Um die verschiedenen Funktionen und Wirkungen der carmina sowohl für die Hirten als auch für den Leser zu analysieren, ist die 8. Ekloge als Ausgangspunkt am besten geeignet. In dieser lassen sich fast alle der in den Eklogen vorhandenen Wirkungen finden, da sie entweder vorhanden sind, von den Hirten thematisiert werden oder durch raffinierte Anspielungen auf diese verwiesen wird.
Gleich zu Beginn der 8. Ekloge wird die Wirkung der carmina auf die Natur deutlich. Diese offensichtliche Anspielung auf Orpheus wird begleitet von weiteren Anspielungen auf andere Mythen, in denen die carmina verschiedenste Wirkungen zeigen. Die magische Wirkung der carmina ist auch Hauptthema des Liedes des Alphesiboeus. Das Lied des Damon hingegen ist eine Liebesklage, die stark an die 2. Ekloge erinnert. Da die beiden Klagen jedoch sehr unterschiedliche Enden finden, soll im Rahmen dieser Hausarbeit eine Erklärung gefunden werden, welche Funktion die carmina in der jeweiligen Klage haben. Eine weitere Funktion der Dichtung wird in der 3. Ekloge offensichtlich. Die Formalitäten des traditionellen bukoliasmos vermögen es sogar einen Streit zu schlichten und somit eine soziale Funktion der carmina zu offenbaren. Da die Götter zu Vergils Zeiten die Mentalität der Hirten stark beeinflussten, nutzten diese ihre Dichtung nicht selten, um den Göttern zu Ehren Lieder zu singen. Und nicht nur den Göttern zu Ehren wurden Lieder gedichtet, Vergil vermag es, den zeitgenössischen Politikern Lob auszusprechen, ohne es wie plumpe Propaganda wirken zu lassen, was ebenfalls in der 8. Ekloge deutlich wird. Jedoch wird in anderen Eklogen auch eine gegenteilige Wirkung erzeugt: Oft nutzt Vergil seine Dichtung um die Taten von Politikern zu kritisieren und deren negative Auswirkungen zu verdeutlichen. Daher wird in der 9. Ekloge eine weitere Wirkung der carmina deutlich: Die carmina vermögen es, den Hirten in harten Zeiten Trost zu spenden und ihnen die lange Zeit beim Wandern zu vertreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wirkung der carmina auf die Natur
- Carmina mit magischer Wirkung:
- Das Lied des Alphesiboeus
- Anspielungen auf Mythen
- Carmina als Liebesklage: Das Lied des Damon und die 2. Ekloge
- Carmina als Wettkampf: Der bukoliasmos
- carmina zu Ehren der Götter
- carmina und die Politik:
- carmina als Lob für Politiker
- carmina als Kritik an der Politik
- carmina als Trost und als Zeitvertreib: Ekloge 9
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die vielfältigen Funktionen und Wirkungen der carmina in Vergils Eklogen. Sie untersucht, wie die carmina die Natur beeinflussen, magische Kräfte entfalten, als Liebesklage dienen, im Wettkampf eingesetzt werden, den Göttern Ehre erweisen, die Politik kommentieren und den Hirten Trost und Zeitvertreib bieten.
- Die Wirkung der carmina auf die Natur
- Die magische Kraft der carmina
- Die carmina als Instrument der Liebesklage
- Die Funktion der carmina in politischen Kontexten
- Der Trost und die Unterhaltungsfunktion der carmina
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Wirkung der carmina auf die Natur, indem es die Anspielung auf Orpheus in der 8. Ekloge analysiert. Kapitel 3 untersucht die magische Wirkung der carmina im Lied des Alphesiboeus und durch Anspielungen auf verschiedene Mythen. Es werden die Auswirkungen der Lieder auf die Natur, auf die menschliche Psyche und auf das Schicksal von Individuen untersucht. Kapitel 4 konzentriert sich auf die Funktion der carmina als Liebesklage und vergleicht das Lied des Damon mit der 2. Ekloge. Kapitel 5 befasst sich mit dem bukoliasmos, einem traditionellen Element der Hirtenpoesie, und analysiert die soziale Funktion der carmina im Rahmen dieses Wettbewerbs.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den vielfältigen Funktionen und Wirkungen der carmina in Vergils Eklogen. Zentrale Themen sind die Anspielungen auf mythologische Figuren wie Orpheus, Medea und Circe, die magische Kraft der carmina, die Liebesklage als Motiv, der bukoliasmos als literarisches Element, die politische Dimension der carmina und die Bedeutung der carmina für die Hirtenkultur.
- Arbeit zitieren
- Patricia Schneider (Autor:in), 2009, Carmina und ihre Wirkung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159167