Die vorliegende Arbeit untersucht, wie Alexanders Hybris im "Straßburger Alexander" als ambivalente Kraft inszeniert wird, die zugleich Herrschaft motiviert und zerstört. Anhand einer literaturwissenschaftlichen Analyse zentraler Episoden – der Begegnung mit den Gymnosophisten, der Paradiesexpedition und der Todesszene – wird aufgezeigt, wie der Text Alexanders Machtausübung als moralisch illegitim dekuvriert. Als theoretischer Rahmen dient Augustinus’ De civitate Dei, insbesondere dessen Räuberbanden-Analogie und die Zwei-Städte-Lehre. Im Spannungsverhältnis zur augustinischen politischen Theologie wird sichtbar: Alexanders Herrschaft basiert nicht auf Gerechtigkeit, sondern auf superbia, wodurch sie dem Ideal der civitas Dei diametral entgegensteht. Die Arbeit zeigt, wie das literarische Herrscherbild dekonstruiert und in einen geistlich-ethischen Deutungsrahmen überführt wird. So fungiert der Straßburger Alexander nicht nur als Eroberungsnarrativ, sondern auch als macht- und theologiekritische Reflexion mittelalterlicher Herrschaftsmodelle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Machttheoretische Grundlagen ausgehend von Augustinus De civitate Dei
- Räuberbanden-Analogie – ohne Gerechtigkeit keine Herrschaft?
- Heilsgeschichtlicher Dualismus von civitas terrena und civitas Dei
- Analyse: Hybris als zentrales Narrativ der Dekonstruktion von Macht
- mâze vs. unmâze: Die Gymnosophisten als Gegenentwurf zu Alexanders Herrschaft
- Das Paradies als Grenze der Macht
- Alexanders Tod als Spiegel von superbia und vanitas
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Alexanders Hybris im Straßburger Alexanderroman und deren Verhältnis zur augustinischen politischen Theologie. Sie analysiert, wie Alexanders Hybris als macht-treibende oder macht-zerstörende Kraft inszeniert wird und welche Rolle die augustinische Perspektive dabei spielt.
- Die Legitimität von Herrschaft im mittelalterlichen Kontext
- Augustinus' Machttheorie und die Räuberbanden-Analogie
- Die Darstellung von Alexanders Hybris als superbia und vanitas
- Alexander als Exemplum: Vorbild und Warnung
- Das Spannungsverhältnis zwischen Alexanders Machtstreben und christlicher Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt den Straßburger Alexanderroman als wichtiges Werk der mittelhochdeutschen Literatur vor. Sie hebt die ambivalente Darstellung Alexanders hervor: einerseits als Exemplum für menschliche Größe, andererseits als warnendes Beispiel für Hybris und die Vergänglichkeit weltlicher Macht. Die Arbeit konzentriert sich auf die Deutung von Alexanders Handeln durch das Prisma der augustinischen politischen Theologie, wobei die superbia als zentrales Moment der Delegitimation seiner Herrschaft betrachtet wird. Die Forschungsfrage lautet: Wie wird Alexanders Hybris als macht-treibende oder macht-zerstörende Kraft im Straßburger Alexander inszeniert und inwiefern steht diese Darstellung im Spannungsverhältnis zur augustinischen politischen Theologie?
Machttheoretische Grundlagen ausgehend von Augustinus De civitate Dei: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Analyse. Es erläutert Augustinus' Herrschaftsverständnis anhand der Räuberbanden-Analogie, die verdeutlicht, dass Herrschaft ohne Gerechtigkeit illegitim ist. Weiterhin wird die Zwei-Städte-Lehre (civitas terrena und civitas Dei) erklärt, die die Dichotomie zwischen weltlicher und göttlicher Ordnung verdeutlicht und als Analyseinstrument für die Interpretation des Alexanderromans dient. Dieses Kapitel liefert den interpretativen Rahmen für die anschließende Analyse von Alexanders Handlungen.
Analyse: Hybris als zentrales Narrativ der Dekonstruktion von Macht: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Textstellen des Straßburger Alexanderromans, um Alexanders Hybris als zentrales Narrativ der Dekonstruktion von Macht zu belegen. Die Begegnung mit den Gymnosophisten, die Expedition ins Paradies und Alexanders Tod werden als Beispiele für Alexanders Überschreitung von Grenzen und seine letztliche Niederlage interpretiert. Die Analyse untersucht, wie diese Episoden Alexanders superbia und vanitas veranschaulichen und im Spannungsfeld zur augustinischen politischen Theologie stehen. Die verschiedenen Aspekte von Alexanders Handeln werden im Kontext der augustinischen Theorie analysiert, um das Spannungsverhältnis zwischen weltlicher Macht und göttlicher Ordnung aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Straßburger Alexanderroman, Hybris, superbia, vanitas, Augustinus, politische Theologie, Macht, Herrschaft, Legitimität, mittelalterliche Literatur, Exemplum, civitas terrena, civitas Dei.
Häufig gestellte Fragen zum Straßburger Alexanderroman
Worum geht es in dieser Arbeit zum Straßburger Alexanderroman?
Die Arbeit untersucht die Darstellung von Alexanders Hybris im Straßburger Alexanderroman und deren Verhältnis zur augustinischen politischen Theologie. Sie analysiert, wie Alexanders Hybris als macht-treibende oder macht-zerstörende Kraft inszeniert wird und welche Rolle die augustinische Perspektive dabei spielt.
Welche Hauptthemen werden in der Arbeit behandelt?
Die Hauptthemen sind: Die Legitimität von Herrschaft im mittelalterlichen Kontext, Augustinus' Machttheorie und die Räuberbanden-Analogie, die Darstellung von Alexanders Hybris als superbia und vanitas, Alexander als Exemplum (Vorbild und Warnung), und das Spannungsverhältnis zwischen Alexanders Machtstreben und christlicher Moral.
Was ist die Räuberbanden-Analogie von Augustinus und welche Bedeutung hat sie für die Arbeit?
Die Räuberbanden-Analogie von Augustinus, erläutert in "De civitate Dei", besagt, dass Herrschaft ohne Gerechtigkeit illegitim ist und sich kaum von einer Räuberbande unterscheidet. Diese Analogie dient als Grundlage, um die Legitimität von Alexanders Herrschaft im Roman zu untersuchen.
Was sind "civitas terrena" und "civitas Dei" und wie werden sie in der Analyse verwendet?
Die "civitas terrena" (irdische Stadt) und "civitas Dei" (Gottesstadt) sind zwei Konzepte aus Augustinus' Theologie, die die Dichotomie zwischen weltlicher und göttlicher Ordnung verdeutlichen. Sie dienen als Analyseinstrument, um das Spannungsverhältnis zwischen Alexanders Machtstreben (weltliche Ordnung) und christlicher Moral (göttliche Ordnung) im Alexanderroman zu interpretieren.
Was wird unter Alexanders Hybris verstanden und wie wird sie im Roman dargestellt?
Alexanders Hybris bezieht sich auf seine Überheblichkeit und seinen Größenwahn, insbesondere sein Streben nach unbegrenzter Macht und sein Überschreiten moralischer und physischer Grenzen. Die Arbeit analysiert, wie diese Hybris als "superbia" (Hochmut) und "vanitas" (Eitelkeit) im Roman dargestellt wird, beispielsweise in der Begegnung mit den Gymnosophisten, der Expedition ins Paradies und Alexanders Tod.
Welche Bedeutung hat der Straßburger Alexanderroman im Kontext der mittelalterlichen Literatur?
Der Straßburger Alexanderroman ist ein wichtiges Werk der mittelhochdeutschen Literatur. Er bietet eine ambivalente Darstellung Alexanders: einerseits als Vorbild menschlicher Größe, andererseits als warnendes Beispiel für Hybris und die Vergänglichkeit weltlicher Macht.
Welche Textstellen werden besonders analysiert, um Alexanders Hybris zu belegen?
Die Analyse konzentriert sich auf Textstellen, die Alexanders Überschreitung von Grenzen verdeutlichen, wie die Begegnung mit den Gymnosophisten, die Expedition ins Paradies und Alexanders Tod. Diese Episoden werden im Kontext der augustinischen politischen Theologie interpretiert, um das Spannungsverhältnis zwischen weltlicher Macht und göttlicher Ordnung aufzuzeigen.
Was ist die Forschungsfrage der Arbeit?
Die Forschungsfrage lautet: Wie wird Alexanders Hybris als macht-treibende oder macht-zerstörende Kraft im Straßburger Alexander inszeniert und inwiefern steht diese Darstellung im Spannungsverhältnis zur augustinischen politischen Theologie?
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Die Schlüsselwörter sind: Straßburger Alexanderroman, Hybris, superbia, vanitas, Augustinus, politische Theologie, Macht, Herrschaft, Legitimität, mittelalterliche Literatur, Exemplum, civitas terrena, civitas Dei.
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- Lucius Valens (Author), 2025, Hybris und Herrschaft im Alexanderroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1590464