Künstliche Intelligenz im Gerichtssaal – Warum Juristen zögern und wie sich das ändern lässt.
Ob im privaten Alltag, in der Industrie oder in der Medizin – Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Doch in einem Bereich scheint der technologische Fortschritt nur zögerlich Einzug zu halten: der juristischen Welt. Warum begegnen Jurist:innen und Fachpersonal der KI mit Skepsis? Und was müsste passieren, damit sich das ändert?
Diese Arbeit geht genau diesen Fragen auf den Grund. Sie bietet einen fundierten Einstieg in das Thema „Künstliche Intelligenz im Recht“, erklärt zentrale Begriffe, beleuchtet Einsatzmöglichkeiten und benennt die Herausforderungen, mit denen Legal Tech – also KI im juristischen Einsatz – konfrontiert ist. Der Blick richtet sich dabei vor allem auf die Menschen hinter der Robe: Was hindert sie daran, digitale Werkzeuge zu nutzen, die Prozesse beschleunigen und den Arbeitsalltag spürbar erleichtern könnten?
Zur Erklärung dieses Widerstands wird das Technology Acceptance Model nach Venkatesh und Bala (2008) herangezogen – ein Modell, das das Nutzerverhalten gegenüber neuer Technologie analysiert und zeigt, wie Wahrnehmung, Nutzen und Erwartungshaltungen Akzeptanz beeinflussen. Doch damit nicht genug: Die Autorin verfolgt einen innovativen Ansatz und kombiniert die Erkenntnisse mit der Nudge-Theorie von Thaler und Sunstein (2008). Deren zentrale These: Menschen lassen sich durch subtile Impulse – sogenannte „Nudges“ – zu gewünschten Entscheidungen lenken, ohne ihnen diese aufzuzwingen.
Im Rahmen einer empirischen Untersuchung wurden Jurist:innen aus verschiedenen Bereichen befragt. Zwei Gruppen wurden dabei unterschiedlich informiert – mit erstaunlichem Ergebnis: Bereits kleine, gezielt platzierte Informationen zur Alltagstauglichkeit von KI konnten kurzfristig die Wahrnehmung positiv beeinflussen. Es zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen dem wahrgenommenen Nutzen und der Bereitschaft, KI-Systeme zu akzeptieren.
Diese Arbeit ist mehr als nur eine theoretische Abhandlung – sie ist ein praxisrelevanter Impulsgeber für alle, die Digitalisierung im Rechtswesen aktiv gestalten wollen. Sie bietet nicht nur Erklärungsmodelle, sondern konkrete Ansätze, wie durch psychologisches Feingefühl die Tür zur digitalen Transformation auch im konservativ geprägten juristischen Umfeld geöffnet werden kann.
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- Ronja Boldt (Author), 2024, Fiat Iustitia. An Investigation of the Acceptance of Artificial Intelligence in Jurisprudence, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1592537