„Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben." (LEONHARDT 2005: 317).
Bereits dieses Zitat von Walter Ulbricht gewährt uns einen Einblick in die sozialistische Führung der Deutschen Demokratischen Republik. Nach außen hin sollte das Volk in den Glauben haben in einem demokratischen Staat zu leben, die Realität jedoch war eine andere. In dem nachfolgenden Text möchte ich die sozialistisch-planwirtschaftliche Führung im Hinblick auf die Stadtentwicklungsprozesse in der Deutschen Demokratischen Republik von 1960-1990 darlegen. Besonderes Augenmerk lege ich dabei auf folgende drei Schwerpunkte.
Ich möchte untersuchen, wie und unter welchen politischen Einflüssen Stadtzentren geplant wurden, wie sich der Wohnungsbau entwickelt hat und welche Relevanz den Altbauten zukam. Im Anschluss an die Erläuterung und Darlegung der drei Punkte werde ich mit einem Fazit abschließen. In diesem Fazit möchte ich, neben einer Zusammenfassung, den Aspekt betrachten, wie die Stadtentwicklung in der DDR von der Bevölkerung aufgenommen wurde. Dabei möchte ich bestimmte Aspekte hervorheben, welche zu zentralen Aspekten einer Stadtentwicklung gehören und inwiefern Institutionen diese verwirklicht haben.
Inhaltsverzeichnis
- Grundlinien der Stadtentwicklung in Ost-Deutschland 1960-1990
- Aufbau der Stadtzentren - Zwischen Peripherie und Zentralität
- Altbauten in der DDR - Gleichgültigkeit und Verfall
- Wohnungsmangel und Wohnungsbau - Aspekte des „sozialen Problems“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der sozialistisch-planwirtschaftlichen Führung der DDR im Hinblick auf die Stadtentwicklungsprozesse zwischen 1960 und 1990. Der Fokus liegt auf drei Schwerpunkten: der Planung von Stadtzentren unter politischen Einflüssen, der Entwicklung des Wohnungsbaus und der Relevanz von Altbauten.
- Analyse der Stadtentwicklungsstrategien der DDR und deren Umsetzung
- Untersuchung der Rolle von Stadtzentren als Ausdruck von Macht und Ideologie
- Bewertung der Wohnungsbaupolitik und ihrer Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse
- Analyse der Bedeutung von Altbauten im Kontext der sozialistischen Stadtentwicklung
- Bewertung der Rezeption der Stadtentwicklung in der DDR durch die Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
1.1 Aufbau der Stadtzentren - Zwischen Peripherie und Zentralität
Der Text analysiert die Merkmale der DDR-Stadt und die Rolle des Staates bei der Gestaltung von Stadtzentren. Die sozialistische Stadtgestaltung, die auf Repräsentation und Demonstration der Staatsmacht ausgerichtet war, führte zu Hauptmagistralen, städtebaulichen Dominanten wie dem Berliner Fernsehturm, und zentralen Plätzen. Die 16 Grundsätze des Städtebaus betonten die zentrale Rolle von Stadtzentren als politischer und kultureller Mittelpunkt. Der sozialistische Klassizismus und die Subsidiaritätsberaubung der Gemeinden führten jedoch zu Kritik und einem Orientierungsumschwung. In den 1960er Jahren setzte sich das Leitbild der Umgestaltung der Stadtzentren mit Zentralitätsaspekt und sozialistischem Architekturausdruck durch. Während Walter Ulbricht an der Stadtgestaltung vom Zentrum zur Peripherie festhielt, fokussierte sich Erich Honecker auf die Konzentration auf das Zentrum aufgrund der Industrialisierung. Ab 1970 wurde die Errichtung von Fußgängerbereichen verstärkt, die jedoch nicht unbedingt zukunftsorientiert oder kundenfreundlich waren. Trotz der ideologischen Prägung wurden Kultur- und Bildungseinrichtungen wie Theater, Schulen und Museen aufgebaut.
- Quote paper
- Benjamin Mustafic (Author), 2006, Grundlinien der Stadtentwicklung in Ost-Deutschland 1960-1990, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159563