1. Einleitung mit Kopfregest
Am 10.3.1939 erstattete J.V. Stalin1, der Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Allunionspartei (der Bolschewisten)2, auf dem XVIII. Parteikongress einen Rechenschaftsbericht über die Arbeit des ZK der VKP(B). Seine Rede wurde später auch „Kastanienrede“ genannt. In dieser Rede beschrieb Stalin die veränderte internationale Lage, nannte die Grundthesen der sowjetischen Außenpolitik, betonte ihre Friedensabsichten. Außerdem beschuldigte er die Westmächte den aggressiven Staaten (Japan, Deutschland, Italien) zu viel Freiraum zu lassen, kritisierte ihre Nichteinmischungspolitik und machte dem nationalsozialistischen Deutschland, wenn man einigen Pressemitteilungen folgt, Andeutungen, man solle sich näher kommen. Darüber soll unter anderem diskutiert werden.
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es, Stalins Rede in den Zusammenhang mit der internationalen Lage jener Zeit und mit der beginnenden Neuorientierung in der sowjetischen Außenpolitik zu bringen. Die Rede wird sowohl nach inhaltlichen als auch nach formalen Kriterien analysiert und die nachfolgenden Reaktionen in der Politik und in der Presse werden vorgestellt.
Die zu bearbeitende übersetzte Quelle3 ist mit dem russischen Original4 identisch. Sie ist vollständig und nicht gekürzt. Der Verfasser dieser Hausarbeit konnte inhaltlich keine auffälligen Unterschiede bemerken. Eine gekürzte Fassung findet man bei Kurt Pätzold/Günther Rosenfeld5. Die ersten beiden sollen für die Analyse herangezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung mit Kopfregest
- Die internationale Lage und die Sowjetunion
- Allgemeiner Überblick
- Der Vormarsch der Japaner 1931-1939 und die Angst vor einem Zweifrontenkrieg
- Wendung zu den Westmächten
- Beginnende Neuorientierung in der sowjetischen Außenpolitik
- Die Rede Stalins
- Inhaltliche Darstellung und Analyse
- Formale Analyse
- Reaktionen
- Bewertung und Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Rede Stalins auf dem XVIII. Parteikongress im Jahr 1939, die als „Kastanienrede“ bekannt ist. Ziel ist es, Stalins Rede in den Kontext der internationalen Lage und der beginnenden Neuorientierung in der sowjetischen Außenpolitik zu stellen. Die Analyse betrachtet sowohl den Inhalt als auch die Form der Rede und untersucht die darauf folgenden Reaktionen in der Politik und der Presse.
- Die veränderte internationale Lage im Jahr 1939, geprägt von der wachsenden Aggressivität Japans und Deutschlands.
- Die sowjetische Außenpolitik und die Strategien der kollektiven Sicherheit.
- Die Rolle des Antikominterpakts und Stalins Angst vor einem Zweifrontenkrieg.
- Die Wende in der sowjetischen Außenpolitik und die Annäherung an den Westen.
- Die Analyse der Rede Stalins in Bezug auf Inhalt und Form.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung mit Kopfregest
Die Einleitung stellt Stalins Rede auf dem XVIII. Parteikongress 1939 vor, die auch als „Kastanienrede“ bekannt ist. Sie skizziert die Ziele der Hausarbeit, die darin bestehen, die Rede in den Kontext der damaligen internationalen Lage und der sowjetischen Außenpolitik zu setzen. Die Hausarbeit wird Stalins Rede sowohl inhaltlich als auch formal analysieren und die Reaktionen auf die Rede beleuchten.
Die internationale Lage und die Sowjetunion
Allgemeiner Überblick
Dieses Kapitel beschreibt die Weltlage im Zeitraum 1931 bis 1939, die durch die wachsende Aggressivität Japans und Deutschlands geprägt war. Die Sowjetunion schloss sich den Westmächten an, um durch eine Politik der kollektiven Sicherheit Widerstand gegen die Aggressoren zu leisten. Diese Strategie wurde bis August 1939 verfolgt, als Verhandlungen mit den Westmächten über einen Beistandspakt scheiterten. Die Sowjetunion sah sich in dieser Situation gezwungen, andere Maßnahmen zu treffen, was schließlich zur Unterzeichnung des Nichtangriffspakts mit Deutschland führte.
Der Vormarsch der Japaner 1931-1939 und die Angst vor einem Zweifrontenkrieg
Dieses Kapitel konzentriert sich auf Japans Vormarsch in die Mandschurei 1931 und die daraus resultierende Sorge der Sowjetunion, dass Japan weiter nach Sibirien vordringen könnte. Der Abschluss des Antikominterpakts zwischen Japan und Deutschland 1936 verstärkte die Ängste der Sowjetunion, von beiden Ländern in die Zange genommen zu werden. Stalin befürchtete 1939 einen doppelten Angriff durch Japan im Osten und Deutschland im Westen. Dieser Zweifrontenkrieg hätte die Sowjetunion in eine äußerst schwierige Situation gebracht.
Wendung zu den Westmächten
Dieses Kapitel beleuchtet Stalins Besorgnis über Hitlers Expansionspläne nach Osten. Obwohl man in Moskau zunächst hoffte, dass Hitler die traditionell sowjetfreundliche Linie der Reichswehr beibehalten würde, änderte sich die Situation mit dem Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Polen 1934. Diese Entwicklung führte dazu, dass die Sowjetunion nach einer Alternative suchte und sich für eine Westorientierung entschied. Diese Phase war geprägt von der Politik der kollektiven Sicherheit, die von Maxim Litwinow, dem sowjetischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten, seit seinem Amtsantritt 1930 verfolgt wurde. Die Sowjetunion schloss bilaterale Nichtangriffs- und Neutralitätspakte, um sich vor militärischen Auseinandersetzungen an ihren Grenzen zu schützen. Zu den wichtigsten Beispielen gehören der Nichtangriffs- und Neutralitätspakt mit Frankreich 1932, der Beitritt der UdSSR zum Völkerbund 1934 sowie die sowjetisch-französischen und sowjetisch-tschechoslowakischen Beistandspakte von 1935.
Beginnende Neuorientierung in der sowjetischen Außenpolitik
Dieses Kapitel behandelt das Münchner Abkommen von 1938 als ein Schlüsselereignis, das zur Neuorientierung der sowjetischen Außenpolitik beitrug. Die Westmächte, die durch Zugeständnisse Deutschlands Aggression entschärfen wollten, gewährten Hitler mit dem Münchner Abkommen einen immensen Machtzuwachs. Dieser Umstand und der Versuch der Westmächte, über München eine allgemeine Verständigung mit Deutschland zu erreichen, bedeutete für den Kreml das Scheitern seiner langjährigen Bemühungen, mit den kapitalistischen Mächten Europas ein Bündnis zu schließen, das allen Beteiligten Sicherheit vor einem Angriff durch faschistische Staaten, insbesondere Deutschlands, bot. Trotz seines Versprechens der Unterstützung der Tschechoslowakei griff Stalin nicht ein, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass er die durch die Säuberungen von 1937-1938 geschwächte Rote Armee schonen wollte. Als Hitler 1939 Prag besetzte, erkannten die Westmächte, dass sie mit der UdSSR zusammenhalten mussten. Stalin forderte im Gegenzug für seine Unterstützung eine Hegemonie über eine Reihe von Nachbarstaaten, die vom Westen anerkannt werden sollte. Verhandlungen zwischen England, Frankreich und den USA im August 1939 führten zu Meinungsverschiedenheiten, die nicht gelöst werden konnten. Schließlich kam es zu einer unerwarteten Wende, als Stalin und Hitler am 19. August 1939 ein deutsch-sowjetisches Handelsabkommen unterzeichneten. Bereits zuvor hatte die Entlassung des jüdischen Außenministers Litwinow im Mai 1939 das Ende der Politik der kollektiven Sicherheit markiert.
Die Rede Stalins
Inhaltliche Darstellung und Analyse
Dieses Kapitel setzt sich mit Stalins Rede auf dem XVIII. Parteikongress auseinander. Stalin stellt fest, dass sich die Beziehungen zwischen Staaten in den fünf Jahren seit dem XVII. Parteitag deutlich verändert haben. Kapitalistische Länder haben in dieser Zeit sowohl wirtschaftliche als auch politische Schwierigkeiten durchgemacht. Der imperialistische Krieg, der bereits seit zwei Jahren tobt, hat mehr als 500 Millionen Menschen erfasst. Es ist hilfreich, Stalins Rede mit seinem Rechenschaftsbericht auf dem XVII. Parteitag von 1934 zu vergleichen. In beiden Berichten wird auf die verschärfte Konfliktsituation und politische Krise innerhalb der kapitalistischen Länder hingewiesen, die schließlich zum Krieg führen.
- Arbeit zitieren
- Nikita Iagniatinski (Autor:in), 2007, Stalins Kastanienrede vom 10. März 1939, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157562