Die vorliegende Arbeit untersucht, wie Alexanders Hybris im "Straßburger Alexander" als ambivalente Kraft inszeniert wird, die zugleich Herrschaft motiviert und zerstört. Anhand einer literaturwissenschaftlichen Analyse zentraler Episoden – der Begegnung mit den Gymnosophisten, der Paradiesexpedition und der Todesszene – wird aufgezeigt, wie der Text Alexanders Machtausübung als moralisch illegitim dekuvriert. Als theoretischer Rahmen dient Augustinus’ De civitate Dei, insbesondere dessen Räuberbanden-Analogie und die Zwei-Städte-Lehre. Im Spannungsverhältnis zur augustinischen politischen Theologie wird sichtbar: Alexanders Herrschaft basiert nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf superbia, wodurch sie dem Ideal der civitas Dei diametral entgegensteht. Die Arbeit zeigt, wie das literarische Herrscherbild dekonstruiert und in einen geistlich-ethischen Deutungsrahmen überführt wird. So fungiert der Straßburger Alexander nicht nur als Eroberungsnarrativ, sondern auch als macht- und theologiekritische Reflexion mittelalterlicher Herrschaftsmodelle.
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- Lucius Valens (Author), 2025, Hybris und Herrschaft im Alexanderroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1590464