In der vorliegenden Hausarbeit sollen die Ansätze von Mancur Olson (Die Logik des Kollektiven Handelns. Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen), James Coleman (Macht und Gesellschaftsstruktur), Dieter Rucht (Parteien, Verbände und Bewegungen als Systeme politischer Interessenvermittlung) und Walter Powell (Weder Markt noch Hierarchie. Netzwerkartige Organisationsformen), zu ihrer Aussagekraft bezüglich gemeinschaftsbasierter AIDS Organisatio-nen untersucht werden.
Die Gruppe der gemeinschafts-basierten AIDS Organisationen stellen im Feld der nichtstaatlichen politischen Organisationen einen besonderen Vertreter dar. Ihr grundlegender Unterschied im vergleich zu anderen Nicht-Regierungsorganisationen besteht laut Kenis darin, dass sie nicht nur für die betroffenen Gruppen, sondern mehrheitlich von diesen Gruppen selbst ins Leben gerufen worden sind (Kenis 2000: 124).
Ich möchte mich in meinen Ausführungen nicht auf gemeinschafts-basierte AIDS Or-ganisationen in aller Welt beziehen, sondern hauptsächlich auf die gemeinschafts-basierte AIDS Organisation ACT-UP (AIDS Coalition to Unleash Power; http://www.actupny.org/ index.html), um das Thema in der Kürze einer Hausarbeit angemessen bearbeiten zu können und um meine Ausführungen mit praktischen Erläuterungen und Beispielen dieser Organisation zu untermauern. ACT-UP soll dabei stellvertretendes Beispiel für viele westlichen ge-meinschafts-basierten AIDS Organisationen sein, die sich im Gegensatz zu afrikanischen oder asiatischen Organisationen anfangs fast ausschließlich aus der Gruppe der durch Bluttransfu-sionen mit dem HI-Virus infizierten Personen und aus der Gruppe der mit AIDS infizierten Homosexuellen gründeten (Kenis 2000: 128). Ursprünglich wurde ACT-UP 1987, 6 Jahre nach der ersten Identifizierung des HI-Virus, in New York gegründet und konnte sich in den letzten fast zwei Jahrzehnten nach Angaben von ACT-UP in über 70 weitere Städte und Regi-onen in den USA und weltweit ausbreiten (http://www.actupny.org/documents/capsule-home.html). ACT-UP nimmt daher eine weitgehende Vorreiterrolle unter den gemeinschafts-basierten AIDS Organisationen ein und stellt ein sehr erfolgreiches und engagiertes Beispiel dar. Deshalb scheint es mir angemessen, ACT-UP als Maßstab für die Überprüfung der Aus-sagkraft der verschiedenen Ansätze zu gemeinschafts-basierten AIDS Organisationen zu nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ,,Die Logik des Kollektiven Handelns. Kollektivgüter und die Theorie der Gruppen\" von Mancur Olson
- Olsons Aussagen zur Funktionsweise großer Gruppen
- Übertragung der Aussagen von Olson zu kleinen Gruppen auf gemeinschafts-basierte AIDS Organisationen
- Zusammenfassung der Überlegungen zu gemeinschafts-basierten AIDS Organisationen
- ,,Macht und Gesellschaftsstruktur“ von James Coleman
- Entstehung der neuen korporativen Akteure und die Machtverschiebung zwischen ihnen und den Individuen
- Übertragung einiger Aussagen von Coleman auf gemeinschafts-basierte AIDS Organisationen
- ,,Parteien, Verbände und Bewegungen als Systeme politischer Interessenvermittlung“ von Dieter Rucht
- Gemeinschafts-basierte AIDS Organisationen als soziale Bewegung?
- Gemeinschafts-basierte AIDS Organisationen als intermediäres System?
- ,,Weder Markt noch Hierarchie. Netzwerkartige Organisationsformen“ von Walter Powell
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Ansätze von Olson, Coleman, Rucht und Powell im Hinblick auf ihre Relevanz für gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen. Diese Arbeit untersucht, ob die Theorien der vier Autoren, die sich allgemein mit nichtstaatlichen politischen Organisationen befassen, auf die spezifische Gruppe der gemeinschaftsbasierten AIDS-Organisationen anwendbar sind. Die Analyse konzentriert sich auf die Frage, ob die Ansätze der Autoren alle Gruppen der nichtstaatlichen politischen Organisationen umfassend berücksichtigen oder ob sie spezifische Eigenschaften von gemeinschaftsbasierten AIDS-Organisationen möglicherweise nicht ausreichend erfassen.
- Überprüfung der Anwendbarkeit der Theorien von Olson, Coleman, Rucht und Powell auf gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen
- Analyse der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Theorien der vier Autoren
- Betrachtung der Besonderheiten von gemeinschaftsbasierten AIDS-Organisationen im Vergleich zu anderen nichtstaatlichen politischen Organisationen
- Bewertung der Aussagekraft der Theorien in Bezug auf die Funktionsweise, die Ziele und die Herausforderungen von gemeinschaftsbasierten AIDS-Organisationen
- Bedeutung der Rolle der Organisation ACT-UP als Beispiel für eine gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit Olsons Theorie des kollektiven Handelns. Es werden seine Argumente zur Funktionsweise großer Gruppen und die Übertragung seiner Aussagen auf kleine Gruppen, speziell auf gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen, analysiert. Das Kapitel untersucht, ob Olsons Konzept des „Trittbrett-Fahrens“ relevant für die Funktionsweise von AIDS-Organisationen ist. Das zweite Kapitel analysiert Colemans Theorie der Macht und der Gesellschaftsstruktur und prüft, ob seine Ausführungen zur Entstehung neuer korporativer Akteure auf die Veränderungen im Bereich der gemeinschaftsbasierten AIDS-Organisationen zutreffen. Das dritte Kapitel analysiert Rucht's Theorie der politischen Interessenvermittlung und diskutiert, ob gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen als soziale Bewegungen oder als intermediäre Systeme betrachtet werden können. Das vierte Kapitel betrachtet Powells Ansatz der netzwerkartigen Organisationsformen und untersucht, ob die von ihm beschriebenen Netzwerke für gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen relevant sind.
Schlüsselwörter
Nichtstaatliche politische Organisationen, gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen, ACT-UP, kollektives Handeln, Trittbrett-Fahren, Macht, Gesellschaftsstruktur, Interessenvermittlung, soziale Bewegungen, intermediäre Systeme, Netzwerkartige Organisationsformen, homo oeconomicus, Kollektivgüter
- Arbeit zitieren
- Isabel Meyer (Autor:in), 2006, Ansätze zu nichtstaatlichen Organisationen und ihre Aussagekraft über gemeinschaftsbasierte AIDS-Organisationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157580