Diese Arbeit beschäftigt sich mit Frauen und Mädchen in der der HipHop-Szene. HipHop wird wegen seiner sexistischen Inhalte und frauenfeindlichen Texte oft in der Öffentlichkeit diskutiert. Rapvideos zeigen Frauen häufig nur als schmückendes Beiwerk der männlichen Rapper. Sie sollen deren Männlichkeit festigen und werden mit Statussymbolen wie Luxus-Autos, Hunden, Designer-Kleidung, etc gleichgesetzt. Dabei wird übersehen, dass es eine Vielzahl von HipHoperinnen gibt, die in ihren Texten mit männlichen Bildern von Weiblichkeit spielen und durch ihr Talent den HipHop beeinflusst haben.
HipHop wird auch als performative Kultur bezeichnet. Dabei wird in den Performances nicht zwischen der Rolle und wahrem Charakter unterschieden, sondern die Inszenierung von Authentizität ist das Ziel. Aufgrund der vielschichtigen Inszenierungspraktiken und Schauplätzen im HipHop besteht eine fließende Grenze zwischen Theatralität und Realität.
Für die Analyse der Identitätskonstruktion im weiblichen deutschen HipHop wird im Folgenden exemplarisch die Inszenierung der deutsch-türkischen Pornorapperin Lady Bitch Ray untersucht. Deutscher Pornorap wurde u.a. durch die Berliner Rapper Bushido, Sido, Bass Sultan Hengzt und King Orgasmus One sowie das Plattenlabel Aggro Berlin populär. Die Texte der Rapper stellen Frauen als bloßes Reizobjekt dar und propagieren den männlichen Anspruch sexuelle Wünsche notfalls auch mit Gewalt durchzusetzen. Lady Bitch Ray ist die einzige bekannte Frau, die für weiblichen Pornorap in Deutschland steht. Ihre Texte sind wie die ihrer männlichen Kollegen pornografisch und aggressiv. Jedoch handeln sie von sexuellen Praktiken aus weiblicher Sicht, der Frau als starkes selbstbestimmtes Geschlecht und der Unterdrückung der Männer durch sexuelle Macht.
Da sich die Künstlerin fast ausschließlich im Internet präsentiert, diente ihr Webauftritt als primäre Quelle für diese Forschung. Gedankengeber, das Internet als Bühne zu betrachten, war Erving Goffman mit seinem Buchtitel „Wir alle spielen Theater“. Laut Goffman versuchen die Menschen durch Interaktion ein gewisses Bild zu vermitteln, da sie sich darüber bewusst sind immer unter Beobachtung zu stehen. Goffman kommt zu dem Schluss, dass alle Menschen prinzipiell immer Theater spielen und sich eine Fassade aufbauen. Medien können demnach als Bühne gesehen und Inszenierungen als Präsentation verstanden werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die HipHop Kultur
- Geschichte des HipHop
- Techniken,,,Style“, „Realness\", Mode
- Weiblicher HipHop
- Methoden
- Qualitative Sozialforschung
- Performatives Konzept
- Doing Gender und kulturelle Identität
- Quellenanalyse
- Biografie Lady Bitch Ray
- Quellenbeschreibung und Kritik
- Website Lady Bitch Ray
- Die erste sichtbare Ebene
- Der zweite sichtbare Bereich
- Weitere Ebenen
- Online-Interviews
- Analyse Lady Bitch Ray
- Vor der Aufführung
- Der Vorhang hebt sich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Identitätskonstruktion im deutschen weiblichen HipHop am Beispiel der Künstlerin Lady Bitch Ray. Sie fokussiert sich auf die Performativität von Identitäten im HipHop und analysiert, ob Genderkonstruktionen in diesem Kontext reproduziert, modifiziert oder in Frage gestellt werden. Ziel ist es, Lady Bitch Rays Identifikationsangebot im Hinblick auf eine mögliche Emanzipationsbewegung für Mädchen zu beleuchten.
- Identitätskonstruktion im weiblichen deutschen HipHop
- Performativität von Identitäten im HipHop
- Genderkonstruktionen im HipHop
- Emanzipationsbewegung für Mädchen
- Lady Bitch Rays Identifikationsangebot
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Relevanz von weiblichen Perspektiven in Jugendkulturen, insbesondere im Kontext des HipHops. Sie stellt Lady Bitch Ray als exemplarische Figur vor und erläutert die Relevanz des Internet als Bühne für die Identitätskonstruktion im HipHop.
Kapitel 2 widmet sich der HipHop-Kultur. Es skizziert die Geschichte des HipHops, erläutert wichtige Elemente wie Techniken, Symbole und Verhaltensweisen und beleuchtet die Rolle von Frauen im HipHop. Es werden verschiedene „Rap Models“ vorgestellt, um die vielfältigen Identitätskonstruktionen von HipHop-Künstlerinnen aufzuzeigen.
Kapitel 3 behandelt die methodischen Grundlagen der Analyse. Es erläutert die Konzepte der qualitativen Sozialforschung, Performanz, Doing Gender und kultureller Identität und verdeutlicht deren Relevanz für die Untersuchung von Identitätskonstruktionen im HipHop.
Kapitel 4 beinhaltet die Analyse der Künstlerin Lady Bitch Ray. Es präsentiert eine Biografie, beschreibt die Quellen und analysiert Lady Bitch Rays Identitätskonstruktion vor dem methodischen Hintergrund und in Bezug auf die Fragestellung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie weiblicher HipHop, Performativität, Identitätskonstruktion, Genderkonstruktionen, Emanzipation, Lady Bitch Ray und Internet als Bühne. Sie untersucht die Interaktion dieser Themen im Kontext der deutschen HipHop-Kultur und analysiert, wie Lady Bitch Ray ihre Identität im digitalen Raum konstruiert und performt.
- Quote paper
- Anika Ostermaier-Grabow (Author), 2009, Identitätskonstruktionen und Performanz im deutschen weiblichen HipHop. Exemplarische Forschung anhand der Künstlerin "Lady Bitch Ray", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158976