Im Jahr 1999 unterzeichneten die Regierung von Sierra Leone und die Rebellengruppe Revolutionary United Front (RUF) nach 8 Jahren Bürgerkrieg das Friedensabkommen von Lomé. Obwohl die Verhandlungen von westlichen und afrikanischen Regierungen unterstützt und initiiert wurden und obwohl die Vereinten Nationen (VN) die United Nations Mission in Sierra Leone (UNAMSIL) zur Überwachung des Friedensprozesses entsandten, wurde das Abkommen schon bald gebrochen: Die Rebellen griffen Einheiten der VN-Mission an und entführten im Mai 2000 über 500 Mitarbeiter.
In der Literatur finden sich einige Theorien über die Gründe für das Zustandekommen eines Friedensvertrages nach einem Bürgerkrieg, über die Rolle externer Akteure dabei, über die Rolle der Beschaffenheit des Konfliktes und anderer Faktoren. Jedoch finden sich auf der einen Seite meist nur Fallstudien zu erfolgreich implementierten Friedensabkommen und auf der anderen Seite quantitative Studien, die jedoch keine genauen Angaben über die jeweiligen Gründe für Scheitern oder Gelingen eines Abkommens ma-chen können. Im vorliegenden Fall soll deshalb kein positives Beispiel eines Friedensvertrages untersucht werden, sondern ein Negativbeispiel herausgegriffen werden, um mögliche Gründe für ein Scheitern abzuleiten. Ausgewählt wurde dazu das Friedensabkommen von Lomé, da an seinem Beispiel wichtige Faktoren untersucht werden können. Da es in Sierra Leone drei Anläufe gab, um den Bürgerkrieg mit einem Friedensabkommen zu beenden, kann die vorliegende Untersuchung in weiteren Arbeiten zu den anderen beiden Abkom-men auch ergänzt und damit einen größeren Zusammenhang gebracht werden. Im vorliegenden Rahmen soll jedoch das Abkommen von Lomé herausgegriffen werden. Untersucht werden soll das Friedensabkommen anhand von zwei ausge-wählten Theorien, die in engem Zusammenhang miteinander stehen und die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes zur friedlichen Beendigung von Bürgerkriegen deutlich werden lassen: Es handelt sich zum einen um die credible commitment theory von Barbara Walter und zum anderen um die Theorie von Caroline Hartzell, wonach im Abkommen garantierte Vorkehrungen zur Machtteilung in politischem, territorialen und wirtschaftlichen Bereichen den Erfolg eines Friedensabkommens determinieren. Andere Theorien und Faktoren können in diesem Rahmen nur am Rande diskutiert werden. Die beiden erwähnten Ansätze bieten jedoch gute Erklärungsmöglichkeiten für das Scheitern des Abkommens von Lomé.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Bürgerkrieg in Sierra Leone
- Kurze Übersicht über den Verlauf des Bürgerkrieges bis 1999
- Zustandekommen und Scheitern des Friedensabkommens von Lomé
- Die Theorien
- Caroline Hartzell: Explaining the Stability of Negotiated Settlements
- Die Theorie
- Untersuchung der Aussagen in Bezug auf das Abkommen von Lomé
- Barbara Walter: credible commitment theory
- Die Theorie
- Untersuchung der Aussagen in Bezug auf das Abkommen von Lomé
- Caroline Hartzell: Explaining the Stability of Negotiated Settlements
- Diskussion der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Scheitern des Friedensabkommens von Lomé, das 1999 zwischen der Regierung von Sierra Leone und der Rebellen-gruppe Revolutionary United Front (RUF) unterzeichnet wurde. Ziel der Arbeit ist es, die Gründe für das Scheitern des Abkommens anhand von zwei prominenten Theorien zu untersuchen: der credible commitment theory von Barbara Walter und der Theorie von Caroline Hartzell, die die Bedeutung von Machtteilungsmechanismen für den Erfolg von Friedensabkommen betont.
- Der Verlauf des Bürgerkrieges in Sierra Leone bis 1999 und die Hintergründe des Friedensabkommens von Lomé
- Die Anwendung der credible commitment theory auf das Abkommen von Lomé
- Die Anwendung der Theorie von Caroline Hartzell auf das Abkommen von Lomé
- Die Diskussion weiterer möglicher Faktoren, die zum Scheitern des Abkommens beigetragen haben könnten
- Die Analyse der Ergebnisse im Kontext der beiden Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Kontext des Friedensabkommens von Lomé dar und beleuchtet das Scheitern des Abkommens trotz internationaler Bemühungen um Friedenssicherung. Sie führt in die Thematik ein und skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der die Untersuchung des Scheiterns anhand zweier prominenter Theorien beinhaltet.
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone
Dieses Kapitel liefert einen kurzen Überblick über den Verlauf des Bürgerkrieges in Sierra Leone bis 1999. Es skizziert die verschiedenen Akteure und die Hintergründe des Konflikts, sowie die Herausforderungen bei der Friedenserhaltung und die Schwierigkeiten, eine dauerhafte Lösung zu finden.
Die Theorien
Dieses Kapitel stellt die beiden Theorien von Barbara Walter und Caroline Hartzell vor, die zur Erklärung von Friedensabkommen und deren Scheitern herangezogen werden. Es beinhaltet eine detaillierte Darstellung der Theorien und untersucht ihre Anwendbarkeit auf das Scheitern des Abkommens von Lomé.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Bürgerkrieg, Friedensabkommen, Scheitern von Friedensabkommen, credible commitment theory, Machtteilung, Sierra Leone, Lomé-Abkommen, Revolutionary United Front (RUF), Caroline Hartzell, Barbara Walter. Die Arbeit untersucht die Ursachen des Scheiterns des Friedensabkommens von Lomé anhand von Theorien zur friedlichen Beendigung von Bürgerkriegen und beleuchtet die Herausforderungen der Konfliktlösung in Afrika.
- Arbeit zitieren
- Isabel Meyer (Autor:in), 2008, Das Scheitern des Friedensabkommens von Lomé, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157545