Das vergangene Jahr 2009 markiert einen überaus wichtigen Punkt in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart aus politikhistorischer Sicht zu verbinden scheinen. Ein Eindruck, dem zwei Ereignisse zu Grunde liegen, die dieses Jahr so besonders machen. Zum Einen handelt es sich dabei um das zweihundertste Jubiläum der Geburt Abraham Lincolns am 12. Februar 1809, des 16. Präsidenten der Union, welcher dem Großteil der amerikanischen Bevölkerung stets als Symbol für deren Erhalt und für das Ende der Sklaverei in Erinnerung bleiben wird.
Zum Anderen wird dieses Jahr auf ewig mit der Wahl Barack Obamas in eben jenes Amt verbunden sein, das Lincoln über 140 Jahre vor ihm ausübte. Er ist der erste Afroamerikaner auf dem Platz des höchsten politischen Würdenträgers der USA.
Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen wie geschickt es Barack Obama und sein Team verstanden, immer wieder Bezüge und scheinbare Verbindungen zur amerikanischen Ikone Abraham Lincoln herzustellen um sich dadurch dessen Reputation im kulturellen Gedächtnis der Amerikaner zu Nutze zu machen. An Hand vielfältiger Beispiele soll gezeigt werden, wie politische Symbolik und Zitate Verbindungen zu Lincoln schaffen sollten und auch, wie die amerikanische Presse, zum Beispiel durch Karikaturen, auf diesen Zug aufgesprungen ist.
Als theoretische Grundlage zur Erläuterung der Funktionalität dieser Wahlkampf- und Integrationsstrategie dient die Theorie des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs, präzisiert durch die Theorie des kulturellen Gedächtnisses nach Jan und Aleida Assmann. Anschließend gilt es den Bogen zu spannen zur Entwicklung des Lincoln-Bildes in der amerikanischen Bevölkerung. Das Fundament hierzu sollen die Aufsätze und Studien des Soziologen Barry Schwartz bilden, der sich ausführlich mit der Veränderung der Wahrnehmung der Person Lincolns im zwanzigsten Jahrhundert befasst hat.Unabhängig von Zweck und tatsächlichem Nutzen des Einsatzes des nationalen Symbols Abraham Lincoln durch Barack Obama zieht sich die Frage nach der sozialen, historischen und politischen Richtigkeit der gezogenen Vergleiche wie ein roter Faden durch das gesamte Thema, was eine abschließende Wertung aus diesen drei Blickwinkeln unumgänglich macht. Ist es tatsächlich möglich, diese beiden Männer auf einer soliden Basis miteinander in Verbindung zu bringen oder trennt sie nicht in Wirklichkeit mehr als sie verbindet?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sozialer und politischer Hintergrund
- 2.1 Barack Obama
- 2.2 Abraham Lincoln
- 3. Lincoln im Kulturellen Gedächtnis der USA
- 3.1 Das kollektive Gedächtnis nach Maurice Halbwachs
- 3.2 Kulturelles Gedächtnis nach Jan und Aleida Assmann
- 3.3 Entwicklung des Lincoln-Bildes in den USA
- 4. Lincoln als „Wahlkämpfer“ und Integrationsfigur für Obama
- 4.1 Politische Reden Barack Obamas
- 4.2 Politische Symbolik und Inszenierung
- 4.3 Der Beitrag der Presse
- 4.4 Intention und Nutzen der Lincoln-Symbolik
- 5. Schein und Sein – Kollektive historische Wahrnehmung und Realität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der gezielten Verwendung des amerikanischen Symbols Abraham Lincoln im Wahlkampf Barack Obamas. Ziel ist es aufzuzeigen, wie Obama und sein Team Bezüge zu Lincoln hergestellt haben, um dessen Reputation im kulturellen Gedächtnis der Amerikaner für ihre Zwecke zu nutzen.
- Analyse der Verwendung politischer Symbolik und Zitate im Bezug auf Lincoln
- Bewertung der Rolle der Presse in der Konstruktion dieser Verbindung
- Untersuchung der Intention und des Nutzens der Lincoln-Symbolik im Wahlkampf
- Anwendung der Theorie des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs und des kulturellen Gedächtnisses nach Jan und Aleida Assmann
- Einbezug der Entwicklung des Lincoln-Bildes in der amerikanischen Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Arbeit dar und erläutert den Zusammenhang zwischen Barack Obama und Abraham Lincoln. Es wird auf das zweihundertste Jubiläum von Lincolns Geburt und die Wahl Obamas zum Präsidenten der USA hingewiesen.
- Kapitel 2: Sozialer und Politischer Hintergrund
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem sozialen und politischen Hintergrund von Barack Obama und Abraham Lincoln. Es werden die Familienverhältnisse, die Sozialisation und die Prägungen der beiden Persönlichkeiten im Kontext ihrer jeweiligen Epochen betrachtet.
- Kapitel 3: Lincoln im Kulturellen Gedächtnis der USA
Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung Abraham Lincolns im kulturellen Gedächtnis der USA. Es werden die Theorien des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs und des kulturellen Gedächtnisses nach Jan und Aleida Assmann eingeführt. Es wird außerdem die Entwicklung des Lincoln-Bildes in der amerikanischen Bevölkerung betrachtet.
- Kapitel 4: Lincoln als „Wahlkämpfer“ und Integrationsfigur für Obama
Dieses Kapitel befasst sich mit der strategischen Nutzung des Lincoln-Symbols im Wahlkampf Barack Obamas. Es werden Beispiele für die Verwendung politischer Symbolik, Zitate und Inszenierung analysiert, sowie der Beitrag der Presse in der Konstruktion dieser Verbindung untersucht.
- Kapitel 5: Schein und Sein – Kollektive historische Wahrnehmung und Realität
Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob die gezogenen Vergleiche zwischen Obama und Lincoln sozial, historisch und politisch gerechtfertigt sind. Es werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Männer analysiert und die Frage nach der Richtigkeit der gewählten Integrationsstrategie diskutiert.
Schlüsselwörter
Barack Obama, Abraham Lincoln, Kollektives Gedächtnis, Kulturelles Gedächtnis, Wahlkampf, Symbolik, Inszenierung, Presse, Integration, historische Wahrnehmung, Realität
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- Steffen Recknagel (Author), 2010, Barack Obama und Abraham Lincoln - Kollektives Gedächtnis im Wahlkampf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159364