Die frühkindliche Bildung hat in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen, was sich sowohl in politischen Debatten, als auch in der wissenschaftlichen Forschung widerspiegelt. Ein zentrales Thema in diesem Bereich ist die Qualität der pädagogischen Betreuung in Kindertagesstätten (KiTas) und Vorschulen. Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an qualifiziertem Personal und einer gleichzeitigen Unterversorgung durch traditionelle Ausbildungswege hat die Zahl der Quereinsteiger*innen in der frühkindlichen Bildung zugenommen. Diese Entwicklung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, die in der bisherigen Forschung intensiv diskutiert werden. Diese Arbeit widmet sich der Frage welche Anforderungen an Quereinsteiger*innen notwendig sind, damit sie ein effektives Mittel zur Minderung des Fachkräftemangels darstellen. Ziel ist hierbei, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Diskurs zu geben und die zentralen Fragen und Herausforderungen in diesem Kontext zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung/Forschungsstand
1.1 Charakterisierung des Ausgangsproblems
1.2 Relevanz der Forschung
2. Erkenntnisinteresse/ Forschungsfrage
2.1 Erläuterung des Erkenntnisinteresses
2.2 Forschungsfrage
3. Methodisches Vorgehen
3.1 Erhebung der empirischen Daten
3.2 Auswertung der empirischen Daten
4. Darstellung der Ergebnisse
4.1 Analyse der sozialen Situiertheit und materialen Gestalt der Aussagen
4.1.1 Soziale Situiertheit
4.1.2 Materielle Gestalt der Aussagen
4.2 Analyse der formalen und sprachlich-rhetorischen Struktur
4.2.1 Formale Struktur
4.2.2 Sprachlich-rhetorische Struktur
4.3 Analyse von Phänomenstruktur, Deutungsmustern und narrativen Mustern
4.3.1 Phänomenstruktur
4.3.2 Deutungsmuster
4.3.3 Narrative Muster
4.4 Zusammenfassung der Analyseergebnisse
5. Zusammenfassung und Diskussion
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Diskussion der Ergebnisse im Kontext des Forschungsstandes
5.3 Forschungsfrage und Synthese der Ergebnisse
5.4 Grenzen der Analyse und Weiterführung
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung/ Forschungsstand
Die frühkindliche Bildung hat in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen, was sich sowohl in politischen Debatten, als auch in der wissenschaftlichen Forschung widerspiegelt. Ein zentrales Thema in diesem Bereich ist die Qualität der pädagogischen Betreuung in Kindertagesstätten (KiTas) und Vorschulen. Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an qualifiziertem Personal und einer gleichzeitigen Unterversorgung durch traditionelle Ausbildungswege hat die Zahl der Quereinsteiger*innen in der frühkindlichen Bildung zugenommen (Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner 2016). Diese Entwicklung bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, die in der bisherigen Forschung intensiv diskutiert werden (Zeit 2023). Diese Arbeit widmet sich der Frage welche Anforderungen an Quereinsteiger*innen notwendig sind, damit sie ein effektives Mittel zur Minderung des Fachkräftemangels darstellen. Ziel ist hierbei, einen umfassenden Überblick über den aktuellen Diskurs zu geben und die zentralen Fragen und Herausforderungen in diesem Kontext zu beleuchten
1.1 Charakterisierung des Ausgangsproblems
Der in den letzten Jahren forcierte Ausbau der Kindertagesbetreuung bringt einerseits Möglichkeiten einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit sich und erleichtert auf diese Weise die verstärkte Erwerbsintegration von Frauen, sowie eine Neuordnung der ehemals tradierten Geschlechterrollen (Jurczyk und Klinkhardt 2014). Andererseits bedeutet dieser Ausbau jedoch auch eine erhöhte Verantwortung in Bezug auf Kinder, da die Kindertagesstätten nicht nur als Betreuungs-, sondern auch als Förder- und Bildungsinstitutionen fungieren (Kalicki und Wolff-Marting 2015, S. 12 ff.)
Ein ausreichende Anzahl an qualifiziertem pädagogischem Personal ist im Kontext der Bildungs- und Betreuungssituation in Kindertageseinrichtungen grundlegend. Nur so können angemessene Betreuungsangebote zur Verfügung gestellt und der Bildungs- und Förderauftrag der Kindertagesbetreuung realisiert werden. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Bedarf an Fachkräften steigt und in vielen Regionen nicht allein durch traditionelle Ausbildungswege gedeckt werden kann. Im Jahr 2015 wurden 90 Prozent der über Dreijährigen und 52 Prozent der unter Dreijährigen in institutioneller Kindertagesbetreuung betreut, was den Bedarf an qualifiziertem Personal weiter erhöhte (Statistisches Bundesamt 2015).
Parallel zum steigenden Fachkräftebedarf hat die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Kindertagesbetreuung zwischen 2006 und 2015 um 47 Prozent zugenommen (Meiner-Teubner und Schilling 2015). Trotz der Erhöhung der Ausbildungskapazitäten und der Mobilisierung der „stillen Reserve“ von arbeitslosen oder sich in Elternzeit befindlichen Fachkräften, blieb der Anteil der Teilzeitbeschäftigten weitgehend konstant, was den bestehenden Personalbedarf nicht ausreichend decken konnte (Grgic, Matthes und Stüber 2014). Angesichts dieser Herausforderungen wurde der Quereinstieg in die frühkindliche Bildung zunehmend als ein wirksames Instrument zur Deckung des Fachkräftebedarfs in den Blick genommen (Dudek und Gebrande 2012).
Im Zentrum dieser Diskussion steht die Qualität der pädagogischen Betreuung in Kindertagesstätten. Der steigende Bedarf an qualifiziertem Personal, der nicht immer durch traditionelle Ausbildungswege gedeckt werden kann, hat zu einer Zunahme von Quereinsteigerinnen in der frühkindlichen Bildung geführt (Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner 2016). Quereinsteigerinnen, die aus anderen Berufsfeldern kommen und sich beruflich neu orientieren, bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen für das Bildungssystem mit sich. Einerseits können sie durch ihre vielfältigen beruflichen Erfahrungen neue Perspektiven und innovative Ansätze in die frühkindliche Bildung einbringen, andererseits benötigen sie spezifische Unterstützung, um ihre beruflichen Kompetenzen auf das erforderliche Niveau zu bringen (Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner 2016, S. 12 ff.).
Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner (2016) betonen, dass die positiven Effekte von Quereinsteigerinnen nur dann voll zur Geltung kommen können, wenn geeignete Unterstützungsmaßnahmen implementiert werden. Diese Maßnahmen umfassen gezielte Schulungen und Mentoring-Programme, die dazu beitragen, dass Quereinsteigerinnen die notwendigen pädagogischen Fähigkeiten und Kenntnisse entwickeln. Die Integration von Quereinsteigerinnen in das Berufsfeld der frühkindlichen Bildung erfordert daher eine sorgfältige Planung und Unterstützung, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, die hohe Qualität der pädagogischen Arbeit aufrechtzuerhalten.
1.2 Relevanz der Forschung
Die zunehmende Anzahl von Quereinsteigerinnen in der frühkindlichen Bildung macht es notwendig, die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Qualität der pädagogischen Betreuung eingehender zu untersuchen. Die Forschung in 3 diesem Bereich trägt dazu bei, die erforderlichen Unterstützungsmaßnahmen besser zu verstehen und zu optimieren, um sicherzustellen, dass Quereinsteigerinnen effektiv in den Bildungsalltag integriert werden können. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für die Bildungseinrichtungen von Bedeutung, sondern auch für die politische Entscheidungsfindung und die Entwicklung entsprechender Qualifizierungs- und Unterstützungsprogramme (ebd.).
2. Erkenntnisinteresse/ Forschungsfrage
Im folgenden Kapitel wird das Forschungsinteresse, sowie die Forschungsfrage näher erläutert.
2.1 Erläuterung des Erkenntnisinteresses
Das Erkenntnisinteresse dieser Untersuchung liegt in der detaillierten Analyse der Auswirkungen von Quereinsteigerinnen auf die Qualität der frühkindlichen Bildung und den spezifischen Unterstützungsbedarf, der für ihre erfolgreiche Integration erforderlich ist. Der Fokus liegt darauf, wie Quereinsteigerinnen die pädagogische Praxis beeinflussen und welche Maßnahmen zur Unterstützung ihrer beruflichen Entwicklung und Integration in den Bildungskontext erforderlich sind.
Das Interesse richtet sich insbesondere auf zwei zentrale Aspekte: Erstens, die Art und Weise, wie Quereinsteigerinnen die Qualität der frühkindlichen Bildung beeinflussen, und zweitens, welche spezifischen Unterstützungsmaßnahmen notwendig sind, um ihre Integration und Effektivität zu optimieren. Durch die Untersuchung dieser Aspekte sollen sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen identifiziert werden, die mit der Integration von Quereinsteigern verbunden sind.
2.2 Forschungsfrage
Die zentrale Forschungsfrage dieser Untersuchung lautet: Welche Anforderungen an Quereinsteigerinnen sind notwendig, damit sie ein effektives Mittel zur Minderung des Fachkräftemangels darstellen?
Diese Frage zielt darauf ab, herauszufinden welche Anforderungen an Quereinsteigerinnen notwendig sind, um die pädagogische Qualität nicht zu senken und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
3. Methodisches Vorgehen
Im folgenden Kapitel wird das methodische Vorgehen näher beleuchtet. Es wird auf die Erhebung und Auswertung der empirischen Daten näher eingegangen.
3.1 Erhebung der empirischen Daten
In dieser Forschungsarbeit wird das methodische Vorgehen durch die Anwendung der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA) nach Keller (2011, 2018) bestimmt. Die WDA ermöglicht es, die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit sowie die zugrunde liegenden sozialen Wissensverhältnisse zu untersuchen. Im Zentrum dieser Analyse steht die Untersuchung eines spezifischen Diskursfeldes, welches durch gezielte Fragestellungen abgegrenzt wurde. Ziel war es, Konflikt- oder Themenbereiche zu identifizieren, die für die Analyse von Bedeutung sind und die sozialen Prozesse der Wissensbildung und -verbreitung sichtbar zu machen (Keller 2018, S. 44 ff.).
Für die Datenerhebung wurde eine bewusste Auswahl unterschiedlicher Textsorten getroffen, die im untersuchten Diskursfeld von Relevanz sind. Diese kann Printmedien wie Zeitungsartikel und wissenschaftliche Publikationen, Online-Medien wie Blogs und Forenbeiträge sowie audiovisuelle Quellen wie Fernsehsendungen und Videoclips umfassen. Diese Vielfalt an Datenquellen erlaubt eine umfassende Betrachtung des Diskurses aus verschiedenen Perspektiven und durch unterschiedliche mediale Darstellungsformen (ebd. 2011, S. 86 ff.); für diesen Bericht wurde sich auf zwei Artikel beschränkt.
Die Auswahl der Daten erfolgt nach dem Prinzip des theoretischen Samplings, wie es in der Grounded Theory Methodologie (GTM) beschrieben wird. Theoretisches Sampling bedeutet, dass die Auswahl der Daten nicht zufällig, sondern auf Basis ihrer konzeptionellen Relevanz für die Untersuchung getroffen wurde. Dieser iterative Prozess der Datenerhebung und -auswertung würde solange fortgeführt werden, bis eine theoretische Sättigung erreicht war, d.h. bis keine neuen relevanten Erkenntnisse mehr gewonnen werden konnten (Strübing 2021, S. 34 f.).
Die Erhebung erfolgte in mehreren Phasen. Zunächst wurde eine explorative Voruntersuchung durchgeführt, um ein erstes Verständnis des Diskursfeldes zu entwickeln und zentrale Akteure, Themen und Konflikte zu identifizieren. Basierend auf diesen Voranalysen wurden spezifische Datenquellen ausgewählt, die in einem nächsten Schritt detailliert analysiert wurden. Diese methodische Vorgehensweise ermöglichte es, die Daten auf ihre Relevanz für die Forschungsfragen hin zu überprüfen und die Auswahl bei Bedarf anzupassen oder zu erweitern (Keller 2011, S. 89 f.).
3.2 Auswertung der empirischen Daten
Die Auswertung der erhobenen Daten orientierte sich an den methodologischen Vorgaben der WDA. Die erste Phase der Auswertung bestand in der Analyse der sozialen Situiertheit und der materialen Gestalt der Aussagen. Dabei wurde detailliert untersucht, wer die Aussagen produziert, unter welchen sozialen und institutionellen Bedingungen dies geschah und wie diese Aussagen im spezifischen Diskurskontext artikuliert wurden (ebd., S. 106). Die durchgeführte Analyse berücksichtigt verschiedene Kontextebenen, darunter die historische, soziale, institutionelle und situative, um die Vielschichtigkeit der Diskursproduktion sichtbar zu machen.
In der zweiten Phase der Analyse wurde die formale und sprachlich-rhetorische Struktur der Aussagen untersucht. Hierbei lag der Fokus auf den textlichen Merkmalen, die spezifisch für die untersuchten Textsorten sind, sowie auf dem Stil der Argumentation und Präsentation. Diese Analyse erlaubte es, die diskursiven Praktiken zu identifizieren, die zur Stabilisierung und Legitimation der Aussagen innerhalb des Diskurses beitragen (ebd. 2018, S. 47). Besondere Aufmerksamkeit galt dabei den verwendeten rhetorischen Mitteln und den narrativen Strukturen, die dazu dienen, bestimmte Wirklichkeitskonstruktionen zu festigen und alternative Deutungen auszuschließen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Feinanalyse war die Rekonstruktion der Phänomenstruktur, der Deutungsmuster und der narrativen Formen. Dieser Schritt folgt den Prinzipien der Grounded Theory Methodologie (GTM), insbesondere den Techniken des offenen, axialen und selektiven Kodierens (Breuer, Muckel und Dieris 2019). Das offene Kodieren diente dazu, die Daten in ihre wesentlichen Bestandteile zu zerlegen und erste Kategorien zu entwickeln. Beim axialen Kodieren wurden diese Kategorien miteinander verknüpft, um die zugrunde liegenden Muster und Zusammenhänge zu erkennen. Das selektive Kodieren konzentrierte sich schließlich auf die Integration der wichtigsten Kategorien in ein kohärentes theoretisches Modell, das die zentralen Phänomene des untersuchten Diskursfeldes erklärt (Keller 2011, S. 106).
Durch das Zusammenspiel dieser methodischen Schritte konnte eine tiefgehende Rekonstruktion der diskursiven Mechanismen erreicht werden, die zur Konstruktion von Wirklichkeit im untersuchten Feld beitragen. Die intersubjektive Überprüfbarkeit und die Reliabilität der Ergebnisse wurden durch eine systematische und transparente Dokumentation des Forschungsprozesses gewährleistet. Diese Dokumentation umfasst sowohl die einzelnen Schritte der Datenerhebung und -auswertung als auch die Reflexion über mögliche Einflussfaktoren und methodische Herausforderungen, die im Verlauf der Forschung auftraten.
4. Darstellung der Ergebnisse
In diesem Kapitel erfolgt eine detaillierte Analyse und Präsentation der Ergebnisse der Untersuchung zum Thema „Quereinstieg in die KiTa“ und deren Potenzial zur Minderung des Fachkräftemangels. Die Untersuchung basiert auf einer Diskursanalyse zweier spezifischer Texte, die unterschiedliche Perspektiven auf den Quereinstieg in Kindertagesstätten (Kitas) bieten. Diese Analyse konzentriert sich auf drei zentrale Aspekte: die soziale Situiertheit und materielle Gestalt der Aussagen, die formale und sprachlich-rhetorische Struktur sowie die Phänomenstruktur, Deutungsmuster und narrativen Muster der Aussagen.
4.1 Analyse der sozialen Situiertheit und materialen Gestalt der Aussagen
In diesem Kapitel werden die soziale Situiertheit und die materielle Gestalt der beiden Artikel kurz erläutert.
4.1.1 Soziale Situiertheit
Die erste Analyseebene befasst sich mit der Frage, wer die Aussagen produziert, in welchem Kontext und für welche Zielgruppe. Diese Betrachtung erfolgt unter Berücksichtigung der historischen, sozialen und institutionellen Rahmenbedingungen sowie der gesellschaftlichen Machtstrukturen, in denen die Aussagen eingebettet sind.
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Der Kommentar: „Quereinstieg in die Kita?“ von Bettina Beyer wurde für die Zeitschrift Herder verfasst, die eine lange Tradition in der Veröffentlichung von wissenschaftlicher und pädagogischer Literatur hat (Beyer 2020). Die Autorin, eine Diplom-Sozialpädagogin und ehemalige Kita-Leiterin, spricht in ihrem Kommentar primär Erzieherinnen, potenzielle Quereinsteigerinnen, Eltern sowie Kita-Leitungen und Träger an. Beyer positioniert sich deutlich innerhalb des Diskurses zur Professionalisierung der frühkindlichen Bildung und argumentiert, dass Quereinsteigerinnen nur dann eine Bereicherung für das Arbeitsfeld darstellen, wenn sie über die notwendigen fachlichen und persönlichen Kompetenzen verfügen (Beyer 2020).
Die institutionelle Verankerung des Artikels im Kontext der Herder Zeitschrift, die katholisch geprägt und als seriöse Quelle für pädagogische Themen bekannt ist, gibt dem Beitrag ein gewisses Gewicht (siehe Herder o.D.). Der mediale Kontext des Erscheinens, in einem etablierten pädagogischen Journal, spricht eine fachkundige Leserschaft an, die sich vermutlich bereits intensiv mit Fragen der frühkindlichen Bildung auseinandersetzt. In einem breiteren gesellschaftlichen Kontext reflektiert der Artikel die zunehmende Notwendigkeit der Professionalisierung im Erzieherinnenberuf, insbesondere angesichts des wachsenden Fachkräftemangels und der hohen Anforderungen an die Qualität in Kitas (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Der zweite analysierte Text ist eine Nachrichtenmeldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die von ZEIT ONLINE veröffentlicht wurde. Die Meldung beschreibt die Entscheidung des Landes Schleswig-Holstein, den Zugang zu Kitas für Quereinsteiger zu erleichtern (Zeit 2023). Dieser Text richtet sich vor allem an die allgemeine Öffentlichkeit, politische Akteure, sowie Bildungseinrichtungen und potenzielle Quereinsteiger (ebd.). Die institutionelle Einbettung in eine etablierte Nachrichtenplattform wie ZEIT ONLINE verleiht der Meldung eine weite Verbreitung und eine gewisse Autorität (siehe Zeit o.D.).
In einem institutionellen Kontext betrachtet, reflektiert die Meldung eine politische Entscheidung, die als Reaktion auf den akuten Fachkräftemangel in Kitas zu verstehen ist. Der historische Kontext zeigt eine langjährige Diskussion um den Fachkräftemangel in sozialen Berufen, insbesondere in der frühkindlichen Bildung. Die Meldung präsentiert diese politische Maßnahme als notwendig und pragmatisch, obwohl auch kritische Stimmen, etwa von der Gewerkschaft GEW, erwähnt werden (ebd.)
4.1.2 Materielle Gestalt der Aussagen
Die materielle Gestalt einer Aussage bezieht sich auf die Art und Weise, wie sie artikuliert und verbreitet wird, einschließlich der Textsorte, der Auflage, des Verlags und der Verbreitungswege.
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Der Kommentar von Bettina Beyer ist in der Zeitschrift Herder erschienen, die als seriöse Plattform für Diskussionen im Bereich der Pädagogik gilt (siehe Herder o.D.). Die Textsorte „Kommentar“ erlaubt es der Autorin, ihre persönliche Meinung darzulegen und zu argumentieren, was durch die Nutzung rhetorischer Mittel wie der Emphase verstärkt wird. Der Artikel wird online verbreitet und richtet sich primär an ein Fachpublikum, das an Themen der frühkindlichen Bildung interessiert ist (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Die dpa-Meldung, die von ZEIT ONLINE veröffentlicht wurde, ist ein typisches Beispiel für eine Nachrichtenmeldung, die sachlich über eine neue politische Entscheidung informiert. Diese Textsorte ist kurz und informativ gehalten und verbreitet die Information über eine weitreichende Nachrichtenplattform, die sowohl Fachleute als auch die allgemeine Öffentlichkeit erreicht. Die Meldung nutzt keine elaborierten rhetorischen Mittel, sondern fokussiert sich auf die knappe Vermittlung von Fakten (Zeit 2023).
4.2 Analyse der formalen und sprachlich-rhetorischen Struktur
Die zweite Analyseebene konzentriert sich auf die formale Struktur und die sprachlich-rhetorischen Merkmale der Texte, einschließlich der Textgattung, des Aufbaus und der Art der Argumentation.
4.2.1 Formale Struktur
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Der Kommentar von Bettina Beyer ist klar strukturiert und folgt einer typischen Argumentationslinie: Einleitung, Problemdarstellung, Lösungsvorschläge und abschließende Bewertung. Die Einleitung skizziert das Problem des Quereinstiegs in die Kita, während der Hauptteil die Problematik der unzureichenden Qualifikation von Quereinsteigern erörtert. Der Text endet mit einer persönlichen Stellungnahme der Autorin und einem Appell für die professionelle Ausbildung von Quereinsteigern. Der Artikel ist in Absätze gegliedert und gut lesbar, was die Verständlichkeit und die Aufnahme der Argumente erleichtert (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Die Nachrichtenmeldung folgt einer klassischen Nachrichtengestaltung, bei der die wichtigsten Informationen direkt zu Beginn genannt werden. Der Text ist sehr knapp gehalten und verzichtet auf eine tiefgehende Diskussion oder persönliche Stellungnahme. Die Struktur ist funktional und dient dem schnellen Informationsgewinn für die Leser*innen (Zeit 2023).
4.2.2 Sprachlich-rhetorische Struktur
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Beyer verwendet in ihrem Kommentar eine rhetorisch geschickte Sprache, die sowohl faktische als auch normative Argumente miteinander verwebt. Sie nutzt Emphase, um bestimmte Punkte zu betonen, und formuliert ihre Aussagen klar und präzise. Der Präsentationsstil ist sachlich, aber zugleich engagiert, was die Leser*innen dazu anregt, über die vorgeschlagenen Lösungen nachzudenken (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Die Sprache in der dpa-Meldung ist sachlich und nüchtern. Es wird auf rhetorische Mittel weitgehend verzichtet, um die Objektivität und Neutralität des Textes zu wahren. Der Präsentationsstil ist darauf ausgelegt, Informationen so klar und verständlich wie möglich zu vermitteln, ohne die Leser*innen in eine bestimmte Richtung zu lenken (Zeit 2023).
4.3 Analyse von Phänomenstruktur, Deutungsmustern und narrativen Mustern
Die dritte und abschließende Analyseebene befasst sich mit den zugrundeliegenden Phänomenstrukturen, den Deutungsmustern und den narrativen Mustern, die in den Texten erkennbar sind.
4.3.1 Phänomenstruktur
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
In Beyers Kommentar wird das Phänomen des Quereinstiegs in die KiTa detailliert aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die Autorin entwickelt klare Kategorien wie „Kompetenz“, „Qualifikation“ und „Schlüsselkompetenzen“, um die Problematik des Quereinstiegs zu strukturieren. Diese Kategorien sind zentral für die Argumentation und zeigen, dass der Quereinstieg nicht nur als Lösung des Fachkräftemangels gesehen wird, sondern auch als potenzielles Risiko, wenn die notwendigen Kompetenzen fehlen (Beyer 2020). Beyer thematisiert die Kategorie “Kompetenz” bereits im ersten Absatz und vertieft diese in Absatz fünf. Hier geht sie sogar weiter und fordert eine “Kompetenzprüfung” der angehenden Quereinsteigerinnen. Dicht verwoben ist die Kategorie “Kompetenz” mit den Kategorien: „Qualifikation“ und „Schlüsselkompetenzen“. Im dritten Absatz beschreibt sie, das eine Umschulung nicht genügt und äußert, dass “Quereinsteigerinnen [...] Qualifiziert werden [müssen] um ihren Aufgaben als Erzieherinnen gerecht zu werden”. In dieser Aussage spiegelt sich die Kategorie “Qualifikation” wieder und diese mündet im vierten Absatz in die Kategorie “Schlüsselkompetenzen”: sie äußert, das Fachliche Qualifikation nicht ausreicht und das “Schlüsselkompetenzen”, wie Empathie benötigt werden (ebd.).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Die dpa-Meldung stellt das Phänomen des Quereinstiegs als politische Notwendigkeit dar, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Meldung kategorisiert die Entscheidung als eine Reaktion auf den Mangel an qualifiziertem Personal und beleuchtet die Maßnahmen, die das Land Schleswig-Holstein ergreift, um diesen zu beheben. Es wird weniger auf die individuelle Kompetenz der Quereinsteigerinnen eingegangen, sondern mehr auf die strukturellen und politischen Implikationen (Zeit 2023). In dieser Nachrichtenmeldung sind weitere Kategorien zu finden, wie “Qualifikation”, "Erfahrung", "Qualität" und “Politische Debatten”. Im zweiten Absatz werden die ersten drei Kategorien dicht verwebt. “Grundvoraussetzung für den Quereinstieg sei eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Hochschulabschluss. Darüber hinaus müssten mindestens zweijährige praktische berufliche oder außerberufliche Tätigkeiten in bestimmten Bildungsbereichen nachgewiesen werden. Außerdem sei eine pädagogische Qualifizierung von 480 Stunden zu erwerben”. Auf dieses Zitat lassen sich die Kategorien “Qualifikation” und "Erfahrung" anwenden. Quereinsteigerinnen müssen praktische Erfahrungen und eine pädagogische Qualifikation mitbringen. An dieser Stelle stellt sich die Frage, ob an dieser Stelle.
von einem Quereinstieg gesprochen werden kann oder doch nicht eher von einer Ausbildung zum*r “Sozialpädagogischen Assistenten”. Ebenfalls wird im zweiten Absatz die Kategorie “Qualität” angesprochen. Hier wird von einem Pflichtpraktikum ("Erfahrung") gesprochen und dass die “Qualität” der Betreuung durch diese Zugangsvoraussetzungen sichergestellt wird. Das Thema der “Qualität” wird noch einmal im Absatz 4 durch die Gewerkschaft GEW angesprochen, hier wird betont das der Personalmangel nicht durch eine absenkung der “Qualifikation” begegnet werden darf. Die SPD sprach sich für pragmatische und schnelle Lösungen aus. “Die SPD-Fraktion sprach sich für pragmatische und schnelle Lösungen aus. Die vorgestellten Maßnahmen seien allerdings nicht ausreichend. Auch hätte man bereits viel früher von politischer Seite her gegensteuern müssen, kritisierte die Abgeordnete Sophia Schiebe.” Diese Aussage stammt aus Absatz 5 und verdeutlicht, dass es sich um eine “Politische Debatte” handelt und somit durch politischen Willen bearbeitet werden muss (ebd.).
4.3.2 Deutungsmuster
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Das Deutungsmuster in Beyers Kommentar ist deutlich wertend und normativ. Die Autorin deutet den Quereinstieg als eine Chance, aber auch als eine Gefahr für die “Qualität” der frühkindlichen Bildung, wenn er nicht richtig reguliert wird. Sie setzt voraus, dass hohe fachliche und persönliche Kompetenzen (“Schlüsselkompetenzen”) erforderlich sind, um in einer Kita erfolgreich zu arbeiten, und sieht daher die “Qualität” der Ausbildung als zentralen Faktor für den Erfolg des Quereinstiegs (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
In der dpa-Meldung wird das Deutungsmuster des Quereinstiegs als eine notwendige Maßnahme verstanden, um einen akuten gesellschaftlichen Bedarf zu decken. Es wird eine eher pragmatische Interpretation des Quereinstiegs gewählt, die weniger auf die "Qualität" als vielmehr auf die Quantität der Arbeitskräfte abzielt; allerdings wird auch von der GEW gewarnt dass die “Qualität” nicht sinken darf (Zeit 2023).
4.3.3 Narrative Muster
Artikel 1: Kommentar von Bettina Beyer
Beyers Kommentar nutzt ein narratives Muster, das sich auf die Entwicklung einer Problem-Lösungsstruktur konzentriert. Das Narrativ beginnt mit der Darstellung des Problems, führt durch die Argumentation und endet mit einer klaren Positionierung und Handlungsempfehlung. Es wird ein kohärentes Narrativ entwickelt, das sich auf die zentrale These stützt, dass Qualität in Kitas nur durch qualifizierte Fachkräfte gewährleistet werden kann (Beyer 2020).
Artikel 2: Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE
Die Nachrichtenmeldung verwendet ein Narrativ, das auf Fakten basiert und die Dringlichkeit des Fachkräftemangels betont. Es wird eine klare Ursache-Wirkungs-Beziehung hergestellt, wobei die politische Maßnahme als direkte Antwort auf den Fachkräftemangel dargestellt wird (“Politische Debatte”). Dieses Narrativ ist einfach und effizient, um die Informationen schnell zu vermitteln (Zeit 2023).
4.4 Zusammenfassung der Analyseergebnisse
Die Diskursanalyse hat gezeigt, dass beide Texte den Quereinstieg in die Kita als Reaktion auf den Fachkräftemangel thematisieren, jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Der Kommentar von Bettina Beyer legt den Fokus auf die Sicherstellung der “Qualität” in Kitas durch angemessene “Qualifikationen” und kompetente Fachkräfte (“Schlüsselkompetenzen” und ’’Kompetenz”), während die dpa-Meldung die politische Notwendigkeit und Dringlichkeit der Maßnahme betont ("Politische Debatte” und “Bedarf”) und konkrete Angaben zu den Voraussetzungen des Quereinstiegs macht (“Qualifikation”, ’Erfahrung” und ’Qualität”). Beide Texte tragen zum Diskurs bei, indem sie verschiedene Aspekte des Quereinstiegs beleuchten und somit ein umfassenderes Bild des aktuellen Diskurses zur Bewältigung des Fachkräftemangels in Kitas zeichnen.
5. Zusammenfassung und Diskussion
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der vorangegangenen Analyse zusammengefasst und in den Kontext des bestehenden Forschungsstandes eingeordnet. Dabei wird die Forschungsfrage, ob der Quereinstieg in die Kita ein effektives Mittel zur Minderung des Fachkräftemangels darstellt, kritisch beleuchtet und mit den Ergebnissen der Diskursanalyse verzahnt.
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Analyse der beiden Texte - einem Kommentar von Bettina Beyer (2020) und einer Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE (2023) - hat deutlich gemacht, dass der Quereinstieg in die Kita im Diskurs unterschiedlich bewertet wird. Der Kommentar von Beyer stellt die Qualität der frühkindlichen Bildung in den Mittelpunkt und betont, dass Quereinsteiger*innen nur dann eine Bereicherung darstellen, wenn sie über die nötigen “Qualifikationen” und “Kompetenzen” verfügen. Diese Sichtweise reflektiert die zunehmende Professionalisierung in der frühkindlichen Bildung und die damit verbundenen Anforderungen an das pädagogische Personal.
Demgegenüber konzentriert sich die Nachrichtenmeldung auf die Notwendigkeit und Dringlichkeit (“Bedarf”), den Fachkräftemangel in Kitas schnell zu bewältigen. Hier wird der Quereinstieg als eine pragmatische Lösung präsentiert, um die personellen Engpässe zu überbrücken. Dabei wird jedoch wenig auf die langfristigen Auswirkungen auf die “Qualität” der Betreuung eingegangen.
5.2 Diskussion der Ergebnisse im Kontext des Forschungsstandes
Der Quereinstieg in die Kita wird in der aktuellen Forschung ambivalent diskutiert. Einerseits wird er als Möglichkeit gesehen, den akuten Fachkräftemangel kurzfristig zu lindern und Menschen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen in die frühkindliche Bildung einzubringen (“Multiprofessionalität”) (Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner 2016, S. 107 f.). Dies kann zu einer Diversifizierung des pädagogischen Personals führen und neue Impulse in die pädagogische Praxis einbringen. Diese Perspektive wird insbesondere durch die Nachrichtenmeldung von ZEIT ONLINE gestützt, die die politischen Bemühungen zur Erleichterung des Quereinstiegs als notwendige Maßnahme darstellt (Zeit 2023).
Andererseits wird in der Forschung auch darauf hingewiesen, dass die Qualität der frühkindlichen Bildung stark von der Qualifikation und Kompetenz des pädagogischen Personals abhängt. Unzureichend ausgebildete.
Quereinsteiger*innen könnten demnach die pädagogische Arbeit in den Kitas beeinträchtigen, was langfristig negative Auswirkungen auf die kindliche Entwicklung haben könnte (Weimann-Sandig, Weihmayer und Wirner 2016).
Diese Bedenken werden von Beyer (2020) geteilt, die die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung für Quereinsteigerinnen betont.
Die Analyse zeigt, dass beide Perspektiven berechtigt sind und sich nicht notwendigerweise widersprechen, sondern vielmehr unterschiedliche Aspekte eines komplexen Problems beleuchten. Der Quereinstieg kann durchaus zur Entlastung des Fachkräftemangels beitragen, muss jedoch durch adäquate Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen begleitet werden, um die Qualität der frühkindlichen Bildung zu sichern. Diese duale Betrachtung spiegelt auch den aktuellen Forschungsstand wider, der sowohl die Chancen als auch die Risiken des Quereinstiegs in die KiTa differenziert analysiert.
5.3 Forschungsfrage und Synthese der Ergebnisse
Vor dem Hintergrund der Forschungsfrage, welche Anforderungen an Quereinsteigerinnen notwendig sind, damit sie ein effektives Mittel zur Minderung des Fachkräftemangels darstellen, lässt sich festhalten, dass der Quereinstieg ein notwendiger, aber nicht hinreichender Ansatz ist. Die Ergebnisse der Analyse und die Diskussion im Kontext des Forschungsstandes zeigen, dass der Quereinstieg allein nicht ausreicht, um den Fachkräftemangel nachhaltig zu beheben. Vielmehr muss der Quereinstieg in ein umfassendes Konzept der Personalentwicklung eingebettet werden, das sowohl die kurzfristige Deckung des Personalbedarfs (“Bedarf”) als auch die langfristige Sicherung der Betreuungsqualität berücksichtigt (“Qualität”, ’’Schlüsselkompetenzen” und ’’Qualifikation”). Hierfür wird ein politischer Wille maßgeblich notwendig sein (“Politische Debatte”).
5.4 Grenzen der Analyse und Weiterführung
Es muss jedoch anerkannt werden, dass der hier betrachtete Diskurs durch die Analyse von nur zwei Artikeln nicht gesättigt ist. In der Grounded Theory wird die Diskurssättigung als ein Zustand beschrieben, bei dem die Analyse keine neuen Informationen oder Kategorien mehr hervorbringt (Strübing 2021, S. 34 f.). In diesem Fall konnte das selektive Kodieren, das auf das Integrieren, Verdichten und Sortieren von Schlüsselkategorien abzielt, nicht vollständig erreicht werden.
Da lediglich zwei Texte analysiert wurden, ist es nicht möglich, eine umfassende Theorieentwicklung vorzunehmen, die eine Schlüsselkategorie als Kern der Theorie herausstellt und die meisten Kategorien integriert. Die Ergebnisse dieser Arbeit geben somit nur einen eingeschränkten Einblick in den Diskurs und lassen viele Aspekte unbeachtet, die in einem breiteren und tiefergehenden Forschungsansatz berücksichtigt werden könnten.
Zukünftige Forschung sollte daher eine größere Bandbreite an Quellen einbeziehen, um ein vollständigeres Bild des Diskurses über den Quereinstieg in die KiTa zu erhalten. Nur durch eine erweiterte Analyse können die Phänomene und Konzepte, die einen signifikanten Bezug zur Schlüsselkategorie aufweisen, umfassend (re-)kodiert und in eine theoretische Struktur integriert werden. Dies würde eine fundierte Grundlage für die weitere Diskussion und die Entwicklung praxisorientierter Lösungen bieten, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels in der frühkindlichen Bildung nachhaltig zu begegnen. In diesem Rahmen wäre es auch denkbar, die Kategorie “Multiprofessionalität” innerhalb des Diskurses mit zu beleuchten, dieses Thema wurde bewusst nur kurz angeschnitten, da dies den Umfang dieses Berichtes überschreitet.
6. Literaturverzeichnis
Beyer, B. (2020): Kommentar. Quereinstieg in die Kita. In: Herder https://www.herder.de/kk/zeitschrift/archiv/2020/2-2020/quereinstieg (nicht abrufbar)
Breuer, F./Muckel, P./Dieris, B. (2019): “Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis”. Wiesbaden: Springer VS.
Dudek, J./Gebrande, J. (2012): Quereinstiege in den Erzieherinnenberuf. Strategien zur Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen. Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte. München. http://www.weiterbildungsinitiative.de/uploads/media/Studie19_Dudek_Gebrande. pdf (zuletzt aufgerufen am 22.08.2024)
Grgic, M./Matthes, B./Stüber, H. (2014): Die Fachkräftereserve in der Kinderbetreuung und -erziehung. Ergebnisse für Deutschland und die Bundesländer. In: IAB Kurzbericht, H. 15/2014. http://doku.iab.de/forschungsbericht/2014/fb1514.pdf (zuletzt aufgerufen am 22.08.2024)
Herder (o.D.): Programm. https://www.herder.de/unternehmen/verlage/verlag-herder/ (zuletzt aufgerufen am 22.08.2024)
Jurczyk, K./Klinkhardt, J. (2014): Vater, Mutter, Kind? Acht Trends in Familien, die Politik heute kennen sollte. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Kalicki, B./Wolff-Marting, C. (Hrsg.) (2015): Qualität in aller Munde. Themen, Positionen, Perspektiven in der kindheitspädagogischen Debatte. Freiburg im Breisgau: Herder.
Keller, R. (2011): “Diskursforschung. Eine Einführung für Sozialwissenschaftlerinnen”. Wiesbaden: VS Verlag.
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Zeit (o.D.): Qualitätsinhalte auf allen Kanälen. https://www.zeit-verlagsgruppe.de/zeit-verlagsgruppe/ (zuletzt aufgerufen am 22.08.2024)
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- Arbeit zitieren
- Amon Holbe (Autor:in), 2024, Kindheit im Diskurs. Diskursanalytische Zugänge zum Aufwachsen von Kindern. Forschungsbericht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1585730