Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was versteht man unter Massentourismus?
3. Historische Entwicklung des Massentourismus an Spaniens und Portugals Küsten anhand des Lebenszyklusmodells von Fremdenverkehrsorten nach Butler
3.1 Spanien
3.2 Portugal
4. Risiken und Probleme des Massentourismus in Spanien und Portugal
4.1 Unkontrollierter Bauboom
4.2 Umweltverschmutzung
4.3 Wassermangel
4.4 Sozioökonomische Nachteile und Probleme
4.5 Konjunkturelle und saisonale Schwankungen
4.6 Konkurrenz
4.7 Angebotsstruktur
5. Chancen des Massentourismus
5.1 Reduzierung der Saisongebundenheit
5.2 Wirtschaftliche Vorteile
5.3 Diversifizierung und Segmentierung des Angebotes
5.4 Verbesserung der Qualität des Angebotes und der Dienstleistungen
6. Zusammenfassung und Ausblick auf künftige Entwicklungen
7. Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Lebenszyklusmodell nach Butler
Abb. 2: Benidorm - früher und heute
Abb. 3: Daten nach: Instituto de Estudios Turísticos, Madrid (eigene Darstellung)
1. Einleitung
Tourismusträume. Einströmende Touristenmassen, die Geld ins Land bringen, steigenden Wohlstand und Arbeit fördern, sich mit dem zufrieden geben, was für die Einheimischen ganz alltäglich ist – Sol y playa. Solange die positiven Aspekte des Massentourismus überwiegen, wird nicht an eine nachhaltige Entwicklung gedacht – ohne Rücksicht auf Verluste. Was hier ein wenig überspitzt dargestellt wird, ging solange gut, bis der gesellschaftliche Wandel und somit die veränderten Wertevorstellungen sich auf das Reiseverhalten ausübten. Es wird weiterhin zahlreiche Touristen geben, die mit den Pauschalreisen ihre Bedürfnisse gestillt sehen, aber es existieren immer mehr Reisende, die ihren Urlaub nach ihren persönlichen Vorlieben gestalten möchten.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem Massentourismus in Spanien. Portugals Entwicklung zur Tourismusdestination begann erst einige Jahre später und ist dazu nicht so sehr ausgeprägt wie in Spanien. Zuerst wird auf die Entwicklung des Massentourismus in den beiden Ländern mit Hilfe des Lebenszyklusmodells von Fremdenverkehrsorten nach Richard W. Butler eingegangen. Anschließend werden die Risiken und Chancen erörtert und mit einem kurzen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen abgerundet.
Tourismusträume – nachhaltiger Tourismus mit Vorteilen sowohl für die einheimische Bevölkerung und deren Umwelt, sowie für die Touristen durch ein besonderes Urlaubserlebnis – können wahr werden, aber nur durch eine Neuorientierung der Tourismusräume.
2. Was versteht man unter Massentourismus?
Man verbindet eine gewisse Vorstellung mit dem Begriff Massentourismus: überfüllte Strände, Bettenburgen, die bis auf wenige Meter an die Küste gebaut wurden, Verdrängung der lokalen Brauchtümer, durch die multikulturellen Menschenmassen und andere mehr.
Wenn man die harten Fakten betrachtet, kann die Definition wie folgt lauten: „Beim Massentourismus werden organisierte Reisen zu einem meist billigen Preis und zumeist als „Pauschalarrangements“ an eine große Zahl von Menschen verkauft, die ihren Aufenthalt im Zielgebiet an einem infrastrukturell intensiv entwickelten Ort konsumieren.“[1]
3. Historische Entwicklung des Massentourismus an Spaniens und Portugals Küsten anhand des Lebenszyklusmodells von Fremdenverkehrsorten nach Butler
3.1 Spanien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die historische Entwicklung des Massentourismus an Spaniens Küsten soll anhand des Lebenszyklusmodells von Fremdenverkehrsorten nach R. W. Butler deutlich gemacht werden. Der Lebenszyklus von Verbrauchsgütern ist aus den Wirtschaftswissenschaften bekannt und wird von Butler auf die Tourismuswirtschaft angewendet, denn auch der Tourismus ist demnach ein maßgeschneidertes Produkt, das vermarktet und verkauft wird.[2]
Butler unterscheidet in seinem Lebenszyklusmodell folgende Phasen: die Phase der Erkundung, Erschließung, Entwicklung, es folgt eine Phase der Konsolidierung, die der Stagnation und letztendlich die Phase der Erneuerung oder des Niedergangs.
Die Zeit der Erkundung konnte in Spanien vom 18. bis Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet werden. Einzelreisende – vor allem Künstler und Forscher – zeigten großes Interesse an der spanischen Kultur und den maurischen Bauwerken in den andalusischen Städten Granada, Sevilla, Córdoba und Málaga. Zu dieser Zeit war der Süden Spaniens noch äußerst schwer zugänglich – am besten erreichte man ihn per Schiff. Auch Unterkünfte waren relativ selten und hauptsächlich in den größeren Städten zu finden.
Ab etwa 1880 begann die Phase der Erschließung. Wohlhabende Gäste – vor allem Briten – kamen zum Winteraufenthalt nach Málaga um von dem milden Klima zu profitieren. Zunächst mieteten oder kauften sie Häuser in Málaga, bald darauf auch an der übrigen Küste der Provinz. Das erste Luxushotel ‚Miramar’ entstand 1926 in Málaga. Die Infrastruktur ließ bis dahin aber weiterhin zu wünschen übrig. Durch den Bürgerkrieg in den Jahren 1936-39 wurde die Phase der Erschließung gestoppt. In den darauf folgenden Jahren entstanden immer mehr kleine Hotels, die als Familienbetriebe geführt wurden, und den wenigen Touristen Unterkunft boten. Mit der voranschreitenden Motorisierung der Bevölkerung kamen anfangs viele französische Touristen an die Costa Brava, wo die vielen Campingplätze Möglichkeiten zu billigem Familienurlaub boten.[3]
Die Grundlage zur Entwicklungsphase setzte Franco im Jahr 1959 mit dem sogenannten Stabilisierungsgesetz. Dies ermöglichte die Öffnung der spanischen Grenze für den Tourismus. Der Fremdenverkehr wurde staatlich unterstützt und durch den aktiven Aufbau der Tourismusinfrastruktur gefördert. Insbesondere die Visa-Abschaffung und Devisen- und Zollerleichterungen vereinfachten das Reisen nach Spanien.
Auch der Flughafen wurde zur zivilen Nutzung freigegeben und ermöglichte somit den Empfang von großen Touristenzahlen. Durch den Andrang internationaler Touristen wurden in kürzester Zeit und ohne städtische Planung unkontrolliert Bettenburgen hochgezogen. Oft wurde der Ausbau der Infrastruktur durch ausländische Investoren unterstützt, da die eigenen Mittel nicht ausreichten.
Mit dem Beginn der Nutzung des Flugzeuges als Verkehrsmittel verlor die Entfernung Spaniens von den entsprechenden Heimatländern an Bedeutung. Reiseveranstalter machten die Flüge durch Charterflüge erschwinglich. Speziell den Pauschalreisen kam bei der Entwicklung des spanischen Tourismus eine besondere Bedeutung hinzu. Durch den Verkauf des Urlaubs als Massenprodukt konnten die Economies of scale – also die Größeneffekte – genutzt werden, indem Beförderungs- und Übernachtungsangebote gebündelt wurden.[4] Das Angebot des Urlaubs als Massenprodukt richtete sich vorwiegend an Personen mit geringer und mittlerer Kaufkraft. Diese Personengruppen zeichneten sich vor allem durch wenige individuelle Bedürfnisse aus. Das berühmte Sol y playa deckte die Ansprüche an einen Sommerurlaub somit größtenteils ab.
Spaniens Touristen kommen hauptsächlich aus europäischen Ländern. Am stärksten sind hierbei Großbritannien und Deutschland vertreten, gefolgt von Frankreich, Italien und Holland.[5]
Der wachsende Wohlstand unterstützte im Anschluss an den zweiten Weltkrieg die Entwicklung Spaniens als Tourismusland. Eine bedeutende Abschwächung des Tourismusbooms konnte nur während der Ölkrise in den 70er Jahren festgestellt werden, ansonsten wurde ein stetiges Wachstum der Touristenzahlen verzeichnet.
Die Phase der Konsolidierung wird von 1980 bis 1988 gesehen. Das touristische Angebot und dessen Nachfrage verzeichneten weiterhin ein steigendes Wachstum. Außerdem gewann die Binnennachfrage einheimischer Touristen an Bedeutung. Der Tourismus und die damit verbundenen Arbeitsplätze trugen ebenfalls zu Einkommenszuwächsen und steigendem Lebensstandard der spanischen Bevölkerung bei. Dies ermöglichte nun auch ihnen regelmäßiges Reisen.
In diesen Jahren machten sich aber ebenso die Schwächen bemerkbar, die durch die boomartige Entstehung der Tourismusinfrastruktur verursacht wurden. Konkurrenzziele in anderen Mittelmeerländern zum Beispiel wurden deswegen immer attraktiver, da sie ein ähnliches Angebot mit gleichzeitig niedrigeren Preisen verbinden konnten.
Ab 1988 bis 1993 wird von der Phase der Stagnation gesprochen. Die abnehmenden Touristenzahlen galten als Warnsignal für die Probleme Spaniens als Tourismusdestination. Die Reiseveranstalter vermittelten ihre Angebote für Spanien an immer weniger und finanzschwächere Gäste. In Magaluf auf Mallorca versuchte man eben diese kaufkraftschwachen britischen Unterschichten in großen, wenig ästhetischen Hotels mit geringer Qualität unterzubringen um deren Kapazitäten auszulasten. Die Folge waren alkoholische Exzesse und Vandalismus der jüngeren Reisenden, was unter anderem das Fernbleiben von Familien mit Kindern verursachte.[6] In diesen Jahren hatte Spanien mit großen Imageverlusten zu kämpfen und spürte die immer größere Bedeutung der Konkurrenzziele, die auch mit ganzjähriger Saison klare Vorteile gegenüber Spanien verbuchen konnten.
Die letzte Phase des Tourismus-Lebenszyklus kann entweder durch die Erneuerung oder den Niedergang der Touristengebiete charakterisiert werden.
Im Falle Spaniens ist die Phase der Erneuerung mit einem Fragezeichen versehen, da die zukünftige Entwicklung noch nicht genau vorherzusehen ist. Seit 1993 sind wieder steigende Gästezahlen zu nennen, aber auch der Anteil der finanzschwachen Gäste wächst.
Überdies konnte Spanien von den politischen Unruhen, sowie der Terrorismusgefahr in einigen Konkurrenzländern seit den 1990er Jahren profitieren.[7]
Auf Druck der Reiseveranstalter werden die Preise niedrig gehalten. Es ist aber auch anzumerken, dass durch die Entstehung der Billigflug Airlines, die Reisenden nicht mehr so stark an die Reiseveranstalter gebunden sind. Vielmehr schnüren sich viele heute ihr individuelles Urlaubspaket mit Hilfe der im Internet zu findenden Angebote selbst[8], womit sich Spanien ein wenig aus der Abhängigkeit der großen ausländischen Reiseveranstalter lösen kann.
[...]
[1] FRIEDL (2008, S. 10).
[2] vgl. BREUER et al. (1998, S. 29-48).
[3] vgl. BREUER (2008, S. 140).
[4] vgl. BREUER (2008, S. 148-149).
[5] vgl. NOHLEN et al. (2005, S. 63).
[6] vgl. BREUER (2008, S. 151).
[7] vgl. NOHLEN et al. (2005, S. 64).
[8] vgl. BRAMWELL (2004, S. 15).