Warum sollte ich die sexuelle Orientierung oder Identität im Erwerbsleben überhaupt
thematisieren? Gilt der Arbeitsplatz nicht grundsätzlich als asexueller Bereich, also als ein
Raum, an dem jede Form von Sexualität normalerweise keine Rolle spielt? Dem muss ich
grundsätzlich widersprechen, denn einerseits gaben 28% der vom Jobportal
CareerBuilder.de im Jahr 2007 in einer repräsentativen Umfrage befragten 560 deutschen
Berufstätigen an, bereits mindestens eine Liebesbeziehung am Arbeitsplatz
(CareerBuilder.de 2007) gehabt zu haben und andererseits bestehen besonders
gegenüber den Menschen, die von der heterosexuellen Norm abweichen, Vorurteile und
starke Ablehnung (ADS 2007: 166ff). Heteronormativität ist die Ansicht, dass
Heterosexualität in jedem Land der Erde DAS natürliche soziale Grundkonzept ist. Sie
steht in enger Beziehung zum Heterosexismus, der die Ablehnung jeder Form von nichtheterosexueller
Lebensweise darstellt. Dieser geht nicht selten einher mit Homophobie,
der Angst vor lesbischen und schwulen Lebensweisen. Anhand dieser Arbeit möchte ich
aufzeigen, dass insbesondere im Erwerbsleben Schwule und Lesben unter
Diskriminierungen leiden und was Unternehmen tun können, um eine tolerantes,
respektierendes und akzeptierendes Arbeitsklima zu gewährleisten.
Auf den folgenden Seiten möchte ich dazu verschiedene Begriffe, die in diesem
Zusammenhang stehen, näher erläutern und aufzeigen, welche sexuellen Orientierungen
und Identitäten es gibt und welche Ursachen für Homosexualität bekannt sind. Der
Einfluss der aus der geschichtlichen und religiösen Entwicklung entstandenen Werte und
Normen in unserer Kultur auf die Einstellung unserer Gesellschaft zur Homosexualität ist
ebenfalls Teil dieser Arbeit, denn zwei von drei in Deutschland lebenden Menschen sind
gläubig und bekennen sich vorwiegend zu einer der fünf großen Weltreligionen (fowid
2008) und damit auch zu deren Anschauungen zu gleichgeschlechtlichen Lebensweisen.
Zudem möchte ich auf die eng mit diesem Thema verbundenen Begriffe
Heteronormativität, Gender und Queer Theory eingehen. Sie beschreiben Rollen,
Merkmale sowie die soziale und kulturelle Konstruktion geschlechtlicher und sexueller
Orientierungen und Identitäten. Ich zeige auf, welchen Einfluss Gesetze, Verordnungen
und Richtlinien auf die Politik deutscher Unternehmen haben und wie Diskriminierung
und Antidiskriminierungspolitik in der heutigen Gesellschaft wahrgenommen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sexuelle Orientierungen und Identitäten
- 2.1. Heterosexualität
- 2.2. Homosexualität
- 2.2.1. Ursachen der Homosexualität
- 2.2.2. Rückblicke
- 2.2.3. Homosexualität und Religion
- 2.3. Bi-, Trans-, Inter-, Pan- und Asexualität
- 3. Gender, Heteronormativität und Queer Theory
- 3.1. Gender - Zuschreibung von Rollen und Merkmalen
- 3.2. Heteronormativität – das „natürliche“ gesellschaftliche Grundkonzept
- 3.3. Queer Theory - soziale und kulturelle Konstruktion geschlechtlicher und sexueller Identitäten
- 4. Europäisches und deutsches Recht gegen die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität und Orientierung
- 4.1. Europäische Rechtslage
- 4.1.1. Die EU-Grundrechtecharta
- 4.1.2. Verträge und Verordnungen in der EU
- 4.1.3. EU-Richtlinien
- 4.2. Antidiskriminierungspolitik in Deutschland
- 4.2.1. Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland
- 4.2.2. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz AGG
- 4.2.3. Das Lebenspartnerschaftsgesetz LPartG
- 4.3. Aktuelle Entwicklungen und Grenzen der Antidiskriminierungspolitik
- 4.1. Europäische Rechtslage
- 5. Diskriminierung im Alltag aufgrund der sexuellen Orientierung bzw. Identität
- 5.1. Wahrnehmung von und Auffassung zu Diskriminierung und Antidiskriminierungspolitik in unserer Gesellschaft
- 5.2. Einstellungen gegenüber den Benachteiligten
- 5.3. Persönliche Betroffenheit von Diskriminierung
- 6. Homosexualität im Erwerbsleben
- 6.1. Offenheit oder Stillschweigen im Umgang mit der sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz?
- 6.2. Welche persönlichen Faktoren haben Einfluss auf das offene oder nicht-offene Auftreten Homosexueller?
- 6.3. Welche organisatorischen Faktoren haben Einfluss auf das offene oder nicht-offene Auftreten Homosexueller?
- 6.4. Welche Akzeptanz- bzw. Diskriminierungserfahrung haben Betroffene?
- 6.5. Konsequenzen aus einem offenen bzw. geschlossenen Verhalten am Arbeitsplatz
- 7. Diversity Management im Erwerbsleben am Beispiel der Ford-Werke GmbH Köln
- 7.1. Definition und Ausprägungen von Diversity Management
- 7.2. Diversity Management und sexuelle Orientierung bzw. Identität im Unternehmen
- 7.2.1. Diversity Management in Unternehmenskultur und -politik
- 7.2.2. Diversity Management im Personalmanagement
- 7.2.3. Diversity Management in der Kommunikationspolitik und im Marketing
- 7.3. Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung von Diversity Management unter Berücksichtigung der sexuellen Orientierung bzw. Identität
- 7.4. Kosten, Nachteile und Nutzen von Diversity Management
- 8. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Situation homosexueller Menschen im Erwerbsleben und die Frage, ob Diversity Management ein integraler Bestandteil unternehmerischen Handelns sein sollte. Es wird die rechtliche Situation, Diskriminierungserfahrungen und die Rolle von Diversity Management beleuchtet.
- Rechtliche Rahmenbedingungen für die Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung
- Diskriminierungserfahrungen homosexueller Menschen im Berufsleben
- Konzepte und Umsetzung von Diversity Management
- Einflussfaktoren auf Offenheit am Arbeitsplatz
- Vorteile und Nachteile von Diversity Management
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Diese Einleitung führt in die Thematik der Homosexualität im Erwerbsleben und die Relevanz von Diversity Management ein. Sie skizziert die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise der Arbeit.
2. Sexuelle Orientierungen und Identitäten: Dieses Kapitel definiert verschiedene sexuelle Orientierungen und Identitäten, beleuchtet historische und gesellschaftliche Perspektiven und diskutiert den Einfluss von Religion auf die Wahrnehmung von Homosexualität.
3. Gender, Heteronormativität und Queer Theory: Dieses Kapitel behandelt die Konzepte von Gender, Heteronormativität und Queer Theory, um ein theoretisches Verständnis der sozialen Konstruktion von Geschlecht und sexueller Identität zu liefern. Es erklärt, wie gesellschaftliche Normen und Erwartungen Homosexualität beeinflussen.
4. Europäisches und deutsches Recht gegen die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität und Orientierung: Dieses Kapitel analysiert die rechtlichen Grundlagen zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung auf europäischer und deutscher Ebene. Es beschreibt die relevanten Gesetze und Richtlinien, wie das AGG und Artikel 3 des Grundgesetzes, und evaluiert deren Wirksamkeit.
5. Diskriminierung im Alltag aufgrund der sexuellen Orientierung bzw. Identität: Dieses Kapitel untersucht die Formen und Auswirkungen von Diskriminierung, die homosexuelle Menschen im Alltag erfahren. Es beleuchtet die gesellschaftliche Wahrnehmung von Diskriminierung und Antidiskriminierungspolitik.
6. Homosexualität im Erwerbsleben: Dieses Kapitel untersucht die Erfahrungen homosexueller Menschen im Berufsleben. Es analysiert die Faktoren, die Einfluss auf die Offenheit am Arbeitsplatz haben (persönliche und organisatorische Faktoren), und die damit verbundenen Konsequenzen.
7. Diversity Management im Erwerbsleben am Beispiel der Ford-Werke GmbH Köln: Dieses Kapitel analysiert Diversity Management im Allgemeinen und im Kontext der sexuellen Orientierung. Am Beispiel von Ford wird gezeigt, wie Diversity Management in die Unternehmenskultur, das Personalmanagement und die Kommunikation integriert werden kann. Die Kosten, Nachteile und Nutzen von Diversity Management werden ebenfalls diskutiert.
Schlüsselwörter
Homosexualität, Erwerbsleben, Diskriminierung, Antidiskriminierung, Diversity Management, Heteronormativität, Queer Theory, AGG, Grundgesetz, Arbeitsplatz, Offenheit, Akzeptanz, EU-Recht, Deutschland.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Homosexualität im Erwerbsleben und Diversity Management
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument untersucht die Situation homosexueller Menschen im Erwerbsleben und die Rolle von Diversity Management in Unternehmen. Es beleuchtet rechtliche Rahmenbedingungen, Diskriminierungserfahrungen und die Implementierung von Diversity Management Maßnahmen.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt diverse Themen, darunter: sexuelle Orientierungen und Identitäten (Hetero-, Homo-, Bi-, Trans-, Inter-, Pan- und Asexualität), Gender, Heteronormativität und Queer Theory, europäische und deutsche Antidiskriminierungsgesetze (AGG, Grundgesetz, EU-Recht), Diskriminierungserfahrungen im Alltag und im Beruf, Faktoren, die die Offenheit am Arbeitsplatz beeinflussen, sowie die Konzepte, Umsetzung und Auswirkungen von Diversity Management am Beispiel der Ford-Werke GmbH Köln.
Welche Rechtsgrundlagen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument analysiert die rechtlichen Grundlagen zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung auf europäischer und deutscher Ebene. Es befasst sich mit der EU-Grundrechtecharta, EU-Verträgen und -Verordnungen, EU-Richtlinien, Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Welche Diskriminierungserfahrungen werden im Dokument beschrieben?
Das Dokument beschreibt Diskriminierungserfahrungen homosexueller Menschen im Alltag und im Berufsleben. Es untersucht die gesellschaftliche Wahrnehmung von Diskriminierung und Antidiskriminierungspolitik und die Auswirkungen dieser Diskriminierung auf Betroffene.
Was ist Diversity Management und wie wird es im Dokument behandelt?
Das Dokument definiert und erläutert Diversity Management, untersucht dessen Bedeutung im Kontext der sexuellen Orientierung und Identität und zeigt am Beispiel der Ford-Werke GmbH Köln, wie Diversity Management in die Unternehmenskultur, das Personalmanagement und die Kommunikation integriert werden kann. Es diskutiert auch Kosten, Nachteile und Nutzen von Diversity Management.
Welche Faktoren beeinflussen die Offenheit am Arbeitsplatz?
Das Dokument analysiert sowohl persönliche als auch organisatorische Faktoren, die die Offenheit homosexueller Menschen bezüglich ihrer sexuellen Orientierung am Arbeitsplatz beeinflussen. Es untersucht die Konsequenzen aus offenem und nicht-offenem Verhalten.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument ist in acht Kapitel gegliedert: Einleitung, Sexuelle Orientierungen und Identitäten, Gender, Heteronormativität und Queer Theory, Europäisches und deutsches Recht gegen Diskriminierung, Diskriminierung im Alltag, Homosexualität im Erwerbsleben, Diversity Management bei Ford und Fazit/Ausblick.
Welche Schlüsselwörter sind für dieses Dokument relevant?
Schlüsselwörter sind: Homosexualität, Erwerbsleben, Diskriminierung, Antidiskriminierung, Diversity Management, Heteronormativität, Queer Theory, AGG, Grundgesetz, Arbeitsplatz, Offenheit, Akzeptanz, EU-Recht, Deutschland.
Für wen ist dieses Dokument relevant?
Dieses Dokument ist relevant für Wissenschaftler, Studierende, Personalmanager, Unternehmensführungskräfte, sowie alle, die sich mit den Themen Homosexualität, Diskriminierung, und Diversity Management im beruflichen Kontext auseinandersetzen.
Wo finde ich mehr Informationen zu diesem Thema?
Weitere Informationen können in wissenschaftlichen Publikationen, Rechtstexten, und Webseiten von Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQ+ Menschen einsetzen, gefunden werden.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Torsten Kalb (Autor:in), 2010, Homosexuelle im Erwerbsleben - Heteronormativität oder Homonormalität?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159399