Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Relevanz der Thematik
1.2 Aufbau der Arbeit
2. Theoretische Grundlagen zu
2.1 Historische Entwicklung
2.2 Definitionen und Konzepte
2.2.1 CSR nach Carroll
2.2.2 CSR nach Wood
2.2.3 CSR in Deutschland und der
2.3 Definition und Abgrenzung relevanter Begriffe
3. CSR als Wettbewerbsstrategie
3.1 Stakeholder Value
3.2 Shareholder Value
3.3 Generierung von Wettbewerbsvorteilen durch
3.3.1 Mehrwert durch Stärkung der Reputation
3.3.2 Erhöhung der Kundenloyalität und -nachfrage
3.3.3 Erhöhung der Mitarbeiterloyalität
3.3.4 Vermeidung von Regulierungsmaßnahmen und Stärkung der Position auf den Finanzmärkten
4. Der Einfluss von CSR auf den Unternehmenserfolg
4.1 Messansätze zur Umsetzung von
4.1.1 Inhaltsanalysen
4.1.2 CSP Image-/Reputationsratings
4.1.3 Sozial-Audits
4.2 Beurteilung vorhandener CSR-Rankings
4.2.1 Das KLD-Rating
4.2.2 Der Dow Jones Sustainability Index
4.2.3 Der FTSE4Good Index
4.2.4 Beurteilung und Vergleich der CSR-Rankings
4.3 Messung des Unternehmenserfolges
4.3.1 Die marktbasierte Bewertung
4.3.2 Die buchhaltungsbasierte Bewertung
4.4 Beurteilung des CSR-Einflusses auf den Unternehmenserfolg auf Grundlage empirischer Ergebnisse
4.4.1 Die Studie von Griffin/Mahon
4.4.2 Die Studie von Ingram/Frazier
4.2.3 Die Studie von Alexander/Buchholz
4.2.4 Weitere Studien im Überblick
4.2.5 Beurteilung und Interpretation der Studien
4.2.6 Die Meta-Analyse von Orlitzky/Schmidt/Rynes
4.3 Implikationen für Unternehmen
4.3.1 Strategische Verankerung von
4.3.2 Das richtige Maß an
4.3.3 Ermittlung von rentablen CSR-Maßnahmen mit Hilfe der Nutzenmessung
5. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Entwicklung des CSR Konzepts und angrenzender Begriffe
Abbildung 2: Die Verantwortungspyramide nach Carroll
Abbildung 3: Abgrenzung relevanter Begriffe
Abbildung 4: Die verschiedenen Stakeholdergruppen
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Das CSP Konzept nach Wood
Tabelle 2: Cone Communications Studie
Tabelle 3: Studien im Überblick
Tabelle 4: Kennzeichen reaktiver und strategischer CSR
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1 Relevanz der Thematik
Vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz– und Weltwirtschafskrise ist die Forderung nach einer Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung durch Untenehmen aktueller denn je zuvor. Durch die öffentliche Diskussion sehen sich Unternehmen einem enormen Druck ausgesetzt, nach den gesellschaftlichen Werten und Normen zu handeln. So werden z.B. Banken öffentlich stark kritisiert, die trotz Inanspruchnahme von staatlichen Hilfen, immense Bonizahlungen an ihre Manager leisten (vgl. Bröcker/Höning, 2009). Dies ging in den USA sogar soweit, dass Manager auf ihre Bonuszahlungen verzichteten (vgl. süddeutsche.de, 2009).
Das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen gewinnt seit Jahrzehnten, sowohl in der Öffentlichkeit wie auch in der Literatur zunehmend an Bedeutung (vgl. DeBakker, 2005, S. 283). Der Sportartikelhersteller Nike musste bereits in den 1990er Jahren schmerzhaft feststellen, dass verantwortungsloses Handeln nicht nur öffentliche Kritik, sondern auch Gewinneinbußen nach sich ziehen kann. Nachdem nämlich die New York Times skandalöse Arbeitsbedingungen bei einem indonesischen Zulieferer von Nike entlarvte, bestraften Konsumenten Nike mit Boykotten, die sich negativ in der Bilanz niederschlugen (vgl. Porter/Kramer, 2006, S. 2). Im Jahr 1995 musste Shell sich dem öffentlichen Druck beugen und auf das Versenken eines in der Nordsee schwimmenden Öltanks „Brent Spar“ verzichten. Shell versenkte damals nicht den ausgedienten Öltank, dafür aber sein Image (vgl. Bulmann, 2007, S. 87). Die Folge waren zahlreiche Boykottaufrufe. Shell verzeichnete bei seinen deutschen Tankstellen Umsatzeinbußen von bis zu 50%. In Hamburg wurde sogar ein Brandanschlag auf eine Shell Tankstelle verübt (vgl. Koch et al., 2005, S. 19). Diese Bespiele verdeutlichen die Relevanz des Konzepts der Corporate Social Responsibility. Dem CSR-Konzept liegt der Gedanke zu Grunde, dass Unternehmen aufgrund ihrer zunehmenden Gestaltungsmacht und Größe zur Übernahme von Verantwortung für Herausforderungen jenseits der ökonomischen Dimension verpflichtet sind (vgl. Schmitt, 2005, S. 1).
So klar die öffentliche Forderung nach einer Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung der Unternehmen ist, so kontrovers wird diese in der Literatur diskutiert. Während die Befürworter argumentieren, dass gesellschaftlich verantwortlich agierende Unternehmen diverse Wettbewerbsvorteile generieren können und so ihren Unternehmenserfolg positiv beeinflussen, sind die Kritiker der Überzeugung, dass ein Unternehmen nur die Ansprüche seiner Anteilseigner beachten sollte und die Profitmaximierung die alleinige Verantwortung eines Unternehmens darstellt (vgl. Friedman, 1970).
Diese Arbeit widmet sich daher der Frage, welche Wirkung die Corporate Social Responsibility auf den Unternehmenserfolg hat. Die dazu notwendige Vorgehensweise wird im Folgenden näher erläutert.
1.2 Aufbau der Arbeit
Um den Zusammenhang zwischen CSR und dem Unternehmenserfolg zu untersuchen werden zunächst in Kapitel 2 die notwendigen theoretischen Grundlagen geschaffen. Diese beinhalten die historische Entwicklung des CSR-Konzepts sowie zwei in der Literatur weit verbreitete Definitionen und Konzepte von CSR. Abschließend wird in Kapitel 2, CSR von verwandten Begriffen und Konzepten abgegrenzt. Darauf aufbauend wird in Kapitel 3 das CSR-Konzept aus der Perspektive des Stakeholder- und Shareholder Value Ansatzes diskutiert. Zudem werden aufbauend auf dem Stakeholder Value Ansatz mögliche Wettbewerbsvorteile dargestellt, die durch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung entstehen können. In Kapitel 4 wird geprüft, ob diese Wettbewerbsvorteile durch empirische Ergebnisse bestätigt werden können. Dazu wird zunächst untersucht wie die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung eines Unternehmens gemessen werden kann. Anschließend werden Indikatoren vorgestellt, die zur Ermittlung des Unternehmenserfolges herangezogen werden. Es folgen beispielhafte Studien, die den Zusammenhang zwischen CSR und dem Unternehmenserfolg untersucht haben. Als letzter Punkt von Kapitel 4 werden Implikationen für Unternehmen erörtert, die zu einer Optimierung des CSR-Einsatzes herangezogen werden können. Kapitel 5 beinhaltet ein persönliches Fazit und zeigt weiteren Forschungsbedarf auf.
2. Theoretische Grundlagen zu CSR
„The term [social responsibility] is a brilliant one; it means something, but not always
the same thing, to everybody“( Votaw, 1973, S. 11).
Der Bergriff CSR wird seit Jahrzehnten in der angloamerikanischen Literatur verwendet, jedoch gibt es eine Vielzahl von Definitionen und Konzepten des Begriffs. Bis Dato lässt sich keine Definition als international anerkannt beschreiben. Zusätzlich entwickelte sich eine Vielzahl von angrenzenden Begriffen wie z.B. Corporate Citizenship oder Corporate Sustainability, die oft widersprüchlich, als Ergänzungen oder Synonyme verwendet werden. (vgl. Wartick/Cochran, 1985, S. 758). Aus diesem Grund ist es wichtig zu einem Konzeptverständnis des Begriffs CSR zu gelangen. Dieses Verständnis ermöglicht eine Beurteilung der verschiedenen CSR-Ansätze in der Theorie sowie in der praktischen Umsetzung in Unternehmen (vgl. Schmitt, 2005, S. 6).
Dazu wird in Kapitel 2 zunächst die Historische Entwicklung von CSR beschrieben (Kap. 2.1). Anschließend werden die CSR Konzepte von Archie Carrol sowie Donna J. Wood erläutert. Die Arbeiten von Carroll und Wood gehören zu den, in der Literatur, meist anerkannten und verbreiteten Konzepten. (vgl. De Bakker et. al, 2005, S. 303; Carroll, 1999, S. 288). Des Weiteren wird der europäische und deutsche Rahmen von CSR untersucht (Kap. 2.2). Abschließend werden einige oft im Kontext mit CSR genannten Begriffe definiert und voneinander abgegrenzt (Kap. 2.3).
2.1 Historische Entwicklung
Die freiwillige Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung durch Unternehmen lässt sich bis in das antike Griechenland zurückverfolgen. Damals spendeten griechische Unternehmen aus philanthropischen Motiven, Geld und Nahrung an bedürftige Menschen (vgl. Loew et al., 2004, S. 18).
Der konkrete Begriff CSR stammt aus dem angloamerikanischen Raum der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er wurde erstmalig durch Howard R. Bowen im Jahr 1953 geprägt. In seiner Publikation „Social Responsibilities of the Businessmen“ fiel zum ersten Mal der Begriff Corporate Social Responsibility. Aus diesem Grund wird Bowen als der „Vater“ von CSR bezeichnet (vgl. Carroll, 1999, S. 270). In der Praxis haben die ersten Unternehmer wie Henry Ford, Andrew Carnegie oder George Cadbury bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch Gesundheitsprogramme für ihre Mitarbeiter oder das Bereitstellen von Wohnungen für Arbeiter, gesellschaftliche Verantwortung übernommen (vgl. Bassen et al., 2005, S. 231). Ab den 1950er Jahren war CSR Gegenstand einer enormen Anzahl von Publikationen und kontroversen Diskussionen. Während CSR anfangs aus einer ethisch-moralischen Verantwortung entstand, so wird es heute aus der Perspektive der betrieblich orientierten Verantwortung betrachtet (vgl. Schmitt, 2005, S.7). Carroll (1999, S. 291f.) beschreibt die Evolution des CSR Konzepts in der Literatur. In den 1960er und 70er Jahren wurden zunächst theoretische Konzepte und Modelle entwickelt. Ab den 1980er Jahren lag der Fokus der Forschung mehr auf der praktischen Umsetzung von CSR. Zudem wurde CSR operationalisiert, indem sich die Forschung der Entwicklung von Messansätzen widmete und den Einfluss von CSR auf den Unternehmenserfolg untersuchte. In den 1990er wurde der Trend zur Operationalisierung fortgeführt, gleichzeitig entstanden weitere Begriffe und Konzepte wie z.B. Corporate Citizenship oder Sustainable Development, die auch das Thema der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen aufgreifen (vgl. Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Die Entwicklung des CSR Konzepts und angrenzender Begriffe
Quelle: Mohan, 2003, S. 74
Diese auf dem CSR Grundgedanken aufbauenden Konzeptbegriffe weisen starke inhaltliche Überschneidungen mit CSR auf und werden zudem in der Literatur unterschiedlich definiert (vgl. Carroll, 1999, S. 292). Aus diesem Grund werden in Kapitel 2.3 einige dieser Begriffe erörtert und anschließend voneinander abgegrenzt.
2.2 Definitionen und Konzepte
2.2.1 CSR nach Carroll
Die Arbeiten von Archie B. Carroll gehören zu den wichtigsten und am meisten anerkannten der modernen CSR-Forschung (vgl. Loew et al., 2004, S. 21). Carroll definiert die unternehmerische Verantwortung wie folgt:
“The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical, and discretionary expectations that society has of organizations at a given point in time“ (Carroll, 1979, S. 500)
Um die unternehmerische Verantwortung in ihrer Gesamtheit zu erfassen unterteilt Carroll (1991, S. 40) diese in vier zentrale Dimensionen und stellt sie in einer Verantwortungspyramide dar (vgl. Abb. 2). Nach Carroll erfassen diese Dimensionen das komplette Ausmaß von CSR.
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Abbildung 2: Die Verantwortungspyramide nach Carroll
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Carroll, 1991, S. 42
Die erste Dimension beinhaltet die ökonomische Verantwortung eines Unternehmens. Historisch gesehen wurden Unternehmen in erster Linie gegründet um nachgefragte Produkte und Dienstleistungen zu erstellen und diese gewinnbringend zu verkaufen. Der Profit stellt die zentrale Motivation eines Unternehmens dar. Dabei besteht die ökonomische Verantwortung beispielsweise aus der Maximierung der Aktienrendite, der Sicherung einer starken Wettbewerbsposition oder der Erreichung einer hohen Produktivität. Diese Dimension ist fundamental für die weiteren Verpflichtungen eines Unternehmens. Sie ist die Basis für die rechtliche, ethische sowie philanthropische Verantwortung. Ohne die Erfüllung der wirtschaftlichen Verantwortung kann sich ein Unternehmen nicht den weiteren Verpflichtungen widmen. (vgl. Carroll, 1991, S. 40 f.; Koscher, 2007, S. 9)
Die rechtliche Verantwortung stellt die zweite Stufe der Verantwortungspyramide dar. Die ökonomische Verantwortung muss innerhalb des gesetzlichen Rahmens erfüllt werden. Gesetze und Regelungen von Seiten des Staates oder regionalen Instanzen sind von Außen vorgegebene und geforderte Spielregeln, welche den Unternehmen den Handlungsspielraum bei der Verfolgung der Profitmaximierung aufzeigen. Dabei sind Gesetze, im Gegensatz zu den ethischen Grundsätzen, schriftlich festgehaltene, kodifizierte, ethische Normen. Die Nichtbeachtung dieser Gesetze führt zu Sanktionen durch den Gesetzgeber. (vgl. Carroll, 1991, S. 41; Promberger/Spiess, 2006, S. 9)
Die nächste Dimension beschreibt die ethische Verantwortung eines Unternehmens. Im Gegensatz zu der rechtlichen Verantwortung ist die ethische Verantwortung nicht in Gesetzen niedergeschrieben. Diese wird durch die nicht kodifizierten Werte und Normen einer Gesellschaft definiert. Durch die Werte und Normen entwickelt die Gesellschaft Erwartungen an ein Unternehmen. Konsumenten, Arbeitnehmer oder Kapitalgeber können so entscheiden, ob ein Unternehmen sich bei seinem Gewinnstreben fair verhält. Das außer Acht lassen der gesellschaftlichen Normen, bei der Verfolgung von unternehmerischen Zielen, kann nicht durch den Gesetzgeber sanktioniert werden, jedoch kann solch ein Verhalten durch die Gesellschaft bestraft werden. Dies kann sich beispielsweise in Form von Boykotten seitens der Verbraucher äußern. (vgl. Carroll, 1991, S. 41; Promberger/Spiess, 2006, S. 9)
Die letzte Dimension der Verantwortungspyramide von Carroll ist die philanthropische Verantwortung von Unternehmen. Diese Dimension kann durch die Wünsche einer Gesellschaft in Hinblick auf ein Unternehmen definiert werden. Die Gesellschaft wünscht sich von einem Unternehmen, dass es sich wie ein guter Corporate Citizen verhält (vgl. 2.3). Dies beinhaltet beispielsweise freiwillige Aktivitäten in den Gemeinden oder Spenden für karitative Zwecke. Der Hauptunterschied zu der ethischen Verantwortung ist die Tatsache, dass bei Nichterfüllung dieser Wünsche ein Unternehmen nicht als unethisch betrachtet wird und keine Sanktionen durch die Gesellschaft befürchten muss (vgl. Carroll, 1991, S. 42; Loew et al., 2004, S. 21).
Diese Dimensionen der unternehmerischen Verantwortung dürfen nicht als separate Einheiten verstanden werden. Sie sind voneinander abhängig und bilden gemeinsam das CSR-Konzept. Ein Unternehmen, das seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden will, muss folglich die unterschiedlichen Verantwortungen simultan erfüllen (vgl. Carroll, 1991, S. 43).
2.2.2 CSR nach Wood
Die Arbeit von Donna J. Wood stellt eine Weiterentwicklung des CSR Konzepts von Carroll dar (vgl. Carroll, 1999, S. 289). Wood verwendet den Begriff Corporate Social Performance und definiert diesen folgendermaßen:
“CSP as a business organization's configuration of principles of social responsibility, processes of social responsiveness, and policies, programs, and observable outcomes as they relate to the firm's societal relationships” (Wood, 1991, S. 693)
Die CSP beschreibt die soziale Performance eines Unternehmens, also das Ausmaß, in dem sich ein Unternehmen gesellschaftlich verantwortlich verhält (vgl. Koscher, 2007, S. 11).
Woods Definition umschließt die Prinzipien/Motive der gesellschaftlichen Verantwortung, die Prozesse der Umsetzung sowie, die damit verbundenen möglichen Ergebnisse der CSP (vgl. Tabelle 1). Im Folgenden wird das CSP- Konzept von Woods näher erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Das CSP Konzept nach Wood
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Wood, 1991, S. 694
Die Prinzipien oder Motive der gesellschaftlichen Verantwortung sind die fundamentalen Werte und Normen einer Gesellschaft. Diese Werte und Normen stellen die zentralen Handlungsmotive der Menschen dar. Ein Unternehmen steht als wirtschaftliche Institution in ständiger Interaktion mit der Gesellschaft. Die Gesellschaft verleiht dem Unternehmen seine Legitimität ( Institutional principal: legitimacy). Ein Unternehmen, das seine gesellschaftliche Legitimität verliert muss mit Sanktionen rechnen, beispielsweise seitens der Verbraucher, Mitarbeiter oder Eigenkapitalgeber (vgl. Davis, 1973, S. 314). Zudem ist ein Unternehmen nur für die Sachverhalte verantwortlich, die unmittelbar zu seinem Betätigungsfeld gehören (Organizational principle: public responsibility). So können Unternehmen nicht für Probleme verantwortlich gemacht werden, die sie nicht verursacht haben. Ein Fahrzeughersteller kann beispielsweise für die Sicherheit seiner Fahrzeuge oder die Luftverschmutzung durch seine Fahrzeuge belangt werden (vgl. Wood, 1991, S. 698). Die konkrete Wahl von Maßnahmen um der gesellschaftlichen Verantwortung als Unternehmen gerecht zu werden wird durch die, hinter einem Unternehmen stehenden Manager, getroffen (Individual principle: managerial discretion). Die Manager eines Unternehmens sollten soziale und ökologische Aspekte in ihren Entscheidungen beachten, die Unternehmenspolitik auf die CSR-Thematik ausrichten und glaubhaft nach Außen kommunizieren um sich so dauerhaft die gesellschaftliche Legitimität zu sichern (vgl. Promberger/Spiess, 2006, S. 12).
Die Processes of corporate social responsiveness beschreiben die Art und Weise wie die gesellschaftlichen Erwartungen und Forderungen in einem Unternehmen aufgegriffen werden (vgl. Wood, 1991, 703). Das Environmental assessment ist ein Konzept zur Bewertung der Innen- und Außenwelt eines Unternehmens. Die Innenwelt bezeichnet die unternehmensspezifischen Strukturen. Die Außenwelt lässt durch drei Strukturen beschreiben. Die Wirtschaft mit der Problematik der Güterknappheit. Die Gesellschaft, die das Zusammenleben der Menschen regelt sowie das Ökosystem, als der Lebensraum in dem Wirtschaft und Gesellschaft eingebettet sind (vgl. Thommen, 2003, S. 20). Das Stakeholdermanagement bezeichnet den Ausgleich der Interessen von verschiedenen Anspruchsgruppen des Unternehmens (vgl. Kap. 3). Diese sind von den Handlungen des Unternehmens betroffen und können aber auch gleichzeitig enormen Einfluss auf das Unternehmen ausüben (vgl. Promberger/Spiess, 2006, S. 14 f.). Als letzter Teil der Processes of corporate social responsiveness ist das Issue management zu nennen. Dieses kann als problemorientiertes Analyseverfahren beschrieben werden, das dazu dient interne und externe Prozesse des Unternehmens zu beleuchten um so schnellstmöglich gesellschaftliche Anforderungen und Probleme zu erkennen und zu lösen (vgl. Wood, 1991, 706).
Bei den Ergebnissen eines gesellschaftlich verantwortungsvollen Handelns von Unternehmen (Outcomes of corporate behaviour) unterscheidet Wood (1991, S. 708) zwischen drei Arten. Zum einen den Social impacts, also dem Eindruck, den die Unternehmen hinsichtlich der Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung hinterlassen. Des Weiteren beschreibt Wood die Social programs, diese können als die Unternehmensprogramme zur Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung charakterisiert werden. Als letztes Ergebnis sind die Social policies zu nennen. Dabei wird die Unternehmenspolitik weitreichend auf die gesellschaftlichen Belange ausgerichtet. Die Social policies sind dabei das wünschenswerteste Ergebnis, da sie die nachhaltigste Form der Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung darstellen (vgl. Wood, 1991, S. 708 f.).
Obwohl die CSR Konzepte von Archie B. Carroll und Donna J. Wood Meilensteine in der Entwicklung des CSR-Konzepts im angloamerikanischen Raum darstellen ist in Deutschland und der EU ein anderes CSR-Konzept verbreitet. Dieses ist Gegenstand des nächsten Abschnitts.
2.2.3 CSR in Deutschland und der EU
Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung von CSR in Deutschland und der EU wurden maßgeblich durch das Grünbuch der Europäischen Kommission geprägt (vgl. Schmitt, 2005, S. 8; Pies et al., 2009, S. 318; Zink et al., 2005, S. 2). Das im Jahr 2001 erschienene Grünbuch: „Promoting a European Framework for Corporate Social Responsibility“ wurde noch im gleichen Jahr in eine deutsche Fassung mit dem Titel: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung von Unternehmen“ übersetzt. Hier zeigt sich eine Schwäche in der Übersetzung. Das Wort „social“ wurde mit dem deutschen Wort „sozial“ übersetzt. Die richtige Übersetzung des Wortes „social“ wäre aber „gesellschaftlich“ gewesen. Dies zeigt auch die europäische Definition von CSR. Hier wird CSR verstanden als:
„ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren“ (vgl. Europäische Kommission, 2001, S. 7).
Es lässt sich erkennen, dass neben den sozialen- auch ökologische Belange eine Rolle spielen. Somit umfasst CSR die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (vgl. Loew et. al, 2004, S. 26). Die Europäische Kommission unterscheidet bei ihrem CSR-Konzept zwischen einer internen und externen Dimension (vgl. Zink et al., 2005, S. 2).
Die interne Dimension bezieht sich in erster Linie auf die Arbeitnehmer eines Unternehmens. Dabei unterscheidet die Europäische Kommission Bereiche, wie das Humanressourcenmanagement, den Arbeitsschutz, die sozial verträgliche Umstrukturierung von Unternehmen sowie die Umweltverträglichkeit und Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen (vgl. Europäische Kommission, 2001, S. 9 ff.;
Die externe Perspektive beinhaltet die Integration von Unternehmen in lokale Gemeinschaften, die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, Zulieferern und Verbrauchern, die Beachtung der Menschenrechte sowie den globalen Umweltschutz (vgl. Europäische Kommission, 2001, S. 12 ff.)
In Deutschland wird das Grundverständnis des CSR-Konzeptes der Europäischen Kommission von der Bundesregierung sowie von der Mehrzahl der deutschen Wirtschaftsverbände geteilt. Die konkrete Umsetzung und Kommunikation in den deutschen Unternehmen zeigt jedoch, dass nur Teilsaspekte von CSR aufgegriffen werden, wie z.B. karitatives Engagement oder Verbesserung der Arbeitsbedingungen (vgl. BMU, 2008, S. 7).
In der wissenschaftlichen Diskussion nimmt CSR nur eine Nischenstellung ein (vgl. Pies et al., 2009, S. 318). Dies zeigen zwei Auswertungen der führenden deutschen Zeitschriften für die allgemeine Betriebswirtschaftlehre. Dabei wurden folgende Zeitschriften einmal für den Zeitraum 1999-2003 und im Jahr 2004 untersucht: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (Zfbf), Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB) sowie Die Betriebswirtschaft (DBW). Die Auswertung zeigt, dass nur eine sehr geringe explizite Auseinandersetzung mit dem Begriff CSR stattfand und weiterer Forschungsbedarf besteht. (vgl. Hansen, 2004, S. 65, Loew et al., 2004, S. 37).
Dieser Arbeit wird, aufgrund der weiten Verbreitung in Deutschland und der EU, das CSR-Konzept der Europäischen Kommission zugrunde gelegt. Jedoch mit dem Unterschied, dass CSR als gesellschaftliche und nicht als soziale Verantwortung von Unternehmen bezeichnet wird.
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