Polysemie und Homonymie im Französischen


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Mögliche Definitionen von Polysemie und Homonymie

3 Polysemie – Wortfeld und Polysemie – Komponentenanalyse

4 Zu den verschiedenen Arten der Polysemie-
4.1 Zur Tabelle
4.2 Die Hauptbedeutung

5 Ursachen der Polysemie

6 Abgrenzung von Polysemie, Kontextvarianz und Homonymie

7 Sekundäre Homonymie und sekundäre Polysemie

8 Diskursregeln als andere Art der Mehrdeutigkeit

9 Abschlussbetrachtung

10 Literatur

1 Einleitung

Diese Arbeit basiert auf der Beschäftigung mit den Bedeutungsrelationen der Polysemie und der Homonymie des Französischen. Die Mehrdeutigkeit sprachlicher Zeichen bereitet den Semantikern bereits lange Schwierigkeiten. Andreas Blank ist der Ansicht, dass die Strukturelle Semantik nach Coserius wenig zur Lösung dieses Problems beigetragen hat. Die Kognitive Semantik bezeichnet er als „polysemfreundlich“ (Blank, 2001: 103), da die erweiterte Prototypentheorie auf der Erkenntnis beruht, dass sprachliche Zeichen mehrere Bedeutungen bzw. prototypische Effekte haben. Claudio Di Mola sieht in dem Prototypen- und Netzwerkansatz eine Alternative zu anderen Darstellungsversuchen, da er in Opposition zu den Deutungsansätzen steht, die danach streben für alle Varianten des betreffenden Lexems einen gemeinsamen Nenner zu finden. Kernbedeutungsmodelle weisen die entsprechende Schwäche auf, dass bei einem hochgradig polysemen Lexem die allen Varianten gemeinsame Kernbedeutung einen zu allgemeinen oder abstrakten Charakter hat, als dass sie zu effektiven Fortschritten in der Analyse führen könnte. Blank ist allerdings der Ansicht, dass die verschiedenen Bedeutungen eines Wortes als prototypische Effekte einer kognitiven Kategorie fehlinterpretiert werden, wodurch eine Unterscheidung von Polysemie, Homonymie und Kontextvarianz, auf die ich am Rande eingehen werde, unmöglich wird. Di Mola stuft ein kognitives Analysemodell als geeignet ein, um der Polysemie komplexer Verben wie zum Beispiel kommen und gehen gerecht zu werden und verweist dabei auf das Vorstellungs-Schema. Dieses Schema ist reichhaltiger an Informationen als eine Merkmalliste, da es die Verbindungen zwischen den einzelnen Aspekten einer Ganzheit hervorhebt. Di Mola hebt auch den Gestaltcharakter des Vorstellungs-Schemas positiv hervor sowie die Tatsache, dass dieses Schema einer grundlegenden kognitiven Erfahrung unserer physischen Lebenswelt entspricht. Er bezeichnet dieses Schema als die Ganzheit von hohem Natürlichkeitsgrad und verweist darauf, dass hier eine psychologische Motivation im Gegensatz zu atomistischen Merkmallisten vorhanden ist. Nach ihm wäre es vorstellbar, für ein Lexem mehrere semantische Netze auszuarbeiten, die den Untersuchungsgegenstand von verschiedenen Gesichtspunkten aus beleuchten. Die vorliegende Arbeit beabsichtigt die Polysemie und Homonymie darzustellen und durch die Betrachtung verschiedener Linguisten, die diesen Bereich bereits thematisiert haben, soweit wie möglich voneinander abzugrenzen.

2 Mögliche Definitionen von Polysemie und Homonymie

Ganz simpel und mit Bezug auf den Deutschen Rechtschreibduden gesagt liegen bei der Homonymie Lexien, die gleich lauten, mit unterschiedlicher Bedeutung vor und bei der Polysemie entspricht die Ausdruckseite eines sprachlichen Zeichens verschiedenen Inhaltsseiten, die sich überlappen. Dies soll im folgenden Modell von Heidrun Pelz veranschaulicht werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Blank gibt an, dass wir im Falle von Polysemie jeweils zwei unterschiedliche Referentenklassen und Konzepte hinter den Verwendungen haben und klare semantische Relationen zwischen den konkreten Verwendungen bestehen. Heidrun Pelz weist darauf hin, dass Polysemie in natürlichen Sprachen den Normalfall ausmacht und durch absichtliche Ausnutzung der Mehrdeutigkeiten in Witzen, Bonmots und in der Dichtung entsteht.

Bei der Homonymie hingegen ist nach Blank von zwei unterschiedlichen Lexien auszugehen, die eine identische Wortform (signifiant und Schreibweise) sowie identische grammatische Informationen (Wortart, Genus) haben. Auch Polysemie liegt nach ihm im engeren Sinne nur vor, wenn Wortart und Genus des Paars identisch sind. In einem weiteren Sinne kann man aber auch Fälle von Homonymie und Polysemie mit unterschiedlicher Wortart oder Genus ausmachen:

Polysemie: it. portatile ‘tragbar’, ‘Notebook-Computer’

Homonymie: dt. der Leiter ‘Vorgesetzter’, die Leiter ‘durch Sprossen verbundene Balken zum Hinaufsteigen’

Kerstin Möller schreibt in ihrem Werk, dass Polysemie und Homonymie nur innerhalb einer Wortklasse bestehen kann. Peter Wunderli weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass das die Homonymie nicht den sprachlichen Normalfall darstellt sondern Ausnahmecharakter hat. Ein Beispiel für Homonymie liegt bei dem signifiant /sã/ vor, dem nach Wunderli auf der Inhaltsseite die folgende Serie der Lexien entsprechen: sans, cent, (le) sang, (je) sens, (tu) sens, (il) sent. Hier zerfällt das Signifikat nach Wunderli in verschiedene Semanteme. Als Semantem bezeichnet man die inhaltliche semantische Grundeinheit eines Lexikoneintrages, syntaktisch betrachtet ein Lexem. Hier liegen die Semanteme ‘ sans = ohne’, ‘ cent = hundert’, ‘ sang = Blut’, ‘ sentir = fühlen’ vor. In der Regel fallen Signifikat und Semantem zusammen. Selbst in diesem Fall weist die Inhaltsseite jedoch normalerweise noch eine komplexe Struktur auf. Das Zeichen ist dann polysem geworden und zerfällt in verschiedene Sememe. Sememe sind nach Bünting inhaltliche Grundeinheiten eines sprachlichen Zeichens, die durch Seme beschrieben werden. Seme sind die kleinsten Bestandteile der Wortbedeutung. Diese Sememe haben zwar gewisse semantische Merkmale gemeinsam, unterscheiden sich jedoch in anderen Merkmalen voneinander. Beispielsweise könnte man bei französisch jour fünf Sememe ermitteln:

1. ‘Zeicheneinheit, während welcher sich die Erde einmal um ihre eigene Achse dreht’
2. ‘Zeicheneinheit, während welcher sich die Sonne über dem Horizont befindet’
3. ‘Licht als Zustand’ (obscurité entgegengesetzt)
4. ‘Licht als Ergebnis’ (≈ Öffnung)
5. ‘Licht als Ausdruck des Lebens’ (≈ Geburt)

Beispiel für Polysemie: Weizen ‘Getreide’, ‘Biersorte’

Beispiel für Homonymie:

a) Le propriétaire a loué cette chambre à Paul. ‘vermieten’
b) Le professeur a loué Paul pour son application. ‘loben’

Im weiteren Sinne zählen auch die Homographie und die Homophonie zu der Homonymie. Die Homophonie bezeichnet Blank als die reine signifiant -Identität, bei der unterschiedliche Schreibung besteht. Sie ist nach Pelz häufig im Französischen anzutreffen und Grundlage für Wortspiele. Das Deutsche hat durch seine Großschreibung eine Möglichkeit, Homophone graphisch zu differenzieren, wodurch völlige Homophonie im Deutschen selten ist. Die Homographie verfügt über eine reine graphische Identität bei unterschiedlicher Lautung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Homonymie ist nach Pelz nicht auf die Morphemebene begrenzt sondern ebenso auf der Satzebene anzutreffen. Bei der Übersetzung von mehrdeutigen Einheiten ergeben sich häufig Schwierigkeiten, da sich gerade Wortspiele nicht gut übertragen lassen. Das englische Wort position macht hier eine Ausnahme, da im Deutschen (Position) und im Französischen (position) eindeutige Entsprechungen vorliegen.

3 Polysemie - Wortfeld und Polysemie - Komponentenanalyse

Hinsichtlich der Beziehungen zwischen einem polysemen Lexem und dem entsprechenden Wortfeld ist mit Bezug auf Di Mola zu beachten, dass ein polysemes Lexem zu mehreren Wortfeldern gehört. So stuft man beispielsweise die Verben kommen und gehen zu den Bewegungsverben ein und zu den Verben, die abstrakte Veränderungen bezeichnen wie z.B. gelangen. Dies muss beachtet werden, wenn ein polysemes Lexem untersucht werden soll. Die traditionelle Wortfeldforschung geht bezüglich eines Lexems im Allgemeinen von einer Variante aus, die auf intuitiver Basis als grundlegend bestimmt wird und jeweils mit der zentralen Variante anderer Wortfelder verglichen wird. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass bei polysemen Lexemen regelmäßig Bedeutungsextensionen festzustellen sind. Die Polysemie findet hier folglich keine Berücksichtigung.

Di Mola betrachtet das Verfahren der Komponentenanalyse, das auf Louis Hjelmslev und die Schule des Strukturalismus zurückgeht, als Merkmalliste, die nichts über die Beziehungen zwischen den einzelnen Merkmalen aussagen, was wichtig wäre, da bei der Polysemie Beziehungen zwischen den verschiedenen Varianten bestehen. Darüber hinaus gibt es hier keine Hinweise über das eventuelle Vorhandensein einer Merkmalhierarchie und die Frage, wieso bestimmte Merkmalkombinationen möglich sind und andere nicht, bleibt ungeklärt.

4 Zu den verschiedenen Arten der Polysemie

Blank erachtet es für erstaunlich, dass die Moderne Semantik Probleme mit der theoretischen und praktischen Beschreibung von Mehrdeutigkeit hat, da dieses Problem bereits in der älteren Historischen Semantik diskutiert wurde. Der Terminus Polysemie stammt von Michel Bréal, der ihn bereits als synchronische Konsequenz des Bedeutungswandels angesehen hat. Sie kann - je nach dem zugrunde liegenden Typ des Bedeutungwandels - unterschiedliche Ausprägungen haben. Hier läge eine erste Abgrenzung zur Homonymie vor, da sich diese aufgrund von Laut- und nicht Bedeutungswandel ergibt. Unter Bedeutungswandel versteht man nach Pelz die Veränderung eines Zeicheninhalts im Verlauf der Sprachgeschichte, wobei die Ausdrucksseite wenig Veränderungen erfährt. Blank betrachtet Bréals Herangehensweise

als fundamental, kritisiert aber die rein diachrone Vorgehensweise. Hierauf werde ich später

genauer eingehen. Trotzdem bezieht sich Blank des Weiteren vorerst auf Bréal und spricht von 11 Typen des Bedeutungswandels, mit denen er 7 Typen der Polysemie verbindet, die in der folgenden fast vollständig von ihm übernommenen Tabelle veranschaulicht werden sollen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Polysemie und Homonymie im Französischen
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Geisteswissenschaften)
Veranstaltung
Ps Lexikologie und Lexikographie
Note
2,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V15879
ISBN (eBook)
9783638208734
ISBN (Buch)
9783638757058
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand.
Schlagworte
Polysemie, Homonymie, Französischen, Lexikologie, Lexikographie
Arbeit zitieren
Angelina Kalden (Autor:in), 2003, Polysemie und Homonymie im Französischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15879

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