Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Fragestellung
2. Forschungsstand
3. Die Außenpolitik der USA bis 1945: Vom Isolationismus zur Grundlegung der amerikanischen Weltmacht
3.1. Die Außenpolitik der USA bis zum Ersten Weltkrieg
3.2. Der Erste Weltkrieg und die Veränderungen der US-Außenpolitik in dessen Folge
4. Der Beginn des Kalten Krieges: Die Entwicklung der Containment policy und die Verschärfung des Kalten Krieges
5. Der Koreakrieg: der erste militärische Konflikt im Kalten Krieg
5.1. Die politische Situation Koreas
5.2. Die Reaktion der USA auf den Einmarsch der nordkoreanischen Truppen
5.3. Folgen des Koreakrieges und der Wandel in der Außenpolitik
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
8. Abkürzungsverzeichnis
1. Fragestellung
Das 20. Jahrhundert, von vielen Leuten als das „Jahrhundert der Kriege“ bezeichnet, war für die USA der Schritt aus der Isolations- bzw. Neutralitätspolitik zum Aufstieg zur Supermacht. Das noch sehr junge Land, das erst 1776 seine Unabhängigkeit erlangte verknüpfte seine außenpolitische Zielsetzung und Vorgehensweise unmittelbar mit denen der Innenpolitik. Diese sind vor allem das Streben nach Sicherheit, sowie die Stärkung der eigenen Wirtschaft. Dies bedeutet, dass die Dominanz der USA als Supermacht auf militärischer und wirtschaftlicher Stärke beruht. Die Strategien der Außenpolitik nach 1945 spiegeln das wieder.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Außenpolitik der USA im 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt wird dabei auf den Beginn des Kalten Krieges gelegt. Betrachtet werden die außenpolitischen Strategien von Containment zu Roll Back. Ein besonderer Blick richtet sich dabei auf den Koreakrieg, welcher den ersten großen Konflikt zwischen den beiden Großmächten, der USA und der Sowjetunion, darstellt.
Um die von Traditionen der Gründerväter geprägte Außenpolitik der USA verstehen zu können ist ein Rückblick auf die Entwicklung des relativ jungen Staates von Nöten. Hierbei werden im ersten Teil der Arbeit Einschnitte für die außenpolitische Entwicklung und deren Wirkung betrachtet. Weiterhin wird hier dabei die Rolle der Präsidenten, die eine herausragende Rolle für die Außenpolitik Amerikas spielen, untersucht. Das zweite Kapitel der Arbeit befasst sich mit der Entstehung der Containment Politik unter Präsident Truman. Hierbei wird der Unterschied zwischen dem idealistischen Denken Roosevelts und der Realität mit der sich Truman konfrontiert sah, deutlich gemacht. Ausführlich wird dabei auf die Nachkriegsordnung und das Kräfteverhältnis der beiden Großmächte USA und Sowjetunion eingegangen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Betrachtung des ersten großen militärischen Konflikts beider Großmächte, dem Koreakrieg. Dabei wird zunächst die politische Situation Koreas, welche der Nachkriegssituation in Deutschland durchaus ähnlich war, herausgearbeitet. Danach wird auf den Koreakrieg an sich eingegangen. Dabei werden weniger der militärische Verlauf, als vielmehr die außenpolitischen Auswirkungen sowie die innenpolitischen Konflikte im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen. Im Anschluss daran werden die Folgen, vor allem die Politik der Eisenhower-Administration und der Wechsel von der Containment Politik zur roll-back Politik herausgearbeitet werden.
Den Abschluss der Arbeit bildet eine Zusammenfassung, in welcher die wichtigsten Erkenntnisse aus der Bearbeitung des Themas herausgestellt werden.
2. Forschungsstand
Die Literaturlage zum vorliegenden Thema ist hervorragend und vielseitig. Sowohl amerikanische als auch europäische Forscher haben viele Werke zur Außenpolitik der USA publiziert. Dabei ist zwischen Überblicksliteratur, also Gesamtwerken zur Außenpolitik und spezieller Literatur zum Thema Kalter Krieg zu unterscheiden. Interessant sind dabei vor allem Publikationen von Akteuren der amerikanischen Außenpolitik selbst. So haben sowohl Truman als auch Eisenhower Memoiren geschrieben, die ihre Sichtweise auf die politischen Geschehnisse beleuchten.1Als Standardwerk für einen Gesamtüberblick über die amerikanische Außenpolitik gilt das sehr umfassende Werk von Klaus Schwabe: „Weltmacht und Weltordnung“2sowie das Werk von Stephan Bierling: „Geschichte der amerikanischen Außenpolitik“3. Weiterhin ist das Buch: „Die USA im 20. Jahrhundert“4aus der Oldenbourgreihe äußerst empfehlenswert. Um die Facetten der amerikanischen Präsidenten und die Hintergründe ihrer Entscheidungen zu verstehen, empfiehlt sich ein biographischer Band. Hierbei ist das Werk: „Die Präsidenten der USA“5äußerst empfehlenswert. Bei einer tiefgründigen Betrachtung der Außenpolitik der USA zu Beginn des Kalten Krieges stößt man immer wieder auf drei Namen, dessen Publikationen als Standardwerke gelten: Bernd Stöver6, Wilfried Loth7 und Rolf Steininger8. Ergänzend zum Thema sind die Werke von Martin Beglinger9, Hanns-Frank Seller10und George F. Kennan11anzusehen.
3. Die Außenpolitik der USA bis 1945: Vom Isolationismus zur Grundlegung der amerikanischen Weltmacht
3.1. Die Außenpolitik der USA bis zum Ersten Weltkrieg
Die Grundzüge und Richtlinien der amerikanischen Außenpolitik erschlossen sich in weiten Teilen schon vor dem 20. Jahrhundert. Demzufolge ist eine kurze historische Betrachtung der Entwicklung der Außenpolitik der USA als Grundlage für weitere Teile der Arbeit unabdingbar.
Das Denken der Amerikaner über die Außenpolitik war schon durch die Gründungsväter um George Washington geprägt. Diese gründeten die Vereinigten Staaten nämlich als bewusste Zurückweisung Europas. Sie wollten kein weiterer normaler Staat sein sondern wollten eine neue Demokratie errichten, die neue Möglichkeiten menschlicher Freiheit aufzeigte. Thomas Jefferson sprach davon, dass die Vorsehung die Vereinigten Staaten dazu auserkoren habe, „ein Imperium der Freiheit“ zu schaffen.12
Dieser Glaube an eine historische Mission ist bis heute tief im den amerikanischen Denken verankert. Die Unterschiede zu Europa waren für die Amerikaner eindeutig: „Europa stand für Krieg, Machtpolitik, Tyrannei und Unterdrückung, Amerika für Frieden, Freiheit, Demokratie und Ideale.“13
Mit dem Ende der Kolonialzeit begann die systematische Erschließung Nordamerikas. Zwischen 1790 und 1890, also binnen eines Jahrhunderts wurde der nordamerikanische Kontinent fast vollständig besiedelt und von den USA in Besitz genommen. Entscheidend für diese Entwicklung war die Absicherung gegenüber den europäischen Kolonialmächten. Mit der Monroe-Doktrin, benannt nach dem 5. Amerikanischen Präsident James Monroe, brachte die USA ihre außenpolitischen Ziele 1823 bereits recht früh ihre außenpolitischen Ziele zum Ausdruck.14Die Monroe Doktrin proklamierten den gesamten Nord- und Südamerikanischen Kontinent als amerikanische Interessensphäre. Mit dieser Doktrin sprachen sich die USA gegen jede Einmischung der europäischen Mächte in inneramerikanische Angelegenheiten aus.15Bereits bestehende Kolonien der europäischen Mächte blieben davon zwar unberührt, jedoch würden Versuche dieser Mächte, bereits unabhängige und von den USA anerkannte Staaten zu unterdrücken oder zu kontrollieren, als „die Manifestation einer unfreundlichen Handlung gegenüber den Vereinigten Staaten“16angesehen.
Hinsichtlich der eigenen Politik gegenüber Europa besagte die Doktrin, dass sich die USA „nicht in die inneren Angelegenheiten einer ihrer Mächte“17 einmischt, die bestehenden Regierungen anerkennt und freundschaftliche Beziehungen zu ihnen pflegt. Die MonroeDoktrin bedeuteten also zusammenfassend eine Mischung aus Hegemonieanspruch gegenüber Lateinamerika, Unterstützung der dortigen Unabhängigkeitsbestrebungen und Anerkennung des Grundsatzes der Nichteinmischung. Zum Ende des 19. Jahrhunderts diente sie zunehmend als Rechtfertigung US-amerikanischer Ausdehnungs- und Herrschaftsansprüchen in Mittelund Südamerika.18 „Der Politikwissenschaftler Walter McDougall spricht vom Wandel der USA vom ‚Leuchtturm‘ zum ‚Kreuzfahrer-Staat‘.“19
Präsident Theodore Roosevelt (Präsident von 1901-1909)20 war der Präsident, der diesen Wandel vollzog. Er verkündete 1904, dass die Amerikaner in ihrer Hemisphäre „internationale Polizeimacht“ ausüben müssten.21Dabei bezog er sich auf die Aussagen Monroes, dass die USA jeden Versuch Europas Einfluss auf ihre Hemisphäre zu nehmen, als persönlichen Angriff auf die Sicherheit und den Frieden der Vereinigten Staaten ansehen. Eine Uminterpretation der Doktrin, um sie für die Rechtfertigung der eigenen Expansionspolitik zu nutzen gab es zwar schon vor Roosevelt, jedoch erhob dieser seine Interpretation zu einer Säule der amerikanischen Außenpolitik. Er folgerte aus der Monroe Doktrin die Pflicht Amerikas, Übeltaten in der westlichen Hemisphäre zu unterbinden, gegebenenfalls auch durch militärische Intervention. Diese Uminterpretation wurde als „Roosevelt Corollary“ bekannt. Die USA rechtfertigte ihre Auslandsaktivitäten in Zentralamerika, in der Karibik und in Asien von nun an damit, dass es ihre Mission sei, in diesen Teilen der Welt für Stabilität und Ordnung zu sorgen. Die Politik bekam den Namen „big stick“, also „Politik der Stärke“. Diese vollzog er trotz des Widerstandes aus dem Kongress. 1903 ließ er die gesamte amerikanische Flotte auffahren um die europäischen Großmächte von einer gemeinsamen Militäraktion gegen Venezuela abzubringen. 1905 vermittelte er den Friedensvertrag zwischen Russland und Japan und erhielt dafür den Nobelpreis. „Er war der erste Präsident, der die gewachsene wirtschaftliche und militärische Potenz der Vereinigten Staaten für die Durchsetzung außenpolitischer Ziele auf dem ganzen Globus nutzte. Damit gab er seinen Landsleuten wie der Welt einen Vorgeschmack davon, zu welchen Taten der erwachende Gigant in den nächsten einhundert Jahren fähig sein würde.“22Die Interpretation der Monroe Doktrin durch Präsident Roosevelt wurde noch bis in die 1980er Jahre durch die amerikanische Politik zur Legitimierung von politischen und militärischen Interventionen, vor allem in Lateinamerika, genutzt.23
Warum war die Ausweitung ihrer Interessenssphären für den amerikanischen Staat unabdingbar?
Außenpolitik ist immer auch Wirtschaftspolitik, das heißt, dass außenpolitische Ziele auch immer einen wirtschaftspolitischen Hintergrund haben. Deshalb muss im Folgenden kurz auf den Stand der Wirtschaft der USA zu diesem Zeitpunkt eingegangen werden. Die USA erlebte ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen regelrechten Boom in der industriellen Entwicklung. Der rasche Ausbau des Eisenbahnnetzes erforderte einen enormen Stahlbedarf und war die Initialzündung für die Entwicklung einer leistungsfähigen und mächtigen Stahlindustrie. Der Boom in der Stahlindustrie schuf die Voraussetzungen für den Aufstieg der USA zu einer internationalen Wirtschaftsmacht. Bereits 1890 hatte das Eisenbahnnetz der USA vom Umfang her das in Europa überrundet. Die Ölindustrie bahnte sich ihren Weg und auch die Suche nach Ressourcen war mehr und mehr von Erfolg gekrönt. Die schnell wachsende Großindustrie und der Agrarsektor suchten schon sehr schnell nach neuen Absatzmärkten und initiierten damit indirekt die außenpolitische Expansion der USA und den Beginn des amerikanischen Imperialismus am Ende des 19. Jahrhunderts. Unterbrochen wurde der wirtschaftliche Aufstieg nur durch den amerikanischen Bürgerkrieg von 1861- 1865, in welchem die Nord- gegen die Südstaaten kämpfte. Kernpunkte der Auseinandersetzungen waren die Sklaverei und die Uneinigkeit in Bezug auf die Einführung der Schutzzölle oder den Verbleib des Freihandels mit England.24
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, also bereits vor der Amtszeit Theodor Roosevelt, stellten sich erste Erfolge im expansionistischen Streben der USA ein. Unter Präsident McKinley erhielt die USA nach dem Sieg im spanisch-amerikanischen Krieg 1898 ihre ersten Kolonien im pazifisch-asiatischen Raum (Philippinen, Puerto Rico). Des Weiteren wurde ihr Territorium um die Insel Hawaii erweitert und die Interessensphäre im karibischen Raum durch die Unabhängigkeit Kubas, jedoch mit starkem amerikanischem Einfluss, gestärkt.
Auch der ökonomische Aufstieg hielt weiter an. Militärisch war die USA den europäischen Mächten nach wie vor unterlegen, konnte aber ihren Einfluss, gerade aus ökonomischer Sicht, durch die Forcierung der „open door“-Politik weiter vergrößern. Diese Politik beinhaltete den freien Zugang zu den Märkten, für alle Kolonialmächte in Asien. Leitsatz war es, vor allem China, lieber gemeinsam, als in Konkurrenz auszubeuten. Bis heute hält die USA an der „open-door“ Politik fest. Sie wurde eine der Leitlinien der amerikanischen Außenpolitik und prägte deren Grundhaltung nachhaltig. Wesentliche Elemente sind hierbei nach wie vor eine offensive Freihandelspolitik einerseits und die Manifestierung eines stabilen Mächtegleichgewichts in Europa andererseits.25
Festzuhalten ist zusammenfassend, dass die USA bis zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg keine Isolationspolitik betrieben, wie sie von vielen Betrachtern bezeichnet wird. Viel mehr war es eine Außenpolitik der „losen Bündnisse“. Die Außenpolitik der USA war dabei zwar eine aktive, jedoch hatte bereits George Washington in seiner Abschiedsansprache 1796 davor gewarnt „verstrickende Bündnisse mit dem Rest der Welt einzugehen. „Die richtige Politik für uns ist, an dauernden Bündnissen mit irgendeinem Teil der übrigen Welt glücklich vorbeizukommen.“ Dies bedeutete, dass sich der junge Staat erstmal festigen sollte, bevor er sich in Konflikte europäischer Mächte hineinziehen lässt.
3.2. Der Erste Weltkrieg und die Veränderungen der US-Außenpolitik in dessen Folge
Das stabile Gleichgewichtsdenken, die „balance of power“, übernahm die USA von den Briten. Dieses Denken war an einer gleichmäßigen Kräfteverteilung in Europa interessiert. Die USA befürchtete, dass ein zu starkes einzelnes Land Europas die Sicherheit Amerikas und damit auch den Status Quo der USA gefährden könne. Kritisch betrachtete man damals das nationalistische Deutschland, welches wie die USA globale Wirtschaftsinteressen verfolgte.26
[...]
1Eisenhower, Dwight D.: Die Jahre im weissen Haus. 1953-1956, Düsseldorf, Wien 1964.
2Schwabe, Klaus: Weltmacht und Weltordnung. Amerikanische Außenpolitik von 1898 bis zur Gegenwart, Paderborn 2006.
3Bierling, Stefan: Geschichte der amerikanischen Außenpolitik. Von 1917 bis zur Gegenwart, München 2007
4Adams, Willi Paul: Die USA im 20. Jahrhundert. München 2000.
5Schäfer, Peter; Skorsetz, Ulrike: Die Präsidenten der USA in Lebensbildern. Von George Washington bis Bill Clinton, Berlin 1999
6Stöver, Bernd: Die Befreiung vom Kommunismus. Amerikanische Liberation Policy im Kalten Krieg 1947- 1991, Köln 2002.
7Loth, Wilfried: Die Teilung der Welt. Geschichte des Kalten Krieges 1941-1955, München 1990.
8Steininger, Rolf: Der Kalte Krieg. Frankfurt am Main 2003
9Beglinger, Martin: Containment im Wandel. Die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik im Übergang von Truman zu Eisenhower, Wiesbaden 1988.
10Seller, Hanns-Frank: Der Weg der USA in die Weltpolitik. Die amerikanische Außen- und Sicherheitspolitik in ihren Grundlagen, München 2007
11Kennan, George F.: Im Schatten der Atombombe. Eine Analyse der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen von 1947 bis heute, Köln 1982.
12Vgl. Bierling, S. 13.
13Ebenda.
14Sautter, S. 44 ff.
15Seller, S. 87 f.
16Schäfer; Skorsetz, S. 77.
17Ebenda.
18Vgl. Ebenda.
19Bierling, S. 13.
20Schäfer, Skorsetz, S. 277.
21Vgl. Bierling, S. 13.
22Bierling, S. 31.
23Vgl Ebenda, S. 13 f. und S. 31. Und Schäfer; Skorsetz, S. 277 ff.
24Vgl. Seller, S. 92 ff.
25Vgl. Ebenda, S. 96 ff. und Bierling, S. 14 und Schäfer; Skorsetz, S. 273 ff. und Schwabe, S. 28 ff.
26Adams, Willi Paul: Die USA im 20. Jahrhundert. München 2000, S. 160.