Leo Perutz zählt heute zu den fast vergessenen Autoren unserer Zeit. Deshalb soll sich diese Arbeit mit einem seiner letzten literarischen Meisterwerke beschäftigen. Nachts unter der steinernen Brücke ist Perutz’ Hommage an das alte Prag, die Stadt die zu Beginn seines Lebens seine Heimat war. Es sollen besonders die jüdischen und kabbalistischen Elemente des Romans untersucht werden, wobei zu berücksichtigen ist, daß Leo Perutz nicht in der Tradition der Zionisten, wie z.B. Martin Buber steht.
Nachts unter der steinernen Brücke will kein hyperjüdischer, ja auch kein jüdischer Roman sein. Er ist vielmehr ein Altprager Roman, eine Rabbi Löw-Legende eigener Erfindung mit Rudolf II. als Mittelpunktsfigur, und wenn er zum Teil im Ghetto spielt, so
schildert er anderenteils die Prager Burg von 1600. Auch wenn Leo Perutz in Vergessenheit geraten ist, gibt es zu diesem „nichtjüdischen“ Roman einen recht weitgefächerten Bestand an Forschungsliteratur. Insbesondere Struktur und Aufbau des Romans, sowie seine Gattungszuordnung sind weitestgehend erforscht worden. Hier sind besonders Dietrich Neuhaus und Reinhard Lüth zu erwähnen, aber auch Michael Mandelartz, der Nachts unter der steinernen Brücke unter dem Aspekt der
christlichen und jüdischen Geschichtstheologie untersucht hat. Eine der neueren Arbeiten stammt von Arndt Krieger. Seine Abhandlung befaßt sich ausführlich mit der Struktur, dem Motiv der Traumliebe und dem Erkennen der Wirklichkeit im Roman.
Im Folgenden soll jedoch ausschließlich nach kabbalistischen Motiven und Symbolen im Roman geforscht werden, daß Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Geschichte der Traumliebe. Zunächst wird kurz die Entstehung von Perutz’ Werk und seine Gattungsbestimmung erläutert, darauf schließt sich eine Untersuchung der Symmetrie und Symbolik der Liebesgeschichte an. Hier werden sowohl die kabbalistischen Elemente des Aufbaus, als auch jene der Geschichte selbst beleuchtet. Wichtig erscheint hierbei die Anordnung der Kapitel. In Punkt drei wird schließlich der Roman in Bezug auf die der
Kabbala entsprungenen Sefirot-Lehre analysiert. Einzelne Sefira sollen hier besonders hervorgestellt werden. In diesem Kapitel wird auch die Problematik des Exils besprochen, welche im Roman vorliegt. Das „Ecce homo“ des Rabbis steht etwas außen vor, da es nicht direkt mit der Traumliebe zusammenhängt.
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- Nicole Hecht (Author), 2004, Kabbalistische Motive in Leo Perutz’ Roman "Nachts unter der steinernen Brücke", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1590609