im Kontext der Gesellschaft beleuchtet. Die Arbeit untersucht die Komödie aus dramentheoretischer Perspektive und analysiert, wie Mayenburgs Stück mit dem Komischen spielt und gleichzeitig tiefere Fragen nach dem Selbstbild und der Identität aufwirft.
- Die Definition von Schönheit und Hässlichkeit in der Gesellschaft
- Der Einfluss von Schönheitsoperationen auf das Selbstbild und die Identität
- Die Rolle des Komischen in Mayenburgs Stück "Der Häßliche"
- Die Bedeutung der Identitätstheorie von G. H. Mead für die Analyse von Mayenburgs Stück
- Die Beziehung zwischen dem Inneren und dem Äußeren in der Konstruktion von Identität
Zusammenfassung der Kapitel
- 1. Einleitung: Die Einleitung erläutert den aktuellen Legitimationsdruck auf das Theater im Kontext der finanziellen Lage in Deutschland. Sie stellt den Zusammenhang zwischen Mayenburgs Stück "Der Häßliche" und dem Konzept des "Laboratoriums sozialer Phantasie" her und führt die zentrale Frage nach dem Schönheitsbegriff und seiner Bedeutung für die Identität ein. Außerdem wird die Zielsetzung der Arbeit und der angewendete theoretische Rahmen vorgestellt.
- 2. Die bewegte Welt - Schönheit und Ästhetik: Dieses Kapitel diskutiert die verschiedenen Aspekte des Schönheitsbegriffs, von der subjektiven Wahrnehmung bis hin zur Messbarkeit. Der Fokus liegt dabei auf der Problematik der Definition von Schönheit und der Rolle der gesellschaftlichen Normen in diesem Kontext. Mayenburgs "Der Häßliche" wird als Beispiel herangezogen, um die unterschiedlichen Perspektiven auf Schönheit und Hässlichkeit zu verdeutlichen.
- 3. Das bewegte Selbst - der flexible Identitätsbegriff: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung der Identität und den verschiedenen Facetten des Selbst. Die Theorie von G. H. Mead wird eingeführt, um den Dialog zwischen dem "Ich" und dem "ICH" im Entstehungsprozess der Identität zu erklären. Mayenburgs Stück wird im Kontext der Identitätsbildung und -veränderung betrachtet.
- 4. Die Komödie: Dieses Kapitel untersucht die komischen Elemente in Mayenburgs Stück "Der Häßliche" anhand der Theorie von Helmut von Ahnen. Die Harmlosigkeit und die Triade komischer Fehler werden als zentrale Aspekte des Komischen im Stück analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Schönheit, Hässlichkeit, Identität, Selbstbild, Komödie, dramentheoretische Analyse, G. H. Mead, Helmut von Ahnen und Marius von Mayenburg. Die Analyse von "Der Häßliche" konzentriert sich auf die Bedeutung des Schönheitsbegriffs für die Konstruktion der Identität und den Einsatz des Komischen als Mittel der Dramaturgie.
- Quote paper
- Maria Grüning (Author), 2010, Bewegtes Selbst, bewegte Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157380