Der sexuelle Kindesmissbrauch rückt seit den 2010er Jahren regelmäßig ins öffentliche Licht, leider und zum Glück. Leider, da es unbegreiflich ist, wie omnipräsent eine solch abscheuliche Problematik ist, von der wohl jeder sich wünscht, dass sie überhaupt nicht existiere. Zum Glück jedoch, da es nichts Wichtigeres gibt, als Öffentlichkeitsarbeit zur Aufdeckung und Prävention dieser Schandtaten, welche eine enorme Drangsal für die Geschädigten darstellen, die sich nicht selten für den Rest ihres Lebens an sie klammert. Schaut man sich jedoch die Fälle im Einzelnen an, so ist es mehr als verwunderlich, dass eine mediale Präsenz des Themas, in angemessener Proportion, erst seit den 2010er Jahren vorherrscht. Denn bereits in der früheren Nachkriegszeit wurden Stimmen einer Vielzahl von Kindern laut, die Missetaten zu ihren Lasten bezeugten, beispielsweise aus Ferienlagern oder Kinderheimen. Eine mediale Aufmerksamkeit wurde diesen jedoch nie gestattet und die Menschen blieben mehrheitlich ohne eine angemessene Therapie und ohne den notwendigen Erhalt von Gerechtigkeit zurück.
Das Thema gelangt nicht zuletzt aufgrund der jüngsten, äußerst fragwürdigen Aufarbeitungskampagnen des Erzbistums Köln wieder ins Scheinwerferlicht der medialen Öffentlichkeit. Doch nicht nur in der Kirche scheint sich dieser Teufel, genannt Kindesmissbrauch, aufzuhalten. Auch in anderen Institutionen, die sich eigentlich dem Schutz und der Erziehung der Kinder verschrieben haben, seien sie staatlich oder privat, scheint er sein Unwesen zu treiben.
Das „Canisius-Kolleg“, die „Odenwaldschule Ober-Hambach“, das Ettal Kloster, die Universitätsklinik des Saarlandes: Termini der Schande. Auch empirisch lässt sich darstellen, dass Kindesmissbrauch innerhalb Institutionen keine Randerscheinung ist. 1435 vertrauliche Anhörungen und schriftliche Berichte von Opfern und Zeug*innen wurden durch die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Frühjahr 2021 ausgewertet und man stellte fest, Institutionen befinden sich als Tatort an zweiter Stelle, hinter dem eigenen familiären Umfeld der Kinder.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Vorwort
- 1.2 Persönlicher Bezug
- 1.3 These und Methodik
- 2. Hauptteil
- 2.1 Begriffsbestimmungen
- 2.1.1 Der Begriff „Kind“
- 2.1.2 Der Begriff „Missbrauch“
- 2.1.3 Der Begriff „Misshandlung“
- 2.1.4 Der Begriff „Institution“
- 2.2 Fallbeispiele institutionellen Kindesmissbrauchs
- 2.2.1 Das Canisius-Kolleg
- 2.2.2 Die Odenwaldschule
- 2.2.3 Das Internat des Ettal-Klosters
- 2.3 Interdisziplinäre Erklärungsansätze
- 2.3.1 Soziologische Faktoren
- 2.3.2 Psychologische Faktoren
- 2.3.3 Die Perspektive der nichtjuristischen Kriminologie
- 2.3.4 Die Finkelhor'sche Perspektive
- 3. Fazit
- 4. Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die begünstigenden Charakteristika von Hierarchien und Machtstrukturen innerhalb von Institutionen für sexuellen Kindesmissbrauch. Das Hauptziel ist es, die These zu belegen oder zu widerlegen, dass Institutionen bewusst von pädophilen Straftätern unterwandert werden. Die Arbeit analysiert den Zusammenhang zwischen organisatorischen Strukturen und der Machtausübung durch Täter.
- Definition von Kindesmissbrauch im institutionellen Kontext
- Analyse von Fallbeispielen institutionellen Kindesmissbrauchs (Canisius-Kolleg, Odenwaldschule, Ettal-Kloster)
- Interdisziplinäre Betrachtung soziologischer, psychologischer und kriminologischer Faktoren
- Untersuchung der Rolle von Machtpositionen und hierarchischen Strukturen
- Auswirkungen auf die Kindesentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit für sexuellen Kindesmissbrauch seit den 2010er Jahren und kontrastiert dies mit dem historischen Hintergrund, in dem Missbrauchsfälle oft ignoriert wurden. Sie führt verschiedene Beispiele an, wie beispielsweise Fälle aus Ferienlagern und Kinderheimen, die in der Vergangenheit kaum Beachtung fanden. Die Arbeit stellt die These auf, dass Institutionen bewusst von pädophilen Straftätern unterwandert werden und benennt die Forschungsfrage, die diese These überprüfen soll: Gibt es einen Zusammenhang zwischen organisatorischen Strukturen innerhalb von Institutionen und der Machtausübung durch Täter?
2. Hauptteil: Der Hauptteil beginnt mit der Definition zentraler Begriffe wie "Kind", "Missbrauch", "Misshandlung" und "Institution". Anschließend werden Fallbeispiele institutionellen Kindesmissbrauchs (Canisius-Kolleg, Odenwaldschule, Ettal-Kloster) vorgestellt, um die Realität des Problems zu veranschaulichen. Im weiteren Verlauf werden interdisziplinäre Erklärungsansätze aus soziologischer, psychologischer und kriminologischer Perspektive diskutiert, inklusive der Finkelhor'schen Perspektive. Der Fokus liegt auf der Analyse von Machtstrukturen und deren Ausnutzung durch Täter, sowie den Auswirkungen auf die betroffenen Kinder.
Schlüsselwörter
Institutioneller Kindesmissbrauch, Machtstrukturen, Hierarchien, Soziologie, Psychologie, Kriminologie, Fallbeispiele, Pädophilie, Viktimologie, Kinderentwicklung, Organisationsstrukturen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dieser Arbeit zum Thema "Institutioneller Kindesmissbrauch"?
Diese Arbeit untersucht, inwiefern Hierarchien und Machtstrukturen innerhalb von Institutionen sexuellen Kindesmissbrauch begünstigen. Sie soll die These prüfen, ob Institutionen bewusst von pädophilen Straftätern unterwandert werden, indem der Zusammenhang zwischen Organisationsstrukturen und der Machtausübung durch Täter analysiert wird.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen organisatorischen Strukturen und der Machtausübung durch Täter im Kontext von institutionellem Kindesmissbrauch. Die Arbeit definiert Kindesmissbrauch im institutionellen Kontext, analysiert Fallbeispiele, betrachtet soziologische, psychologische und kriminologische Faktoren, untersucht die Rolle von Machtpositionen und hierarchischen Strukturen und beleuchtet die Auswirkungen auf die Kindesentwicklung.
Welche Fallbeispiele werden untersucht?
Die Arbeit analysiert Fallbeispiele von institutionellem Kindesmissbrauch am Canisius-Kolleg, an der Odenwaldschule und im Internat des Ettal-Klosters.
Welche interdisziplinären Perspektiven werden berücksichtigt?
Es werden soziologische, psychologische und kriminologische Faktoren betrachtet, einschließlich der Finkelhor'schen Perspektive. Der Fokus liegt auf der Analyse von Machtstrukturen, deren Ausnutzung durch Täter und den Auswirkungen auf die betroffenen Kinder.
Was sind die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit?
Die zentralen Schlüsselwörter sind: Institutioneller Kindesmissbrauch, Machtstrukturen, Hierarchien, Soziologie, Psychologie, Kriminologie, Fallbeispiele, Pädophilie, Viktimologie, Kinderentwicklung, Organisationsstrukturen.
Was beinhaltet die Einleitung der Arbeit?
Die Einleitung thematisiert die zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit für sexuellen Kindesmissbrauch seit den 2010er Jahren im Kontrast zum historischen Kontext, in dem Missbrauchsfälle oft ignoriert wurden. Es wird die These aufgestellt, dass Institutionen bewusst von pädophilen Straftätern unterwandert werden, und die Forschungsfrage formuliert: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Organisationsstrukturen innerhalb von Institutionen und der Machtausübung durch Täter?
Was wird im Hauptteil der Arbeit behandelt?
Der Hauptteil definiert zunächst zentrale Begriffe wie "Kind", "Missbrauch", "Misshandlung" und "Institution". Anschließend werden die genannten Fallbeispiele vorgestellt und interdisziplinäre Erklärungsansätze aus soziologischer, psychologischer und kriminologischer Perspektive diskutiert.
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- Kevin Malchow (Author), 2022, Institutioneller Kindesmissbrauch und seine begünstigenden Charakteristika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1588092