Verhaltensspuren als nicht-reaktive Methode


Hausarbeit, 2003

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

A Einleitung

B Grundlagen
I Reaktivität
1 Definition
2 Arten reaktiver Verfahren
3 Das Problem der Reaktivität und die daraus resultierende, bedingte Gültigkeit von Messungen
a Fehler, durch die zu erforschenden Personen bzw. sozialen Einheiten
b Fehler, die durch den Forscher bewirkt werden
c Fehler, in der Wahl der Erhebungskonzeption
aa Validität
bb Reliabilität
d Fehler, durch die Datensammlung als Kommunikations- und Interpretationsprozess
II Nicht-Reaktivität
1 Geschichtlicher Hintergrund
2 Definition
3 Arten Nicht-reaktiver Verfahren
4 Problematik bei Nicht-reaktiven Verfahren
a Inhalt
b Erprobung
c Indikatoren
d Stichproben
e Ethische Fragen

C Verhaltensspuren
I Definition
II Arten und Messverfahren
1 Abnutzungsmessung
a natürliche Abnutzungsmessung
b kontrollierte Abnutzungsmessung
2 Ablagerungsmessung
a natürliche Ablagerungsmessung
b kontrollierte Ablagerungsmessung

D Resümee

A Einleitung

Gegenstand des Referates ist es, einen grundsätzlichen Überblick über Reaktive Messverfahren zu geben, um anhand der aus ihnen resultierenden Fehlerquellen auf die Entstehung der Nicht-reaktiven Verfahren einzugehen. Im speziellen, soll die Spurensuche als Nicht-reaktives Verfahren einer eingehenderen Untersuchung unterzogen werden.

„Der Kluge Hans“[1]

Ein Pferd, welches addieren, subtrahieren, multiplizieren, dividieren, persönliche Fragen beantworten und andere Aufgaben lösen kann sieht man nicht alle Tage. Im Jahre 1904 war aber genau dies der Fall. Der Hengst „Hans“, des Mathematiklehrers von Osten, konnte Antworten anhand zählbaren Hufscharrens geben. Diese Rechenkünste wurden Hans unter anderem von einer Kommission der Preußischen Akademie der Wissenschaften bescheinigt.

Erst dem Gelehrten Carl Stumpf und seinem studentischen Mitarbeiter Oskar Pfungst gelang es des Rätsels Lösung zu finden. Es zeigte sich nämlich, dass Hans keine korrekte Antwort geben konnte, wenn sein Besitzer nicht sichtbar war oder die richtige Antwort selbst nicht wusste. Aufgrund dieser Beobachtungen kamen die beiden Forscher auch den subtilen Beeinflussungen des Tieres durch von Osten auf die Spur. Während Hans mit den Hufen scharrte und von Osten dieses zählte, machte er, sobald die richtige Zahl erreicht war, eine fast unmerkliche Kopfbewegung – für das Pferd das Signal aufzuhören.

Das bemerkenswerte dabei ist, dass von Osten selbst an die Fähigkeiten seines Pferdes geglaubt hatte und deshalb nach Bekanntgabe der Untersuchungsergebnisse diese anzweifelte und sich verbittert zurückzog.

Aufgrund dieses Ergebnisses wurden die Sozialforscher (wenn auch erst Jahre später, da die Einfachheit der Lösung von der eigentlichen Entdeckung ablenkte) auf die feinen, fast unbemerkbaren Mechanismen der Verhaltenssteuerung aufmerksam.

B Grundlagen

I Reaktivität

1 Definition

Als Reaktivität bezeichnet man die „Beeinflussung des Meßergebnisses durch Merkmale der Untersuchungssituation, speziell durch den Meßvorgang selbst“.[2]

Die Reaktivität ist eng mit der „Gefährdung der Gültigkeit“[3] (auch Validität[4]) verbunden.

2 Arten reaktiver Verfahren

Durch die oben angeführte Definition wird verdeutlicht, dass fast alle Erhebungsarten reaktive Verfahren sind.[5]

Interview / Befragung

Experiment

Beobachtung

Rollenspiel

Inhaltsanalyse

Vorhersage

3 Das Problem der Reaktivität und die daraus resultierende, bedingte Gültigkeit von Messungen

a Fehler, durch die zu erforschenden Personen bzw. sozialen Einheiten[6]

Gerade bei höchst kooperativen Personen, können durch das bewusste Teilnehmen an der Untersuchung reaktive Messfehler auftreten. Diese lassen sich in folgende Teilfehlerklassen einteilen:

1. Wissen um Testsituation und psychische Veränderungen

Der sogenannte „Meerschwein-Effekt“[7], d.h., die Veränderung des Verhaltens durch das Bewusstsein des „Getestet-Werdens“, ist zwar nicht absolut nachweisbar, aber wahrscheinlich umso höher, je mehr die Messsituation vom Alltagsleben abweicht.

2. Rollenauswahl

Durch das Wissen um die Testsituation kann das Forschungsobjekt, bewusst oder unbewusst, in eine ihm angebracht erscheinende Rolle schlüpfen. Die Gültigkeit der Messung wird umso mehr leiden, desto weiter die ausgewählte Rolle vom „normalen“ Rollenverhalten des Explorierten abweicht.

3. Veränderung durch den Messprozess

Bei erstmaligen Messungen ist eine Veränderung dessen was gemessen werden soll durch Stimuli möglich.

Dieses wirkt sich z.B. bei Intelligenztests oder Angepasstheitstest in der Art aus, das ein Wandel der Ergebnisse bei mehrmaligen Messungen auftreten kann.

[...]


[1] Vgl.: Diekmann, A.: Empirische Sozialforschung, Hamburg 2001, S. 517-518

2 Kromrey, H.: Empirische Sozialforschung, Opladen 1998, S.505

[3] Koolwijk, J.; Wieken-Mayser, M.: Techniken der empirischen Sozialforschung, München 1975, S.13

[4] aus dem lateinischen von valide (gültig)

[5] Diese Datenerhebungsarten können ihrerseits noch weiter unterteilt werden, z.B. das Interview in: persönlich,

telefonisch oder als schriftliche Befragung, worauf hier aber nicht näher eingegangen werden soll.

6 Vgl. Koolwijk, J.; Wieken-Mayser, M.: Techniken der empirischen Sozialforschung, München 1975, S.13-17

[7] nach Sellnitz 1959

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Verhaltensspuren als nicht-reaktive Methode
Hochschule
Hochschule Bremen  (Wirtschaftswissenschaft)
Veranstaltung
Empirische Sozialforschung
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
15
Katalognummer
V15807
ISBN (eBook)
9783638208246
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verhaltensspuren, Methode, Empirische, Sozialforschung
Arbeit zitieren
Michael Dannehl (Autor:in), 2003, Verhaltensspuren als nicht-reaktive Methode, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15807

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