Unter dem Einfluss der deutschen Linken, insbesondere von Ernst Bloch und Walter Benjamin, verfasste Clement Greenberg (16. Januar 1909 bis 7. Mai 1994) seinen ersten Aufsatz zur Kunstkritik „Avant-Garde and Kitsch“, der noch 1939 in der Partisan Review veröffentlicht wurde. Der zu diesem Zeitpunkt erst 29-jährige demonstriert umfangreiches Wissen in den Gebieten der Kunstgeschichte, Literatur und Politik, aus denen er zahlreiche Beispiele für seine Thesen anführt. Und wenngleich es seine erste Position zur Kunst ist, zeigt sich bereits sein Vermögen zur theoretischen Abstraktion sowie seine Vorliebe für provokante Axiome, die gelegentlich übers Ziel hinaus schießen.
In dem Essay beschreibt Greenberg die Avantgarde als ,Retter’ der Kunst vor der allgemeinen Kitsch- und Konsumbewegung: Während Kitsch nur äußere Wirkungen von Kunst nachahme und diesen Effekt zu optimieren versuche, ginge es dem modernen – avantgardistischen – Künstler um die Kunst selbst, ihre Medien und gestalterischen Mittel.
Aus diesem Argument heraus erklärt sich auch Greenbergs Vorliebe für den Abstrakten Expressionismus, für Maler wie Klee, Picasso, Matisse, Cezanne oder Kandinsky, die seiner Meinung nach für eine „reine“ Kunst eintraten.
Die Diskussion um die Auswirkungen der Kitsch- und Massenkultur war im Übrigen im Amerika der 30er Jahre allgegenwärtig: Neben Greenberg zählten Adorno und Broch zu den populärsten Kritikern dieser Zeit. Alle drei sahen im aufkommenden Kapitalismus die ,Ursache allen Übels’.
Auf „Avant-Garde and Kitsch“ folgten etliche weitere Aufsätze, in denen der Kritiker gleichermaßen seine eigenen Kriterien zur Bewertung von Kunst herausarbeitete. Von einigen wird im Laufe dieser Arbeit noch die Rede sein. Greenbergs Theorien beeinflussten auch einige bekannte Kritiker der jüngeren Generation, unter ihnen Michael Fried und Rosalind
Krauss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Avant-garde and Kitsch“
- Kapitel I: Avantgarde und Gesellschaft
- Kapitel II: Avantgarde und Ersatzkultur
- Kapitel III: Effekt und Effekthascherei
- Kapitel IV: Avantgarde und Kulturpolitik
- Zusammenfassung
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit von Franziska Beyer untersucht Clement Greenbergs Essay "Avant-garde and Kitsch" und setzt sich mit dessen Argumenten auseinander. Die Arbeit beleuchtet Greenbergs Kunsttheorie im Kontext der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der 1930er Jahre.
- Die Entstehung der Avantgarde und ihr Verhältnis zur Gesellschaft
- Die Kritik an der Massenkultur und der Aufstieg des Kitsches
- Greenbergs Konzept der „Reinen Kunst“ und seine Bedeutung für die Kunstgeschichte
- Die Rolle der Kulturpolitik und der Einfluss des Kapitalismus auf die Kunst
- Die Abgrenzung zwischen „echter“ Kunst und Kitsch
Zusammenfassung der Kapitel
In der Einleitung stellt die Autorin Clement Greenbergs Essay „Avant-garde and Kitsch“ vor und skizziert den historischen Kontext seiner Entstehung.
Das erste Kapitel beleuchtet Greenbergs These, dass die Avantgarde als eine „überlegene“ Form der Gesellschaftskritik entstand. Die Autorin beschreibt, wie die Avantgarde-Künstler sich von den etablierten Kunstmärkten abwandten und eine neue Form der „reinen“ Kunst entwickelten, die sich auf die formalen Elemente konzentrierte und jegliche inhaltliche Bedeutung ablehnte.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Phänomen des Kitsches, das Greenberg als eine „Ersatzkultur“ für die Massen bezeichnet. Die Autorin erläutert, wie der Aufstieg der Massenkultur und die damit verbundene Kommerzialisierung der Kunst zu einer Verfälschung der Kunstformen führten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der Kunsttheorie und Kulturkritik, wie Avantgarde, Kitsch, „Reine Kunst“, Massenkultur, Kapitalismus, Abstrakter Expressionismus und Kulturpolitik.
- Quote paper
- Franziska Beyer (Author), 2005, Das Dogma der "Reinen Kunst", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157918