Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Wirkung von Ernst Jandls Parodie "Übe!" auf Johann Wolfgang von Goethes Gedicht "Ein gleiches". Ausgehend von der Frage, ob Parodien das Schöne und Edle eines Originals zerstören oder zu einer neuen Betrachtung anregen, analysiert die Arbeit Jandls Bearbeitung im Kontrast zu Goethes Werk. Nach einer Definition des Begriffs Parodie und der Darstellung zweier gegensätzlicher Wahrnehmungen – als aufwertendes, neue Perspektiven eröffnendes Kunstwerk versus als destruktive Verlachung – werden beide Gedichte interpretiert und formal analysiert. Der Vergleich der beiden Werke verdeutlicht signifikante Unterschiede in Entstehungszeit, thematischer Ausrichtung und formaler Gestaltung. Während Goethes "Ein gleiches" im Kontext des Sturm und Drangs eine harmonische Naturbetrachtung mit Todesahnung entwirft, spiegelt Jandls "Übe!" die Tristesse der Nachkriegszeit wider und transformiert die Vorlage in ein Lautgedicht mit potenziell bedrohlichen und sexuellen Konnotationen. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Jandls Parodie das Original nicht im klassischen Sinne zerstört, sondern vielmehr eine radikal andere Lesart und ein völlig neues Verständnis des Goethe-Gedichts ermöglicht, indem sie dessen traditionelle Semantik und Form aufbricht und somit zu einer veränderten Wahrnehmung anregt.
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- Vivian Grimm (Author), 2021, Ikone trifft Mauerblümchen. Die Wirkung der Parodie auf das Werk "Ein gleiches" von Johann Wolfgang von Goethe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1577180