Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Was ist Sozialkapital?
1.1 Probleme der einheitlichen Definition
1.2 Ist Sozialkapital ein Kapital?
1.3 Ebenen des Sozialkapitals
1.3.1 Mikro-Ebene (Individuelle Ebene)
1.3.2 Makro-Ebene (Gesellschaftliche Ebene)
1.3.3 Korrespondenz von Mikro- und Makroebene
2 Elemente bzw. Ausprägungen des Sozialkapitals
2.1 Soziale Netzwerk
2.1.1 Horizontale und vertikale Netzwerke
2.1.2 Formelle und informelle Beziehungen
2.1.3 Starke und schwache Beziehungen
2.2 Vertrauen
2.3 Reziprozität
2.4 Gemeinsame Normen und Werte
3 Auswirkungen des Sozialkapitals für die Gesellschaft
3.1 Sozialkapital und Wirtschaftswachstum
3.2 Sozialkapital und nachhaltige Entwicklung
3.3 Sozialkapital und Bürgergesellschaft
4 Zusammenfassende Betrachtung
5 Literaturverzeichnis
Einleitung
Der Begriff Sozialkapital findet in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen wie der Soziologie, der Politikwissenschaft und Wirtschaftwissenschaft Verwendung (vgl. Franzen und Freitag, 2007: 66-67). Obwohl Sozialkapital als Begriff relativ einheitlich für soziale Beziehungen und Handlung genutzt wird, existieren für die Erklärung dieses Phänomens viele Konzepte nebeneinander: einige ergänzen sich, andere schließen sich wissenschaftstheoretisch aus (vgl. Gehmacher, 2006:2). In dieser Diskussion tritt das Sozialkapital als zu erklärendes Phänomen, zu erklärender Faktor oder als Problem auf (vgl. Gehmacher, 2006:2). Bei jedem Konzept entfaltet das Sozialkapital eine neue Facette.
In der vorliegenden Arbeit soll das Konzept des Sozialkapitals aus ökonomischer Sicht dargestellt werden. Um sich Klarheit über die Funktionen, sich ergebende Bestimmungsfaktoren oder Effekte von Sozialkapital in der Wirtschaft zu gewinnen, ist es daher wichtig die Vielzahl der Konzepte zu strukturieren. Im ersten Kapitel wird erklärt, was unter Sozialkapital zu verstehen ist. Dabei wird das Problem einer eindeutigen Definition des Begriffs Sozialkapital angesprochen. Außerdem wird die Frage beantwortet, warum Sozialkapital Kapital darstellt und welche Besonderheiten dieses in Vergleich zu anderen Kapitalarten aufweist.
In der Literatur lassen sich zwei Hauptansätze unterscheiden, die Sozialkapital auf zwei Ebenen analysieren:
Auf der individuellen Ebene (Mikro-Ebene) tritt Sozialkapital als Beziehungsgröße von Individuen und somit als Wert sozialer Beziehungen, die Individuen für das Verfolgen ihrer persönlichen Ziele einsetzen, auf. Auf der gesellschaftlichen Ebene (Makro-Ebene) wird Sozialkapital als kollektives Gut angesehen.
Unabhängig von der jeweiligen Ebene (individuelle oder gesellschaftliche Ebene) besteht der Wert des Sozialkapitals aus den positiven Effekten für die einzelnen Mitglieder und für die Gruppe als Ganzes (vgl. Seubert, 2007: 13).
Da die beiden Ebenen (individuelle bzw. gesellschaftliche Ebene) zusammenhängen und sich einander ergänzen, treffen die Elemente bzw.
Ausprägungen des Sozialkapitals auf beide Ebenen zu. Auf die Elemente bzw. Ausprägungen des Sozialkapitals wird im zweiten Teil der Arbeit eingegangen. Anschließend werden die Auswirkungen des Sozialkapitals hinsichtlich Wirtschaftswachstum, nachhaltiger Entwicklung und Bürgerschaft dargestellt.
1 Was ist Sozialkapital?
1.1 Probleme der einheitlichen Definition
Wie oben beschrieben, ist der Begriff des Sozialkapitals ein vielgenannter und viel genutzter Begriff. Problematisch ist, dass jedes Konzept eine eigene Definition beinhaltet.
Der Begriff Sozialkapital muss hinreichend bestimmt sein, um in möglichst vielen Bereichen verwendet werden zu können. Schließt eine Definition des Sozialkapitals alles ein und nichts mehr aus, besteht die Gefahr, dass seine Bedeutung verloren geht (vgl. Riemer, 2005:166). Eine für alle Disziplinen einheitliche Definition des Sozialkapitals ist jedoch nicht möglich (vgl. Iseke, 2007:57). Deshalb ist es erforderlich die Definition des Sozialkapitals entsprechend seiner Verwendung anzupassen.
1.2 Ist Sozialkapital ein Kapital?
Über Kapital wird gesprochen, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:
1) Kapital kann weiter gegeben z.B. veräußert oder vererbt werden;
2) Es ist möglich auf das Kapital freiwillig zu verzichten, um in der Zukunft für sich einen Vorteil zu erzielen (Investition und Rendite);
3) Zeitunabhängige Existenz des Kapitals;
4) Kapital ist akkumulierbar;
5) Kapital ist konvertierbar;
Im Folgenden werden die einzelnen Kriterien genauer beschrieben:
1) Weitergabe des Kapitals
Ein Individuum kann über sein ökonomisches Kapital (Sach- und Finanzkapital) als auch über sein Humankapital (die Besitzung des Wissens, besonderen Fähigkeiten, der Kompetenzen, Erfahrung, des Bildungsabschlusses, und Eigenschaften) verfügen und andere können von der Nutzung ausgeschlossen werden (vgl. Zwingenberger, 2003: 67-68). Diese Kapitale sind rein private Güter (vgl. Franzen und Freitag, 2007: 67-68). Finanz- und Sachkapital kann man z.B. verschenken. Auch Zugang zu Humankapital lässt sich mittelbar an andere Personen weitergeben z.B. in Form von Nachhilfestunden (vgl. Franzen und Freitag, 2007: 67-68).
Dagegen lässt sich Sozialkapital weder verschenken noch automatisch von anderen nutzen. Es ist zwar möglich den Zugang zu eigenen sozialen Kontakten zu verschaffen z.B. andere Person in eine Gesellschaft einzuführen. Die Entscheidung ob der Neuling von der Gesellschaft angenommen wird liegt nicht mehr in den Händen des Initiators oder Eingeführten. Somit liegt die Entscheidung über die Bereitstellung von Ressourcen des Netzwerkes im Wesentlichen bei den Netzwerkkontakten. (vgl. Franzen und Freitag, 2007: 67-68). Folglich ist das Sozialkapital Bestandteil einer Beziehung (vgl. Iseke, 2007:62).
2) Investitionen in das Kapital erfordern einen Verzicht in der Gegenwart zugunsten eines Ertrages in der Zukunft
Aus Sicht der Ökonomie verursacht der Aufbau und Erhalt der sozialen Bindungen Kosten in Form von Zeit und Geld, die mit der Intention getätigt werden Gewinne zu erzielen (vgl. Iseke, 2007:62). Diese Kosten könnten als Investitionen gesehen werden die dem Ertrag bzw. der Rendite der sozialen Beziehungen gegenüberstehen (vgl. Fuchs 2008:24). Die Rendite sind zur Verfügung stehende Ressourcen, die sich ihrerseits aus der Einbettung von Individuen in die Sozialstruktur ergeben und die zur Realisierung ihrer Interessen beitragen. (vgl. Gehmacher, 2006:3). Beispielsweise erhalten auf der individuellen Ebene (Mikro-Ebene) die Individuen durch soziale Kontakte die Gelegenheit ihre finanziellen Mittel und ihr Humankapital profitabel einzusetzen.
Auf der gemeinschaftlichen Ebene (Makroebene) ist Sozialkapital mit gemeinschaftlichen Nutzenkomponenten wie wirtschaftliches Wachstum, Effektivität und Produktivität verbunden (vgl. Gehmacher, 2006:2). Jedoch rechnen sich die Investitionen nur, wenn aus dem Netzwerk ein Nutzen entsteht, der zumindest langfristig gesehen größer als die aufgewendeten Kosten ist.
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