Probleme der Weltgeschichte in Brjusovs Schaffen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Brjusov als Buchdichter

Hauptteil

1. Brjusovs Blick in die Zukunft und Vergangenheit

2. Historische und legendäre Persönlichkeiten in Brjusovs Dichtung

3. Ursprung der Zivilisation

4. Umgang mit den Errungenschaften der Wissenschaft

5. Veränderungen in Brjusovs Dichtung durch die Oktoberrevolution

6. Bedeutung des Sonettenkranzes „Светоч мысли―

7. Der Platz der Oktoberrevolution in Brjusovs Dichtung.

8. Interpretation des Sonettenkranzes „ Светоч мысли “

Schlussbemerkungen

Literatur

Brjusov als Buchdichter

Wenn man die seit langem existierende Aufteilung der Dichter auf Naturdichter bzw. Dichter der Elemente und Buch- bzw. Buchkulturdichter für richtig hält, dann kann man Brjusov zu Recht als den größten Dichter der Buchkultur bezeichnen.1 Nach P.N. Berkov existiert in der Weltliteratur kein anderer in so einem Maß Buchdichter.

Brjusov schrieb, etwa 1914:

„В чем я считаю себя специалистом? ...По образованию я историк...Вообще осведомлен во всеобщей истории литературы...Я довольно хорошо знаю французский и латинский языки, сносно итальянский, плоховато немецкий, учился английскому и шведскому, заглядывал в грамматики арабского, еврейского и санскрита...Последнее время исключительно занимаюсь древним Римом и римской литературой. Во всех этих областях я, в настоящем смысле слова, специалист; по каждой из них прочел целую библиотеку. (...)

Но боже мой! Боже мой! Как жалок этот горделивый перечень сравнительно с тем, чего я не знаю. Весь мир политических наук, все очарование наук естественных, физика и химия... целые миры о которых я едва наслышан,-древний Египет, Индия, государство майев, мифическая Атлантида... Если бы мне иметь сто жизней, они не насытили бы всей жажды познания, которая сжигает меня"2

Aus diesem umfangreichen Zitat kann man schließen, welchen Stellenwert in Brjusovs Leben Bücher eingenommen haben, unveränderliche, fast einzige Quellen, aus welchen der Autor seine phänomenalen Kenntnisse schöpfte und die sein künstlerisches und wissenschaftliches Schaffen “genährt” haben.

Brjusovs Schaffen ist ohne Bücher unvorstellbar. Doch gleichzeitig ist Brjusov nicht jemand, der Bücher nur “konsumierte” . Er lebte nicht nur zwischen Büchern, sondern in Büchern, mit Büchern, mit Hilfe von Büchern:

"А книги...Чистые источники услады...учитель, друг, желанный враг, двойник, - я в вас обрел все сладости и яды! С какою жадностью, как тесно я приник к стоцветным стеклам, к окнам вещих книг, и увидал сквозь них просторы и сиянья, лучей и форм безвестных сочетанья... И годы я стоял, безумный, у окна!” (aus ―L’ ennui de vivre” 19023 )

Diese Zeit, das waren keine Jahre „des Wahnsinns vor den Fenstern der weisen Bücher―, sondern das war eine Zeit von weisem Aneignen von Wissen, kulturellen Werten.

Brjusov bildet also seine Sicht der Entwicklung der Menschheit von uralten Zeiten bis zu unserer Zeit und weiter in die Zukunft und versucht das Problem der Geschichte der Weltkultur in seinen Werken zu lösen.

Hauptteil

1. Brjusovs Blick in die Zukunft und Vergangenheit

Am Ende des 19. Jahrhunderts entstand oft die Frage: Was passiert in der Zukunft, was erwartet dort die Menschheit? Es herrschte eine Wissenschaftseuphorie, eine Wahrnehmung der Ansammlung großer Kenntnisse, aber zugleich Skeptizismus.

Unter den symbolistischen Dichtern entdeckte besonders Brjusov am Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts sein Interesse für das Thema Zukunft. Dabei kann man bei ihm zwei Richtungen erkennen: die erste pessimistisch-tragische, die darauf hinausläuft, dass die Menschheit ―в цепях веков и в тягости времен” auf den unausweichlichen Tod zusteuert; die zweite, optimistische, das Leben bestätigende, die den Menschen und das Leben selbst lobpreist. Zwischen diesen beiden Richtungen bewegte sich der Autor auf seinem Weg das Problem der Geschichte der Weltkultur zu lösen. Natürlich wollte Brjusov, ein Historiker in seiner Ausbildung und Denken, sich mit dem Ursprung der Zivilisation beschäftigen, als er sich Gedanken über die Entwicklung der Kulturen in der Zukunft machte. Den Ausgangspunkt aller Kulturen bildet nach Brjusov Atlantis (Атлантида), die Zivilisation der Atlanten, die vor langer Zeit ausgestorben ist.4

"Впервые светоч из священных слов / зажгли Лемуры, хмурые гиганты / его до неба вознесли Атланты / он заблистал для будущих веков” 5

Das Licht aus Atlantis lässt Brjusov nach Chaldäa, China, Babylon, Ägypten, Griechenland und in die europäischen Epochen bis in das 20. Jahrhundert und den ersten Weltkrieg gelangen. Brjusov führt alle Geheimnisse und Kulturfähigkeiten auf Atlantis zurück. Von dort folgte die Weitergabe in alle Kulturen, Zeitalter, Künste, aber auch in die Seele des Menschen.6

2. Historische und legendäre Persönlichkeiten in Brjusovs Dichtung

Zwei Zyklen schreibt Brjusov: «Любимцы веков» (1899) und «Правда вечная кумиров»(1904) mit denen er eine ganze Reihe von Porträten historischer und legendärer Persönlichkeiten aus verschiedenen Kulturen, Völkern und Epochen vorstellen wollte. Der Leser lernt den assyrischen Zar Assargadon, den Führer des hebräischen Volkes, Moses, zahlreiche Gestalten der antiken Mythologie, Alexander den Grossen, Cleopatra, einen alten Wikinger, Maria Stuart und schließlich Napoleon kennen. Wenn man sich die Namen der Menschen und mythischen Personen, die Bezeichnungen der Ereignisse, der Staaten, der Kulturen genauer anschaut, dann wird klar, dass dies alles der zeitgenössischen historischen Wissenschaft von der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert entnommen wurde.

3. Ursprung der Zivilisation

Die Bezeichnung des Landes Lemurien, Vorgängerin des Atlantis, wird bei Brjusov erst in seinem Werk «Учители учителей» erwähnt. Im letzten Kapitel dieses Werks bezeichnet der Autor die Kenntnisse über dieses phantastische Land jedoch als unglaubwürdig und schlägt als ein zusammenfassendes Resümee seine ―kurze Skizze der ganzen Geschichte der Menschheit im Laufe der letzten zehn- bis fünfzehntausend Jahre ihres kulturellen Seins” 7 vor. Das folgende Zitat zeigt die Ergebnisse, zu denen der Autor gelangt ist:

«Так мировая история человечества, - schrieb Brjusov, - представляет четыре гигантских круга...современный мир подразделяется на три части: новейшая эпоха … Новая Европа, от 19 до 16 века и средневековье. (…) Мы учились у античности, античность у ранней древности, ранняя древность у Атлантиды. (…) Атланты были учителем наших учителей, и им мы вполне вправе присвоить ответственное наименование: «учители учителей»».8

Anhand dieses Zitats könnte man darauf schließen, dass das größte Ziel des Schaffens Brjusovs darin bestand, herauszustellen, dass die mythische atlantische Kultur den Anfang aller Anfänge der menschlichen Zivilisation bildet. Aber das kann man so nicht behaupten.9

4. Umgang mit den Errungenschaften der Wissenschaft

Ohne Zweifel, ihn als Historiker-Denker hat die Idee der Verallgemeinerung und des philosophischen Deutens der Ergebnisse zahlreicher archäologischer, ethnographischer, geographischer und historischer Untersuchungen und konkreter Daten, die von der Weltwissenschaft Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts gesammelt wurden, angezogen.

[...]


1 Берков П.Н.: Проблемы исторического развития литературы. Статьи. Ленинград 1981.

2 Брюсов, В.: Собрание сочинений в семи томах, Москва 1973, Том 6, С. 400-401.

3 Ebd., Том 1, С. 293.

4 Erdmann, Elisabeth von: Von Atlantis zur Moderne. In: Thiergen, Peter (Hg.): Scholae et Symposium, Koeln 2003, S. 1-27, hier: 16-21.

5 Брюсов, В.: Собрание сочинений, Том 3, C. 383.

6 Erdmann, Atlantis, S. 21.

7 Брюсов, Т. 7, С. 432.

8 Ebd., T. 7, S. 436-437.

9 Берков, С. 433.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Probleme der Weltgeschichte in Brjusovs Schaffen
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V157666
ISBN (eBook)
9783640762699
ISBN (Buch)
9783640762736
Dateigröße
706 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Probleme, Weltgeschichte, Brjusovs, Schaffen
Arbeit zitieren
Nikita Iagniatinski (Autor:in), 2007, Probleme der Weltgeschichte in Brjusovs Schaffen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157666

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