Ein Text, der trotz über 200 Jahren, die seit seiner Entstehung vergangen sind, im Kontext von #metoo und antifeministischer Flashbacks heute aktueller denn je erscheint, ist "Die Marquise von O..." von Heinrich von Kleist. Die Novelle erzählt die Geschichte einer jungen Witwe, die schwanger wird, ohne – ihres Wissens nach – mit einem Mann intim gewesen zu sein. In vielerlei Hinsicht lassen sich frappante Parallelen zur Gegenwart ziehen und der Stoff ist bestens geeignet, um die Sexismusdebatte auf künstlerische Art und Weise auf einer Bühne aufzugreifen.
Da es sich bei Kleists Text aber um eine Novelle handelt und kein Drama, muss diese erst für die Bühne bearbeitet werden – ein Vorgang der in der aktuellen Theaterszene Gang und Gäbe ist. Mit dieser Arbeit wird daher eine Bühnenfassung der "Marquise von O..." vorgelegt, welche so an einem Theater gespielt werden könnte. Zuvor werden jedoch auch die verschiedenen Forschungsrichtungen und Lesarten des Kleist-Text vorgestellt und erläutert, sodass sie Einzug in die spätere Adaption finden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Marquise von O...: Forschung und Lesarten
- 2.1 Existentialismus
- 2.2 Gesellschaftskritik
- 2.2.1 Traditionelle Geschlechterrollen oder Gender Troubles?
- 2.2.2 Juristischer Grenzfall
- 2.2.3 Bürgerliches Selbstverständnis und Scham als Motor der Handlung
- 2.3 Psychoanalyse
- 2.4 (Fehlgeschlagene) Kommunikation und (Nicht-)Wissen
- 3. (Methodische) Vorbemerkungen zu Bühnenbearbeitungen
- 3.1 Begriffsbestimmung
- 3.2 Formale Merkmale von Bühnenbearbeitungen
- 3.2.1 Gattungswechsel
- 3.2.2 Intertextuelles Potential
- 3.2.3 Erzählinstanzen
- 3.3 „Romanboom“: Gründe und Möglichkeiten
- 4. Bühnenbearbeitungen Kleists Die Marquise von O...
- 4.1 Ferdinand Bruckner
- 4.2 Armin Petras
- 4.3 Tanja Weidner
- 4.4 Weitere Bühnenbearbeitungen
- 5. Vorhaben
- 5.1 Vorgehen auf formaler Ebene
- 5.2 Vorgehen auf inhaltlicher Ebene
- 6. Eigene Bearbeitung Die Marquise von O...
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, eine spielfähige Bühnenfassung von Heinrich von Kleists Novelle „Die Marquise von O...“ zu erstellen. Die Arbeit untersucht zunächst verschiedene Forschungsansätze und Lesarten der Novelle, um die Grundlage für eine zeitgemäße Interpretation zu schaffen. Die Arbeit beleuchtet auch den Prozess der Bühnenadaption und analysiert bestehende Bühnenfassungen. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer eigenen Bühnenfassung, die den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs um Sexismus und Machtmissbrauch aufgreift.
- Existentialistische Interpretation von Kleists Werk
- Gesellschaftskritik und die Darstellung traditioneller Geschlechterrollen
- Psychoanalytische Betrachtung der Figuren und ihrer Handlungen
- Analyse der (fehlgeschlagenen) Kommunikation im Text
- Methodische und ästhetische Aspekte der Bühnenbearbeitung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt einen aktuellen Bezug zu Kleists „Die Marquise von O...“ her, indem sie die #metoo-Debatte und den Umgang mit Sexismus in der Gesellschaft und im Theater beleuchtet. Sie argumentiert für eine Aktualisierung des Textes für die Bühne, da er die Themen Sexismus und Machtmissbrauch auf eindrückliche Weise thematisiert und zeigt, wie das Theater selbst Teil des Problems sein kann. Die Arbeit kündigt den Aufbau der eigenen Bühnenfassung an und skizziert die einzelnen Kapitel.
2. Die Marquise von O...: Forschung und Lesarten: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über verschiedene Forschungsansätze zur Novelle „Die Marquise von O…“, die sich mit existentialistischen, gesellschaftskritischen und psychoanalytischen Perspektiven befassen. Es analysiert die (fehlgeschlagene) Kommunikation und das (Nicht-)Wissen der Figuren, unterstreicht dabei die Komplexität des Textes und die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten. Die verschiedenen Ansätze überschneiden sich und bedingen einander, was eine eindeutige Abgrenzung schwierig macht.
3. (Methodische) Vorbemerkungen zu Bühnenbearbeitungen: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Bühnenbearbeitung. Es definiert den Begriff „Bühnenbearbeitung“, beschreibt deren formale Merkmale (wie Gattungswechsel und Umgang mit Erzählinstanzen) und untersucht den „Romanboom“ im zeitgenössischen Theater. Dieses Kapitel bildet die theoretische Grundlage für die eigene Bühnenbearbeitung und die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Fassungen.
4. Bühnenbearbeitungen Kleists Die Marquise von O...: Dieses Kapitel analysiert bereits existierende Bühnenfassungen von Kleists Novelle. Durch die Vorstellung und Analyse dieser Bearbeitungen wird die Notwendigkeit einer weiteren Neufassung begründet und zeigt auf, welche Aspekte bereits bearbeitet wurden und welche neuen Aspekte in einer zeitgemäßen Interpretation berücksichtigt werden sollten. Die Analyse dient als Grundlage für die eigene Bearbeitung.
5. Vorhaben: In diesem Kapitel wird das Vorgehen bei der Erstellung der eigenen Bühnenfassung erläutert. Es beschreibt sowohl die formalen als auch inhaltlichen Entscheidungen, die getroffen wurden und legt die Basis für die Präsentation der eigenen Bearbeitung in Kapitel 6.
Schlüsselwörter
Die Marquise von O..., Heinrich von Kleist, Bühnenbearbeitung, Existentialismus, Gesellschaftskritik, Geschlechterrollen, Sexismus, Machtmissbrauch, Psychoanalyse, Kommunikation, #metoo, Theater, Romanboom.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Ziel dieser Arbeit über "Die Marquise von O..."?
Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine spielfähige Bühnenfassung von Heinrich von Kleists Novelle „Die Marquise von O...“ zu erstellen. Die Arbeit untersucht verschiedene Forschungsansätze und Lesarten der Novelle, um die Grundlage für eine zeitgemäße Interpretation zu schaffen. Die Arbeit beleuchtet auch den Prozess der Bühnenadaption und analysiert bestehende Bühnenfassungen. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer eigenen Bühnenfassung, die den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs um Sexismus und Machtmissbrauch aufgreift.
Welche Themenschwerpunkte werden in der Arbeit behandelt?
Die Themenschwerpunkte umfassen:
- Existentialistische Interpretation von Kleists Werk
- Gesellschaftskritik und die Darstellung traditioneller Geschlechterrollen
- Psychoanalytische Betrachtung der Figuren und ihrer Handlungen
- Analyse der (fehlgeschlagenen) Kommunikation im Text
- Methodische und ästhetische Aspekte der Bühnenbearbeitung
Was ist der Inhalt des Kapitels "Die Marquise von O...: Forschung und Lesarten"?
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über verschiedene Forschungsansätze zur Novelle „Die Marquise von O…“, die sich mit existentialistischen, gesellschaftskritischen und psychoanalytischen Perspektiven befassen. Es analysiert die (fehlgeschlagene) Kommunikation und das (Nicht-)Wissen der Figuren und unterstreicht dabei die Komplexität des Textes und die verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten.
Was behandelt das Kapitel "(Methodische) Vorbemerkungen zu Bühnenbearbeitungen"?
Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Bühnenbearbeitung. Es definiert den Begriff „Bühnenbearbeitung“, beschreibt deren formale Merkmale (wie Gattungswechsel und Umgang mit Erzählinstanzen) und untersucht den „Romanboom“ im zeitgenössischen Theater. Dieses Kapitel bildet die theoretische Grundlage für die eigene Bühnenbearbeitung und die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Fassungen.
Was ist der Inhalt des Kapitels "Bühnenbearbeitungen Kleists Die Marquise von O..."?
Dieses Kapitel analysiert bereits existierende Bühnenfassungen von Kleists Novelle. Durch die Vorstellung und Analyse dieser Bearbeitungen wird die Notwendigkeit einer weiteren Neufassung begründet und zeigt auf, welche Aspekte bereits bearbeitet wurden und welche neuen Aspekte in einer zeitgemäßen Interpretation berücksichtigt werden sollten. Die Analyse dient als Grundlage für die eigene Bearbeitung.
Was wird im Kapitel "Vorhaben" beschrieben?
In diesem Kapitel wird das Vorgehen bei der Erstellung der eigenen Bühnenfassung erläutert. Es beschreibt sowohl die formalen als auch inhaltlichen Entscheidungen, die getroffen wurden und legt die Basis für die Präsentation der eigenen Bearbeitung in Kapitel 6.
Welche Schlüsselwörter sind für diese Arbeit relevant?
Die relevanten Schlüsselwörter sind: Die Marquise von O..., Heinrich von Kleist, Bühnenbearbeitung, Existentialismus, Gesellschaftskritik, Geschlechterrollen, Sexismus, Machtmissbrauch, Psychoanalyse, Kommunikation, #metoo, Theater, Romanboom.
- Quote paper
- Anika Maßmann (Author), 2019, "Die Marquise von O..." – Heinrich von Kleist aktualisiert und bearbeitet für die Bühne, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1592758