Bis weit in die sechziger Jahre hinein waren sich die Niederländer einig, dass die Besatzungszeit eine schwere Herausforderung gewesen ist, aber das Volk standhaft geblieben war. Die minimale Mitgliederanzahl der Nationalsozialistischen Partei NSB (Nationaal Socialistische Beweging) und der einzige in Europa stattgefundene Protest gegen die Judenverfolgung im Februar 1941 dienten beispielsweise der Legitimierung dieser Auffassung. Gegen Ende der sechziger Jahre begann der Mythos vom Widerstand der Niederländer gegen die deutschen Okkupanten zu bröckeln. Eine Debatte um Kollaboration und Widerstand entbrannte, die auch heute noch nicht abgeschlossen ist.
Genau wie im besetzten Norwegen lag auch in den Niederlanden die Exekutive bei einem Reichskommissar. Die einheimischen faschistischen Parteien oder Bewegungen wurden von den Deutschen benutzt, ohne sie an der Macht teilhaben zu lassen.
Meine Arbeit befasst sich näher mit der fünfjährigen Besatzungszeit der Niederlande und legt einen Schwerpunkt auf die Kollaboration der Holländer mit den Deutschen. Welche Personen oder Gruppen kollaborierten genau? Wie sah diese Art der „Zusammenarbeit“ aus und welche Ziele und Intentionen verfolgten die Partner?
Die fünfjährige Herrschaftszeit der Deutschen über die Niederländer wird als „effektiv“ beschrieben. Insbesondere gilt dies für die ersten zwei Jahre der Besatzung. Die Deportation der jüdischen Bevölkerung gelang in großem Umfang, Ruhe und Ordnung wurde lange bewahrt und die wirtschaftliche Ausbeutung war außerdem sehr erfolgreich. Reichskommissar Seyss-Inquart konnte viele seiner politischen Ziele erreichen, eine Nazifizierung der niederländischen Bevölkerung gelang jedoch nicht. Nur wenig Einheimische verließen den Staat, so dass das holländische Beamtentum erhalten blieb und häufig loyal mit den neunen Machthabern zusammenarbeitete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff der Kollaboration
- Das Reichskommissariat
- Die Eroberung der Niederlande
- Die Niederländische Union
- Die Besatzungszeit
- Kollaboration
- Kollaboration von Parteien, Verbänden und der Presse
- Die administrative Kollaboration
- Ökonomische Kollaboration
- Die faschistische Kollaboration
- Die Niederlande in der Nachkriegszeit
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die fünfjährige Besatzungszeit der Niederlande durch das Deutsche Reich während des Zweiten Weltkriegs und legt einen Schwerpunkt auf die Kollaboration der holländischen Bevölkerung mit den deutschen Besatzern. Insbesondere wird untersucht, welche Personen oder Gruppen an der Kollaboration beteiligt waren, wie diese „Zusammenarbeit“ konkret aussah und welche Ziele und Intentionen die beteiligten Parteien verfolgten.
- Die Besatzungszeit der Niederlande im Zweiten Weltkrieg
- Die Rolle des Reichskommissars Seyss-Inquart
- Verschiedene Formen der Kollaboration (politisch, administrativ, ökonomisch, faschistisch)
- Ziele und Intentionen der Kollaborateure
- Die Bedeutung des Begriffs "Kollaboration" im historischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung beleuchtet die historische Sichtweise auf die Besatzungszeit der Niederlande und die Entstehung der Debatte um Kollaboration und Widerstand. Sie stellt die Forschungsfrage und die Schwerpunkte der Arbeit dar.
- Zum Begriff der Kollaboration: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition und Bedeutung des Begriffs „Kollaboration“ im historischen Kontext und untersucht die unterschiedlichen Aspekte der Kollaboration, die über militärische, politische und ideologische Aspekte hinausgehen.
- Das Reichskommissariat:
- Die Eroberung der Niederlande: Dieses Kapitel schildert die deutsche Besetzung der Niederlande im Mai 1940, die deutsche Strategie des Blitzkrieges, den geringen Widerstand der Niederländer, die Bombardierung Rotterdams und die Flucht der Königin Wilhelmina ins Exil.
- Die Niederländische Union: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Gründung und der Rolle der "Niederländischen Union", einer faschistischen Partei, die von den Deutschen benutzt wurde, um ihre Interessen in den Niederlanden zu fördern.
- Die Besatzungszeit: Dieses Kapitel beschreibt die Organisation der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden und die Herausforderungen, denen diese begegnete.
- Kollaboration: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Formen der Kollaboration in den Niederlanden. Es werden die Kollaboration von Parteien, Verbänden und der Presse, die administrative Kollaboration, die ökonomische Kollaboration und die faschistische Kollaboration näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Kollaboration und des Widerstands im Zweiten Weltkrieg. Im Fokus stehen die Besatzungszeit der Niederlande, das Reichskommissariat, der Reichskommissar Seyss-Inquart, die verschiedenen Formen der Kollaboration und die Intentionen der Kollaborateure.
- Quote paper
- Silvan Schütt (Author), 2009, Kollaboration im Reichskomissariat Niederlande, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158039