Mit der Herauslösung der Markgrafschaft Österreich aus dem bayrischen Herzogtum gelang Friedrich I. Barbarossa 1156 nicht nur die Beilegung des staufisch-welfischen Gegensatzes. Dank seines diplomatischen Geschicks blieb auch die Ehre und das Ansehen des davon maßgeblich betroffenen Babenbergers Heinrich II. Jasomirgott in vollem Umfang erhalten .
In der hier vorliegenden Analyse sollen nun die dafür relevanten Quellen gegenübergestellt und untersucht werden. Zum einen ist dies das Privileg selbst, von dessen Echtheit nach neuestem Forschungsstand unbedingt auszugehen ist. Auf der anderen Seite steht der Augenzeugenbericht des Belehnungsaktes durch den zeitgenössischen Historiker Otto von Freising.
Die Vorgehensweise ist systematisch. Nach einen Vergleich der jeweils zugrundeliegenden Symbolik zur Konstituierung der Rechtshandlung soll in einem weiteren Kapitel auf die Motivation zur Ausfertigung des Privilegs und die besondere Intention, die die Geschichtschreibung Ottos von Freising bestimmte, eingegangen werden. Auf dieser Grundlage können die besonderen Vorrechte, die Heinrich Jasomirgott erhielt, analysiert und eingeordnet werden. Damit kann aufgezeigt werden, wie sich die Urkunde und die erzählende Quelle ergänzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Symbolik: Fahnenübergabe versus Urkunde
- II. Motivation: Geschichtsschreibung versus Gesetzgebung
- II.1 Ausgleich zwischen Staufern und Welfen
- II.2 Aufrechterhaltung der babenbergischen Ehre
- III. Die besonderen Vorrechte für Heinrich Jasomirgott
- III.1 Die babenbergischen Forderungen
- III.2 Die Verbriefung des Rechts
- III.2.1 Wahrung der fürstlichen Ehre
- III.2.2 Dynastisch-familiäre Interessen
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Analyse dieser Arbeit befasst sich mit dem Privilegium minus, das Friedrich I. Barbarossa 1156 Heinrich Jasomirgott verlieh. Ziel ist es, das Privileg mit dem zeitgenössischen Bericht Ottos von Freising zu vergleichen und die Unterschiede in der Darstellung der Legitimation der Rechtshandlung, der Motivation zur Ausfertigung des Privilegs und der besonderen Vorrechte für Heinrich Jasomirgott aufzuzeigen.
- Vergleich der Symbolik der Rechtshandlung: Fahnenübergabe vs. Urkunde
- Motivation hinter der Ausfertigung des Privilegs: Staufisch-welfischer Ausgleich, Aufrechterhaltung der babenbergischen Ehre
- Die besonderen Vorrechte für Heinrich Jasomirgott: Verbriefung des Rechts, Wahrung der fürstlichen Ehre, dynastisch-familiäre Interessen
- Die Rolle der Geschichtsschreibung Ottos von Freising: panegyrische Darstellung des Kaisers, Verbindung zu den Babenbergern
- Die ergänzende Funktion der Urkunde und der erzählenden Quelle
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit beleuchtet die Herauslösung der Markgrafschaft Österreich aus dem bayrischen Herzogtum durch Friedrich I. Barbarossa im Jahr 1156, die den staufisch-welfischen Gegensatz beendete und die Ehre Heinrichs II. Jasomirgott bewahrte. Die Analyse vergleicht das Privilegium minus mit dem Augenzeugenbericht Ottos von Freising.
I. Symbolik: Fahnenübergabe versus Urkunde
Otto von Freising beschreibt die Übergabe des Lehens "per vexilla", während das Privileg selbst diese Handlung nicht erwähnt. Die Arbeit stellt die beiden Traditionslinien gegenüber: Otto blieb der nichtschriftlichen Handlungssymbolik treu, das Privileg repräsentiert das Wiederaufleben der Legitimation durch Verschriftlichung im 12. Jahrhundert.
II. Motivation: Geschichtsschreibung versus Gesetzgebung
II.1 Ausgleich zwischen Staufern und Welfen
Die Arbeit betrachtet die politische Situation und Barbarossas Fähigkeit, den staufisch-welfischen Gegensatz durch diplomatisches Geschick zu lösen. Die Urkunde zeigt den Welfen Heinrich den Löwen in einer doppelten Rolle: als Gegenpart zu Heinrich Jasomirgott im Streit um Bayern und als Übergeber der Markgrafschaft Österreich. Otto von Freising erwähnt den Welfen hingegen nur beiläufig und lenkt den Fokus auf die Verbindung des Kaisers mit den Babenbergern.
- Arbeit zitieren
- Birgitt Reiß (Autor:in), 2007, Vergleich des Priviligium minus mit der Überlieferung Ottos von Freising, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158386