Rezeption der Kritischen Theorie in der Europäischen Ethnologie der 1960er und 1970er Jahre

Cultural Industries - Kulturindustrie


Seminararbeit, 2009

11 Seiten, Note: 1


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretischer Input
2.1. Kritische Theorie und Dialektik der Aufklärung
2.2. Kulturindustrie

3. Rezeption in den 60er und 70er Jahren
3.1. „Einflüsse von Funk und Fernsehen auf lebendiges Singen". Referat von Ernst Klüsen
3.2. „Volkstümliches Erzählgut im Unterricht". Referat von Wolfgang Brückner

4. Resümee

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Welt in der wir leben ist eine Schnelllebige. Haben wir uns gerade eben noch mit dem neuesten Stand der Technik beschäftigt, ist diese im nächsten Moment schon wieder über­holt und nicht mehr up-to-date. Die Menschen, vor allem jene Personen die im Dienste der Wissenschaft forschen, wollen immer höher, immer weiter, immer schneller an ein Ziel ge­langen, welches sie selbst noch nicht einmal sehen, und ziehen mit diesem Denken die ganze Gesellschaft und somit jedes einzelne Individuum in diesen Bann. Alle wollen Teil des großen Ganzen, und somit dieser schnelllebigen Welt, sein. An der Stelle, wo man bemüht ist mög­lichst viele Personen an diesem Phänomen teil haben zu lassen, treten Massenkommunikati­onsmittel und Massenkultur auf. Unzählige Menschen pilgern zu Filmen, Museen und Kunstwerken, von denen sie meinen, diese Art von „Kunst" konsumieren zu müssen. Dem Begriff „Konsument" steht jener des „Anbieters" gegenüber. Dieser stellt Kultur bereit, die im wahrsten Sinne des Wortes gekauft und wieder weggeworfen werden kann. So will man Individuen gleich und unkritisch machen, damit sie sich nicht gegen die gesellschaftlichen Gegebenheiten wehren. Erich Fromm drückt dies in seinem Buch „Die Kunst des Liebens" (1956) wie folgt aus: „Die heutige Gesellschaft predigt das Ideal einer nicht-individualisierten Gleichheit, weil sie menschliche Atome braucht, die sich untereinander völlig gleichen, damit sie im Massenbetrieb glatt und reibungslos funktionieren, damit allen den gleichen Anwei­sungen folgen und jeder trotzdem überzeugt ist, das zu tun, was er will. Genauso wie die moderne Massenproduktion die Standardisierung der Erzeugnisse verlang, so verlangt auch der gesellschaftliche Prozeß die Standardisierung des Menschen, und diese Standardisierung nennt man dann „Gleichheit"" (Fromm 1956, S.26). Eine ähnliche Auffassung, wie die Ge­sellschaft funktioniert und somit alle Akteur/innen in ihren Aufgaben miteinschließt, haben auch Theodor W. Adorno und Max HORKHEIMER. Sie legen mit ihrer Schrift „Dialektik der Aufklärung" (1947), welches als Hauptwerk der Kritischen Theorie zählt, einen Grund­baustein für die Kritik an der Gesellschaft. Der damit verbundene Begriff „Kulturindustrie" schlägt weite Wellen, welche bis in die Europäische Ethnologie eindringen und diese in ihrem Selbstverständnis als auch der Präsentation von Kultur nach außen nicht unwesentlich be­einflussen. Diese hier genannten Phänomene werden in der vorliegenden Arbeit beschrie­ben und enden in der Darstellung der Rezeption der Kritischen Theorie in der Europäischen Ethnologie der 1960er und 1970er Jahre. Ein abschließendes Resümee überblickt den Dis­kurs.

2. Theoretischer Input

2.1. Kritische Theorie und Dialektik der Aufklärung

Adorno und HORKHEIMER kritisieren die Manipulation des Menschen durch die techni­sche Struktur des Spätkapitalismus. In ihrem Werk „Dialektik der Aufklärung" aus dem Jahr 1947 formulieren sie dies deutlich. Ziel der Aufklärung ist es, die Menschen einer Gesell­schaft in Richtung autonomer Individuen zu bewegen und diese im Sinne einer praktischen Philosophie zu aktivieren selbstständig zu denken und zu handeln. Personen sollen nicht nur darüber nachdenken sondern auch in gesellschaftliche Gegebenheiten eingreifen und jene verändern. Diese Denkweise geht allerdings davon aus, dass die Individuen einer Gesell­schaft unzufrieden mit den Zuständen sind, in denen sie leben.

Der Mensch verliert durch die Industrialisierung seine Menschlichkeit, er wird zum Ding. „Der Kunde ist nicht, wie die Kulturindustrie glauben machen möchte, König, nicht ihr Sub­jekt, sondern ihr Objekt" (Adorno 1967, S.60) Die Technik macht das Individuum zu einer unfreien Person, da die Welt durch und durch davon verwaltet und nach ihr ausgerichtet ist, was die Schnelllebigkeit der gesellschaftlichen Gegebenheiten erklärt. „Technische Rationali­tät heute ist die Rationalität der Herrschenden selbst" (HorkheimeR/Adorno 1969, S.129). Die Problematik beginnt, wenn sich die „res cogitans", der Geist, mit der „res exten­sa", dem körperlichen und materiellen Dasein des Menschen, im Gegensatz zu DESGAR- TES Ausführungen, der diese strikt trennte, vermischen. Es sind zwei Welten, die nur in Wechselbeziehung zueinander bestehen können. HORKHEIMER formulierte dies so: „Das Sein prägt das Bewusstsein". Je mehr der Mensch von der Außenwelt durch Massenmedien und Massenkommunikationsmittel (Facebook, StudiVZ, etc.) beeinflusst wird, desto mehr werden jene Gegebenheiten zu seinem Bewusstsein und somit zu seinem Denken und Han­deln. Der entfremdete Mensch wird vielmehr von einer äußeren Macht an Stelle seiner inne­ren Bedürfnisse gelenkt. Dadurch ist es dem Menschen nicht möglich seine materielle Um­welt von seiner geistigen Existenz zu unterscheiden. In dieser Folge können die Einflüsse der massenmedialen Umgebung bis ins Bewusstsein und demnach weiter in das Sein des Men­schen vordringen. Er wird in seinem vollkommenen Dasein von der Massenkultur einge­nommen ohne sich wehren zu können. Die einzige Verteidigung ist die kritische Auseinan­dersetzung mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten im Zustand der Massenkommunikati­on und -kultur im Sinne der von Horkheimer und Adorno formulierten „Kritischen Theorie".

Das zentrale Moment der Kritischen Theorie ist es die herrschenden Verhältnisse zu kritisie­ren, reflektieren und in weiterer Folge de- und rekonstruieren, denn „nicht nur fallen die Menschen (...) auf Schwindel herein, wenn er ihnen sei's noch so flüchtige Gratifikation ge­währt; sie wollen bereits einen Betrug, den sie selbst durchschauen; sperren krampfhaft die Augen zu und bejahen in einer Art Selbstverachtung, was ihnen widerfährt, und wovon sie wissen, warum es fabriziert wird" (Adorno 1967, S.66). Dieses mit-dem-Strom- schwimmen gibt den Einzelpersonen Sicherheit. Neues gibt weniger Geborgenheit als Altbe­kanntes. Die Menschen suchen in dieser schnelllebigen Welt Halt und Stabilität und diese Verantwortung obliegt der im nächsten Kapitel näher beleuchteten, Kulturindustrie.

[...]

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Rezeption der Kritischen Theorie in der Europäischen Ethnologie der 1960er und 1970er Jahre
Untertitel
Cultural Industries - Kulturindustrie
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz
Note
1
Autor
Jahr
2009
Seiten
11
Katalognummer
V158924
ISBN (eBook)
9783640718559
ISBN (Buch)
9783640718870
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rezeption, Kritischen, Theorie, Europäischen, Ethnologie, Jahre, Cultural, Industries, Kulturindustrie
Arbeit zitieren
Stefanie Rumersdorfer (Autor:in), 2009, Rezeption der Kritischen Theorie in der Europäischen Ethnologie der 1960er und 1970er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158924

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