Der deutsche Weltbestseller Im Westen nichts Neues gilt heute scheinbar unumstritten als der Antikriegsroman schlechthin. Mit Attributen wie zeitlos, übernational und realistisch geht er seit seinem Erscheinen in 1929 immer wieder in die Neuauflage, sodass man mittlerweile von etwa 20 Millionen verkauften Exemplaren ausgeht. Betrachtet man allerdings seine Rezeptionsgeschichte, so wird deutlich, dass die Einstufung des Romans als „gegen den Krieg“ oder „pazifistisch“ nicht seit jeher in aller Munde ist. Vielmehr entbrannte sich nach dem Erscheinen und noch mehr durch den grandiosen Erfolg, den es daraufhin zu verbuchen hatte, eine äußerst kontroverse Diskussion. So waren durchaus auch Kommentare wie die folgenden zu finden, die dem Werk einen völlig anderen Charakter zusprachen. 1929 schrieb die Berliner Zeitschrift Die Welt am Abend: „Das Buch fördert nicht so sehr den Abscheu vor dem Kriege, als es die latent gewordene Kriegslust weckt.“ Andere Zeitschriften bezeichneten Im Westen nicht Neues als heroisches Buch , das eher den Frontgeist als das pazifistische Gefühl erwachen lasse.
Solche Kommentare sind in der jüngeren Zeit zu einer Ausnahme geworden, doch sind sie tatsächlich völlig von der Hand zu weisen?
Die vorliegende Arbeit wird anhand ausgesuchter Textstellen nachweisen, dass Im Westen nichts Neues, bezüglich der Einstufung als Antikriegsroman, äußerst kritische Elemente enthält, wobei vorerst der Versuch notwendig ist, Merkmale festzusetzen, die ein Kriegsbuch von einem Antikriegsbuch unterscheiden. Aufgrund des festgesetzten Rahmens wird diese Arbeit sich nur mit den problematischen Aspekten des Werkes auseinandersetzen und sie nicht solchen gegenüberstellen, die eine relativierende oder aufhebende Wirkung hätten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriegs- oder Antikriegsbuch – Der Versuch einer Grenzziehung
- Im Westen nichts Neues und das Konzept der Leerstelle
- Feindbilder
- Krieg und Gewaltdarstellungen
- Heldentum und Dolchstoßlegende
- Kameradschaft
- Fazit
- Literaturangaben
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Eigenständigkeitserklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues im Hinblick auf seine Einordnung als Antikriegsroman. Sie untersucht, ob der Roman eindeutig als Antikriegsroman kategorisiert werden kann oder ob er auch kriegsaffirmative Elemente enthält. Durch die Analyse ausgesuchter Textstellen wird ein tieferer Einblick in die vielschichtige Darstellung des Krieges in Remarques Werk gewonnen.
- Die Abgrenzung von Kriegs- und Antikriegsromanen
- Die Darstellung der Gewalt und ihrer Auswirkungen im Roman
- Die Rolle von Heldentum und Kameradschaft im Kontext des Krieges
- Die Frage der Authentizität und der Darstellung des Krieges in der Literatur
- Die Rezeption des Romans und die Kontroverse um seine Interpretation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Frage nach der eindeutigen Einordnung von Im Westen nichts Neues als Antikriegsroman in den Mittelpunkt. Sie beleuchtet die vielschichtige Rezeption des Romans, die sowohl kriegsablehnende als auch kriegsaffirmative Interpretationen beinhaltet.
Kapitel 2 widmet sich der Abgrenzung von Kriegs- und Antikriegsromanen. Anhand definierter Kriterien werden die Merkmale eines Kriegsromans herausgearbeitet, der den Krieg glorifiziert und ihn als etwas Heroisches darstellt. Im Gegensatz dazu wird versucht, Kriterien für einen Antikriegsroman zu definieren, der den Krieg kritisch beleuchtet und die Auswirkungen der Gewalt auf den Einzelnen hervorhebt.
Kapitel 3 untersucht das Konzept der Leerstelle im Roman Im Westen nichts Neues. Es analysiert die Darstellung von Feindbildern, die Darstellung von Krieg und Gewalt, die Rolle von Heldentum und Dolchstoßlegende sowie die Darstellung von Kameradschaft im Kontext des Krieges. Diese Themengebiete werden in Beziehung gesetzt zu den in Kapitel 2 erarbeiteten Kriterien für Kriegs- und Antikriegsromane.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen, die im Text behandelt werden, sind: Antikriegsroman, Kriegsroman, Im Westen nichts Neues, Erich Maria Remarque, Gewalt, Heldentum, Kameradschaft, Authentizität, Rezeption, Leerstelle, Feindbilder, Dolchstoßlegende, Kriegserfahrung.
- Quote paper
- Julia Altmann (Author), 2008, Im Westen nichts Neues - Wirklich ein Antikriegsbuch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158306