Betrachtet man das Neue Testament genauer, wird man feststellen, dass der Begriff „Amt“ nicht im direkten Zusammenhang mit den kirchlichen Funktionen zu finden ist. Dies liegt daran, dass das Wort eine Gewisse Art von Herrschaft voraussetzen könnte. Um dies zu vermeiden, verwendete schon Paulus das Wort „Dienst (diakonia)“, dessen Wortsinn die Aufforderung zum Dienen mit sich brachte . In der Diakonia gab es keine Bestimmungen der Organisationen, womit eine Über- oder Unterordnung ausgeschlossen und die Gestaltung für eine Entwicklung der Ämter völlig offen war.
Die erforderten Führungsrollen übernahmen, zumindest in den Gemeinden Palästinas, die Verwandten Jesu. Das erworbene Amt des Presbyters, welches von Älteren oder im Glauben Erprobten besetzt wurde, beinhaltete laut Dassmann eine amtliche Autorität, die von der persönlichen Autorität als abhängig erschien . Unter den auszuführenden Tätigkeiten verstand man die Gemeindeleitung und das Beschützen vor Irrlehren.
Im Neuen Testament beschreibt Paulus die Gemeinde als eine Verkörperung des Leibes Christi, in der der Geist eine Fülle von Gaben (hier definiert als Charisma) weckt. Um diesen Vergleich gerecht zu werden, führte kein Weg daran vorbei, wichtige Gemeindeaufgaben mit geeigneten Kandidaten zu besetzen.
In den kommenden Jahrhunderten führte eine Vielzahl von Entwicklungen zur Entstehung einer Ämterlaufbahn mit klaren Strukturen und ersten Vorschriften. Entscheidenden Einfluss zu diesem Thema hatte im vierten Jahrhundert Papst Siricius, welcher von 384 – 399 dieses Amt besetzte.
Aus diesem Grund befasst sich meine Hausarbeit mit dem Thema der kirchlichen Ämterlaufbahn während des vierten Jahrhunderts – mit besonderer Berücksichtigung auf die Vorschriften von Papst Siricius und dessen Durchsetzungskraft.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- AUFKOMMEN DER KIRCHLICHEN ÄMTERLAUFBAHN
- 1. – 2. JAHRHUNDERT
- 3. JAHRHUNDERT
- Tertullian
- Cyprian
- Apostolische Überlieferung
- WEIHESTUFEN IM 4. JAHRHUNDERT
- DAS 4. JAHRHUNDERT
- SIRICIUS
- SIRICIUS, EPISTULA 1
- Epistula 1
- Epistula 1, 9, 13
- Epistula 1, 10, 14
- Vergleich beider Laufbahnen
- Durchsetzung und Ausnahmen
- WEITERFÜHRENDE ÄNDERUNGEN
- ENDE DES VIERTEN JAHRHUNDERTS
- DAS FÜNFTE JAHRHUNDERT
- DAS SECHSTE JAHRHUNDERT
- SCHLUSSFOLGERUNGEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Entwicklung der kirchlichen Ämterlaufbahn im vierten Jahrhundert, insbesondere die Vorschriften von Papst Siricius und deren Durchsetzung. Ziel ist es, das Aufkommen und die Entwicklung der Ämterlaufbahn in den ersten drei Jahrhunderten aufzuzeigen und den Einfluss von Siricius' Dekreten auf die Struktur und Organisation der Kirche zu beleuchten. Dabei werden wichtige Texte wie der 1. Klemensbrief und die Briefe von Ignatius von Antiochien sowie die Werke von Tertullian und Cyprian untersucht.
- Die Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ämterlaufbahn im ersten bis dritten Jahrhundert
- Die Rolle von Papst Siricius im vierten Jahrhundert
- Die Bedeutung der Epistula 1 von Siricius und deren Auswirkungen auf die Ämterweihen
- Die Durchsetzung und Ausnahmen von Siricius' Vorschriften
- Die weiteren Änderungen in der kirchlichen Ämterlaufbahn im späten vierten und fünften Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Begriff "Amt" im Kontext des Neuen Testaments und stellt die Bedeutung des "Dienstes (diakonia)" heraus. Sie beschreibt die Anfänge der kirchlichen Ämterlaufbahn in den ersten Jahrhunderten und hebt die Rolle des 1. Klemensbriefs und der Briefe von Ignatius von Antiochien hervor.
Kapitel 2.1 analysiert die Entwicklung der kirchlichen Ämterlaufbahn im ersten und zweiten Jahrhundert. Es wird auf die Entstehung des dreistufigen Amtes (Bischof, Presbyter, Diakon) und die Rolle der synodalen Gemeinde und des hellenistischen Vereinswesens eingegangen.
Kapitel 2.2 beleuchtet das dritte Jahrhundert und den Vergleich zwischen Tertullian, Cyprian und der Apostolischen Überlieferung. Es werden die Ausdifferenzierung der klerikalen Ämter und die Entwicklung einer Ämterhierarchie dargestellt. Der Abschnitt untersucht die Bedeutung von Tertullian und Cyprian für die Prägung des westlichen Christentums.
Kapitel 3 befasst sich mit dem vierten Jahrhundert und dem Einfluss von Papst Siricius. Es enthält eine kurze Biographie des Papstes und analysiert dessen Epistula 1, insbesondere deren Auswirkungen auf die Ämterweihen.
Kapitel 4 untersucht die weiterführenden Änderungen in der kirchlichen Ämterlaufbahn im späten vierten und fünften Jahrhundert und beleuchtet die Durchsetzung von Siricius' Vorschriften.
Schlüsselwörter
Die Hauptaugenmerke dieser Arbeit liegen auf den Themen der kirchlichen Ämterlaufbahn, dem vierten Jahrhundert, Papst Siricius, Epistula 1, Diakonia, Bischof, Presbyter, Diakon, synodale Gemeinde, hellenistisches Vereinswesen, Tertullian, Cyprian, Apostolische Überlieferung, Ämterhierarchie, Durchsetzung, Vorschriften, Entwicklung, Organisation, Struktur.
- Arbeit zitieren
- Benedikt Frische (Autor:in), 2008, Die kirchliche Ämterlaufbahn im 4. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158041