1989/90 fiel nach mehr als vierzig Jahren die Berliner Mauer und damit auch die äusserst schwere Ausreise aus den Staaten Ostmittel- und Osteuropas nach Westeuropa sowie die Reise dorthin. Heute, den Ersten September gedenkt man siebzig Jahre nach Begin des zweiten Weltkrieges der Toten und der Folgen für ganze Europa. Die Ungewissheit hier und dort jenseits des Rheins, des Ärmelkanals oder der ehemaligen Ost-West-Grenze über Erfolg und Dauerhaftigkeit des Systemwechsels, und über die aufbrechenden ethnonationalen Konflikte gaben ausreichend Grund, Mut und Verstand für den Migrationstrom. Allerdings angesichts neuer Zuwanderung und wachsender Zahlen von Asylbewerbern verflog in den 1990er Jahren dank der instrumentalistischen und nutzorientierten Gabe des Boulevardjournalismus aber ängstlichen Politik die anfängliche Euphorie über das Ende der Trennung in Europa im Westen sehr rasch. Je nach Formulierung der Fragestellung und der Technik für die Hochrechnung von den Umfrageergebnissen ergab sich ein Abwanderungspotenzial von einigen hunderttausend bis zu mehreren Millionen Personen, die aus den Staaten Mittel- und Ostmitteleuropas 1angeblich oder tatsächlich in den Westen kommen wollten. Es entstand in der westeuropäischen Bevölkerung bzw. in der Bundesrepublik eine unreflektierte und instrumentalisierte Angst vor einer neuen Wanderung in Europa. Das Boot sei voll, und Deutschland sei kein Migrationsland war zu hören und zu lesen. Was hat sich seit der ersten Migrationswelle Anfang der 1990er Jahre geändert, und konnte man wirklich von einem neuen Migrationphänomen in Europa sprechen? Sicherlich nicht.
Wir wollen hier nicht nur historischen und aktuellen Wanderungsmustern und Grundlagen der modernen europäischen Migrationspolitik vorsichtig auf die Spur kommen, sondern auch ganz bewusst Vorurteile und manipulierte Informationen versuchen zu korrigieren bzw. zu erläutern. In Folge der Erweiterung der EU und des Schengenrahmens nach Süden und Osten hat sich auch die Entwicklung und die Situation in den üblichen Zielländern und in den Herkunftsländern geändert.
In der Tat haben sich die Mitgliedstaaten der EU in den vergangenen Jahren in der Migrationspolitik, wie in der Innen- und Justizpolitik generell, auf zahlreiche gemeinschaftliche Konzepte einigen können und versuchen eine solidarische Migrationspolitk zu konzeptionalisieren und unwiderruflich zu institutionalisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- I - Grundlage der europäischen Kooperation in der Migrationpolitik
- 1) Die vertragsrechtliche Entwicklung der EU-Einwanderungspolitik
- 2) Die völkerrechtlichen Rahmenbedingungen
- II - Das Einwanderungskonzept der EU
- 1) Historischer Rückblick
- Das Einwanderungskonzept der EU
- III - Ausblick auf ein neues Europäisches Einwanderungssystem
- 1) Auf dem Weg zu einer europäischen Migrationspolitik?
- 2) Ein anderer Blick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Europäisierung der Migrationspolitik und analysiert die Entwicklungen zwischen Dynamik und Blockade in einem Raum der Freiheit und der Multiethnizität. Sie beleuchtet die vertragsrechtliche und völkerrechtliche Grundlage der europäischen Kooperation in der Migration, beleuchtet das Einwanderungskonzept der EU und zeichnet einen Ausblick auf ein neues europäisches Einwanderungssystem.
- Die vertragsrechtliche und völkerrechtliche Grundlage der europäischen Kooperation in der Migration
- Die historische Entwicklung des Einwanderungskonzepts der EU
- Die Herausforderungen und Möglichkeiten eines neuen europäischen Einwanderungssystems
- Der Einfluss der Erweiterung der EU und des Schengenrahmens auf die Migrationspolitik
- Die Rolle von Vorurteilen und manipulierten Informationen im Kontext der Migrationspolitik
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Der Text führt in die Thematik der europäischen Migrationspolitik ein und beleuchtet die historische Entwicklung sowie die aktuellen Herausforderungen. Er betont die Bedeutung des Abbaus von Vorurteilen und die Notwendigkeit einer objektiven Analyse des Themas.
I - Grundlage der europäischen Kooperation in der Migrationpolitik
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der vertragsrechtlichen und völkerrechtlichen Entwicklung der EU-Einwanderungspolitik. Es beleuchtet die Entstehung der EU-Zuständigkeiten in diesem Bereich und die verschiedenen Schritte hin zu einer gemeinsamen Migrationspolitik.
II - Das Einwanderungskonzept der EU
Dieses Kapitel gibt einen historischen Überblick über das Einwanderungskonzept der EU und beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze der Mitgliedstaaten.
III - Ausblick auf ein neues Europäisches Einwanderungssystem
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen eines neuen europäischen Einwanderungssystems. Es analysiert die aktuellen Debatten und die unterschiedlichen Perspektiven auf eine zukünftige europäische Migrationspolitik.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen der Arbeit sind: Europäische Migrationspolitik, Einwanderung, Asyl, Schengen-Raum, Erweiterung der EU, Vertragsrecht, Völkerrecht, historische Entwicklung, Vorurteile, manipulierte Informationen, neue europäische Einwanderungssystem, politische Egoismus, rechtliche Rahmenbedingungen, EU-Reformvertrag von Lissabon.
- Arbeit zitieren
- Thierry Jean-Baptiste (Autor:in), 2009, Die Europäisierung der Migrationpolitik: Eine lange traditionelle Entwicklung zwischen Dynamik und Blockade in einem Raum der Freiheit und der Multiethnizität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157485