Heiner Müllers „Bildbeschreibung“ ist 1984 als Auftragsarbeit für den „Steirischen Herbst“ in Graz, einem internationalen Festival für zeitgenössische Kunst, in Miedenkam am Chiemsee entstanden. Die Grundlage für den Text lieferte die Zeichnung einer ungarischen Bühnenbildstudentin des ersten Semesters, Emilia Kolewa.
„Der Anlass war eine Zeichnung etwas koloriert, von einer Bühnenbildstudentin in Sofia. Sie hatte einen Traum gezeichnet. Sie hatte Freud nicht gelesen, so dass das eins zu eins war, ohne jede Hemmung von Symbolen.“
Es handelt sich um eine Tuschezeichnung mit Schraffiertechnik und Wasserfarben im Format A3.
In Interviews behandelt Müller selbst den Text als einen Theatertext und bei seiner Uraufführung in Graz wurde er als eine Bewusstseinslandschaft inszeniert. Zahlreiche weitere Aufführungen zeigen stets eine fruchtbare und unterschiedliche Herangehens- und Umsetzungsweise des Textes.
Auch in der umfangreichen Sekundärliteratur lassen sich die verschiedensten Herangehensweisen an diesen recht unbequemen Text lesen.
Typische Strukturen eines Dramas, wie ein stringenter Handlungsablauf, Rollenzuweisungen und Dialogstrukturen sucht der Rezipient vergebens. Vertraute Sichtweisen, wie bei denen eines klassischen Textes, müssen somit ebenfalls in den Hintergrund rücken.
Die folgende Arbeit soll sich mit der Auseinandersetzung von Bildbetrachter, Autor und auch Rezipienten mit dem jeweils vorliegenden Medien Bild und Text beschäftigen.
Der Fokus liegt dabei auf dem Konflikt zwischen direktem und innerem Sehen, einem Wechselspiel zwischen Betrachtung, Befragung und der unermüdlichen Suche nach dem Dahinter mit auch gleichzeitiger Infragestellung dessen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Ergebnis eines ungehemmten Malstiftes
- oder alles ist anders
- Der unaufhörliche Wahn des Verstehens
- Ein Drama zwischen zwei Blicken
- …in einer abgestorbenen dramatischen Struktur
- Eine doppelte „Übermalung“?
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Heiner Müllers „Bildbeschreibung“, einem Text, der 1984 als Auftragsarbeit für den „Steirischen Herbst“ entstand. Die Grundlage für den Text lieferte eine Zeichnung einer ungarischen Bühnenbildstudentin. Die Arbeit analysiert die Auseinandersetzung von Bildbetrachter, Autor und Rezipient mit den Medien Bild und Text, wobei der Fokus auf dem Konflikt zwischen direktem und innerem Sehen liegt.
- Die Analyse der Bildbeschreibung als Theatertext
- Die Untersuchung der Beziehung zwischen Bild und Text
- Die Erforschung des Konflikts zwischen direktem und innerem Sehen
- Die Darstellung der verschiedenen Herangehensweisen an den Text
- Die Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Bildvorlage für Müllers Text
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt Heiner Müllers „Bildbeschreibung“ vor. Das zweite Kapitel analysiert die Bildvorlage, eine Tuschezeichnung mit Schraffiertechnik und Wasserfarben im Format A3, die als Inspirationsquelle für Müllers Text diente. Die Analyse der Bildvorlage beleuchtet die Figuren, den bildlichen Grundaufbau und die Stimmung, die sich für den Bildbetrachter erschließen lassen. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf den Text „oder alles ist anders“. Es geht auf den unaufhörlichen Wahn des Verstehens, die Dramaturgie des Textes und die Auseinandersetzung mit der Bildvorlage im Text ein.
Schlüsselwörter
Heiner Müller, Bildbeschreibung, Bildanalyse, Theatertext, Dramaturgie, Sehen, Interpretation, Medien, Bild und Text, Konflikt, direktes Sehen, inneres Sehen.
- Citar trabajo
- Nanni Harbordt (Autor), 2010, Heiner Müllers "Bildbeschreibung" und die Rollen von Bildbetrachter, Autor und Rezipient, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157574