1. Einleitung
Im deutschsprachigen Raum ist Friedrich Schiller noch immer ein kultureller Bestandteil. Neben diversen Schillerstiftungen und der deutschen Schillergesellschaft beschäftigt sich auch das Schiller-Nationalmuseum mit dem Erhalt und der Ordnung seines Nachlasses.
Darüber hinaus gehören die Werke Schillers zu den obligatorischen Schullektüren. 2009 finden in den größeren deutschen Städten Gedenkfeiern anlässlich des 250. Geburtsjahres des deutschen Dichters statt und das deutsche Literaturarchiv in Marbach ruft ein Schillerjahr aus. Diese Veranstaltungen im Gedenken an Schiller stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den Massenveranstaltungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts; denn während bei den Schillerfeiern 1859 hunderttausende Menschen auf den Strassen ihren Dichter mit
Fahnenzügen, Glockenläuten und Jubelgesängen hochleben ließen, herrscht dagegen heute im Vergleich eine sehr dezente Atmosphäre. In dieser Zeit des politischen und gesellschaftlichen Wandels richteten die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf Schiller mit samt seinen Werken
und schöpften Kraft für die bevorstehenden Umwälzungen zur Gründung einer einheitlichen Nation. Die Erinnerung an den heroischen Dichter, der in Gedichten und Dramen seinen Gedanken Ausdruck verlieh, stärkte die Gemüter der Menschen und gab ihnen Hoffnung auf Freiheit und nationale Einheit. Schiller wurde im 19. Jahrhundert zum Mythos gegen den Absolutismus, da die
Oppositionellen seine Werke als Aufrufe zur Verwirklichung von mehr Menschenrechten und
Gedankenfreiheit deuteten. Die Forderung nach nationaler Einheit, die in seinen Dramen
hervorgerufen wurde, machte ihn zur geistigen Führerfigur der politischen Opposition. Doch
wie vollzog sich die Konstruktion des Klassikers in der Öffentlichkeit und von welchen
gesellschaftlichen Gruppen erfolgte die Inanspruchnahme? Warum kam es zur Kanonbildung Schillers im Laufe des 19. Jahrhunderts mit dem Höhepunkt 1859?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erinnerung an deutsche Klassiker
- Kulturelle Nationsbildung durch Feste
- Friedrich Schiller - Leben und Wirkung
- Schillerverehrung im frühen 19. Jahrhundert
- Schillerfeiern 1859
- Festrede zur Schillerfeier in Bremen
- „Rede auf Schiller\" von Jakob Grimm
- Kanonbildung Friedrich Schiller
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Kanonisierung Friedrich Schillers im 19. Jahrhundert, insbesondere im Hinblick auf die Schillerfeiern von 1859. Ziel ist es, zu analysieren, wie und von welchen gesellschaftlichen Gruppen die Erinnerung an Schiller konstruiert und politisch instrumentalisiert wurde. Die Arbeit beleuchtet dabei die Rolle der Erinnerungskultur und ihrer Verbindung zur Nationsbildung im 19. Jahrhundert.
- Die Bedeutung der Erinnerungskultur und des kulturellen Gedächtnisses im Kontext der deutschen Klassiker
- Die Rolle von Festen und Feierlichkeiten bei der nationalen Identitätsbildung
- Schillers Werk als Ausdruck von Freiheit und nationaler Einheit
- Die Instrumentalisierung Schillers für politische Zwecke im 19. Jahrhundert
- Die Konstruktion des Klassikers in der Öffentlichkeit und die Kanonisierung Schillers
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Begriffe Klassik, Nation und Erinnerung und bietet eine kurze Biografie Schillers. Anschließend wird die Schillerverehrung im frühen 19. Jahrhundert beleuchtet und der Kontext der Schillerfeiern 1859, die den Höhepunkt der Schiller-Verehrung darstellen, eingeordnet. Die Arbeit analysiert die Festreden zur Schillerfeier 1859 von Wilhelm Hertzberg und Jakob Grimm, um die Kanonisierung Schillers im 19. Jahrhundert zu beleuchten. Die Analyse verdeutlicht, wie Schillers Werk zur Stärkung der nationalen Identität und zur Förderung politischer Ziele genutzt wurde. Die Arbeit zeigt, dass Schillers Werk nicht nur die Erinnerung an einen bedeutenden Dichter bewahrte, sondern auch politische Ideale und gesellschaftliche Umwälzungen des 19. Jahrhunderts widerspiegelte.
Schlüsselwörter
Schiller, Kanonisierung, Erinnerungskultur, Festkultur, Nationsbildung, politische Instrumentalisierung, deutsche Klassiker, Schillerfeiern 1859, Wilhelm Hertzberg, Jakob Grimm, Freiheit, nationale Einheit, 19. Jahrhundert.
- Quote paper
- Heiko Hoffmann (Author), 2009, Schillerfeiern 1859, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157655