Die Vermarktung von Techno funktioniert prinzipiell anders als in der Musikindustrie üblich. Freilich wollen auch hier die meisten Akteure Geld verdienen, am besten eher mehr als weniger, und bei Namen wie Carl Cox oder Paul van Dyk kann man sicher
nicht von Kleinmeierei sprechen. Dennoch sind die strukturell-marktwirtschaftlichen Eigenheiten nicht marginal, sondern im Gegenteil sehr markant. Daher soll hier untersucht werden,
wie die Vermarktung von Techno im Einzelnen funktioniert.
Dabei soll es im Rahmen dieser Untersuchung aber nicht darum gehen, die Vertriebsstrukturen aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive heraus zu diskutieren. Vielmehr sollen musikimmanente Vermarktungsstrategien analysiert werden.
Natürlich werden die einzelnen Vertriebswege wie z. B. Label, Plattenladen oder DJ bündig erörtert werden müssen, um die Vermarktungsstrategien zuordnen zu können. Hierbei wird auch der Balanceakt zwischen Kredibilität und Käuferzahlen, zwischen Authentizität und Absatz, zwischen „Szene“ und „Mainstream“ Beachtung finden müssen.
Doch diese Beschreibung wird möglichst gerafft ausfallen, um zur eigentlichen Fragestellung vorzudringen: welcher Art sind die klanglichen Parameter, die dazu führen, dass die Technokultur so beliebt ist?
Dabei wird man durchaus zu Ergebnissen vorstoßen, die allgemeine Gültigkeit besitzen. Dass diese im individuellen künstlerischen Ausdruck wiederum höchst unterschiedlich ausfallen können, ist eine andere Frage: wenn ich wüsste, wie man zielsicher einen hochprofitablen und dabei auch noch szeneintern als „authentisch“ empfundenen Hit landen könnte, wäre ich wahrscheinlich nicht gerade dabei, diese Zeilen zu schreiben. Allgemeine Leitlinien lassen sich aber zweifelsohne feststellen. Diese sollen dann als Gegenprobe auf die Analyse eines einzelnen Tracks angewendet werden.
Da dieser sich sowohl durch eine große Verbreitung als auch hohe Beliebtheit innerhalb der Szene auszeichnete, müssten sich zwingend Übereinstimmungen mit den vorher getroffenen Aussagen ergeben. Man wird aber nicht vergessen dürfen, dass die Untersuchung eines
einzelnen Tracks wegen der Prozesshaftigkeit und vorherrschenden Konsumform von Techno auch in der analytischen Reduktion keine hundertprozentige Deckungsfläche mit dem musikalischen Phänomen Techno besitzt. Die kulturelle Einbettung einer Musikform ist immer mit zu berücksichtigen, denn das Klangereignis existiert logischerweise nie losgelöst von seiner gesellschaftlichen (Re-) Produktion.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Vertriebsstrukturen
- Labels
- Clubs & Raves
- DJs
- Plattenläden
- Medien
- Musikindustrie
- Musikimmanente Vermarktungskanäle
- Novität
- Technologie
- Tanzbarkeit
- Trance
- Körperlichkeit
- Welcome to the Discotheque!
- Verbreitung
- Analyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese musikwissenschaftliche Arbeit analysiert die Vermarktungsstrategien von Techno, wobei der Fokus auf klanginhärenten Aspekten liegt. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, welche klanglichen Parameter zum Erfolg eines Techno-Tracks beitragen und die Technoszene prägen.
- Analyse der Vertriebsstrukturen von Techno
- Identifizierung musikimmanenter Vermarktungskanäle
- Bedeutung von Novität, Technologie, Tanzbarkeit, Trance und Körperlichkeit im Techno
- Einfluss der Clubkultur auf die Verbreitung und Vermarktung von Techno
- Untersuchung des Spannungsfelds zwischen Authentizität und Kommerzialisierung in der Technoszene
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort beleuchtet das Phänomen des „3 Tage wach“-Tracks von Tobias Lützenkirchen und stellt die zentrale Frage nach der Vermarktung von Techno.
Das Kapitel „Vertriebsstrukturen“ analysiert die wichtigsten Distributoren von Techno, darunter Labels, Clubs & Raves, DJs, Plattenläden, Medien und die Musikindustrie. Es wird die besondere Rolle der Clubkultur und die starke Einflussnahme der Medien auf die Technokultur hervorgehoben.
Das Kapitel „Musikimmanente Vermarktungskanäle“ erörtert verschiedene klanginhärente Elemente, die zum Erfolg von Techno beitragen, darunter Novität, Technologie, Tanzbarkeit, Trance und Körperlichkeit.
Das Kapitel „Welcome to the Discotheque!“ widmet sich der Verbreitung von Techno, untersucht die Analyse eines einzelnen Tracks und berücksichtigt die kulturelle Einbettung des musikalischen Phänomens.
Schlüsselwörter
Techno, elektronische Tanzmusik, Vermarktungsstrategien, klanginhärente Aspekte, Vertriebsstrukturen, Clubkultur, Musikindustrie, Novität, Technologie, Tanzbarkeit, Trance, Körperlichkeit, Authentizität, Kommerzialisierung.
- Quote paper
- B. A. Bruno Desse (Author), 2008, Sound sells – Sound cells, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157900