Die Masterarbeit widmet sich einer umfassenden Untersuchung der Modalpartikel wohl und verfolgt das Ziel, neue Erkenntnisse zu ihrem syntaktischen Status, ihrer semantischen Funktion sowie ihrem Verhältnis zur Evidentialität und Epistemizität zu gewinnen. Trotz intensiver Forschung seit Weydt (1969) existiert bis heute keine abschließende Klassifikation von wohl. Verschiedene Ansätze – von Satzadverb bis Modalpartikel oder Diskurspartikel – belegen die komplexe Stellung des Lexems. Kapitel 3 der Arbeit sammelt diese unterschiedlichen Positionen und entwickelt darauf basierend eine fundierte Einordnung.
Ein zentrales Anliegen ist es, das häufig angenommene Verständnis von wohl als epistemisches Element zu hinterfragen. Anhand zahlreicher Beispiele wird gezeigt, dass wohl primär als Marker für Evidentialität fungiert – insbesondere in inferentiellen Kontexten –, was durch eine Abgrenzung zu Ausdrücken wie wahrscheinlich oder vermutlich deutlich wird. In Kapitel 4 wird diese These ausgearbeitet, während Kapitel 5 das Verhältnis von wohl zum Sprecher-Commitment untersucht, ein bisher wenig beleuchteter Aspekt.
Zudem analysiert die Arbeit die Verwendung von wohl in unterschiedlichen Satztypen (Kapitel 6) und bietet eine systematische Darstellung seines Gebrauchs in Fragen, Exklamativsätzen und Adverbialsätzen – Bereiche, die bislang nur fragmentarisch untersucht wurden. Ein neuer Ansatz zur Verwendung von wohl in Fragesätzen soll hier vorgestellt werden.
Ein diachroner Blick in Kapitel 7 verfolgt die Entwicklung von wohl, mit dem Ziel, Parallelen zu bestimmten Lexemen – leicht, easy, gut und locker – aufzuzeigen. Diese Wörter werden im zweiten Teil der Arbeit behandelt, da sie ebenfalls epistemische Lesarten sowie skalare Bedeutungen aufweisen. Beispiele wie „Er ist locker schon Abteilungsleiter“ oder „Es kann gut sein, dass…“ verdeutlichen, dass diese Lexeme ähnlich wie wohl als Ausdruck epistemischer Einschätzung verwendet werden und möglicherweise einem vergleichbaren Grammatikalisierungspfad folgen. Kapitel 8 analysiert diese Entwicklung im Detail und untersucht Gemeinsamkeiten in semantischer Struktur und Funktion.
Die Arbeit gliedert sich somit in zwei Hauptteile: eine eingehende Analyse von wohl und eine Untersuchung neuer epistemischer Verwendungen skalierender Lexeme, die aus vergleichbaren semantischen Ursprüngen stammen könnten.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2023, wohl, locker, leicht und gut. Evidentialität und Epistemizität deutscher Modalpartikeln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1587092