Die Geschichte des Trinkgeldes geht bis auf die Römerzeit zurück. Bis heute geben Schweizer Trinkgeld und begehen damit streng genommen Gesetzesbruch. Warum sie es dennoch tun und dabei straffrei ausgehen, wird anhand dieser wissenschaftlichen Analyse historischer Quellen nachvollziehbar gemacht. Dafür gilt eine zeitliche Eingrenzung dieses Zieles für den Zeitraum 1950 bis 1970. Darüber hinaus will diese Arbeit den Wertewandel in der Schweiz zwischen 1950 und 1970 an der Praxis des Trinkgeldgebens und -nehmens aufzeigen. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Zeigt sich der Wirtschaftsboom im genannten Untersuchungszeitraum auch in der Vergabe und Höhe des Trinkgeldes? Gibt es Quellen über die Praxis des Trinkgeldgebens und -nehmens in der Schweiz? Wie sprechen Zeitgenoss*innen über das Trinkgeld? Wie wird die Praxis des Trinkgelds in den normativen Quellen wahrgenommen? Wie wird das Trinkgeld beschrieben? Ist es die Norm? Gehört es zum Anstand? Wie wird das Trinkgeld empfangende Personal beschrieben? Was passiert mit einem, wenn man Trinkgeld gibt, oder eben nicht? Wann gibt es Trinkgeld? Wie gibt man Trinkgeld? Gibt man peinlich oder mit Stolz?
Diese Untersuchung gliedert sich folgendermassen:
Im ersten Kapitel betrachten wir den Einfluss des Wirtschaftsbooms auf den Gastronomiesektor und erhalten einen Einblick in die Lohnstruktur von Servicemitarbeiter*innen. Es schliesst ausserdem die Position der ungelernte weiblichen Servicekraft im gesamtgesellschaftlichen Kontext dar einschliesslich des Wertewandels im genannten Untersuchungszeitraum. Der darauffolgende Abschnitt dieser Untersuchung fasst die drei wesentlichen Theorien, basierend auf den normativen Quellen (Benimmbücher und Ratgeber) zusammen. In einen weiteren Schritt werden Art und Weise sowie Zielgruppe der Regulierungsbemühungen zum Trinkgeld dargestellt. Diese Untersuchung endet mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, einem Fazit, einem Forschungsausblick und der Frage nach der Zukunft des Trinkgeldes.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Trinkgeld in der Schweiz zwischen 1950 und 1970 aus sozialhistorischer Sicht
- Die Modernisierung der Schweiz
- Neues Trinkgeld durch Mobilität
- Mehr Trinkgeld in der Schweizer Konsumgesellschaft
- Die Lohnverhältnisse im unteren Gesellschaftssegment der Schweiz: Lohnsteigerung im Wirtschaftsboom versus Notwendigkeit des Trinkgeldes
- Das Trinkgeld im Wertewandel der Jahre zwischen 1950 und 1970
- Das Trinkgeld der ungelernten aufstiegsunwilligen weiblichen Servicekraft
- Trinkgeldabhängigkeit trotz Wertewandel in den 50er- und 60-er-Jahren
- Trinkgeld in der von 1950 bis 1970 im deutschsprachigen und Schweizer Sprachraum rezipierten normativen Literatur (Ratgeber und Benimmbücher) mit besonderer Berücksichtigung der Serviertochter (Kellnerin)
- Die Abwesenheit der Schweizer Serviertochter als politisch mündiges Individuum
- Trinkgeld gegen harte Arbeit und Leistung
- Das anständige Trinkgeld
- Trinkgeld fürs gute Ansehen
- Der weibliche Trinkgeldnehmer und die Anti-Helden von Sitte und gutem Ansehen
- Gültige Regulierungsbemühungen zugunsten von Trinkgeldgebern und -nehmern in der Schweiz zwischen 1950 und 1970
- Die drei dominanten Theorien zum Trinkgeld in den rezipierbaren Benimmbüchern und Ratgebern der Schweiz von 1950 bis 1970
- Das Trinkgeld des „homo oeconomicus“
- Trinkgeld als soziale Norm
- Trinkgeld für das gute Ansehen des männlichen Repräsentanten der bürgerlichen Gesellschaftsschicht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Praxis des Trinkgelds in der Schweiz zwischen 1950 und 1970. Ziel ist es, die soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Trinkgelds in diesem Zeitraum anhand historischer Quellen und normativer Literatur zu beleuchten und den Wertewandel in Bezug auf Trinkgeldgeben und -nehmen aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert die Rolle des Trinkgelds im Kontext des Wirtschaftsbooms und der gesellschaftlichen Stellung von Servicekräften, insbesondere von Frauen.
- Soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Trinkgelds in der Schweiz (1950-1970)
- Rolle des Trinkgelds im Kontext des Wirtschaftsbooms
- Gesellschaftliche Stellung von Servicekräften und der Einfluss des Wertewandels
- Analyse normativer Quellen (Benimmbücher, Ratgeber)
- Vergleich verschiedener Theorien zum Trinkgeld
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Forschungsfrage und den Untersuchungszeitraum (1950-1970). Sie skizziert die zentralen Fragen der Arbeit, wie die Auswirkungen des Wirtschaftsbooms auf das Trinkgeldverhalten, die Quellenlage zur Praxis des Trinkgeldgebens und -nehmens, die Wahrnehmung des Trinkgelds in zeitgenössischen Quellen und die Beschreibung des empfangenden Personals. Die Gliederung der Arbeit wird erläutert und der Forschungsstand zusammengefasst, der auf die spärliche sozialhistorische Literatur über Servicekräfte hinweist und den aktuellen Diskurs zum Trinkgeld in der Schweiz beleuchtet.
Das Trinkgeld in der Schweiz zwischen 1950 und 1970 aus sozialhistorischer Sicht: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss der Modernisierung der Schweiz, insbesondere der wachsenden Mobilität und des Konsums, auf die Trinkgeldpraxis. Es untersucht die Lohnverhältnisse im unteren Gesellschaftssegment, insbesondere die Situation ungelernter weiblicher Servicekräfte, und setzt dies in Beziehung zum Wertewandel der Zeit. Der Fokus liegt auf dem Spannungsfeld zwischen Lohnsteigerung im Wirtschaftsboom und der anhaltenden Abhängigkeit vom Trinkgeld für diese Gruppe.
Trinkgeld in der von 1950 bis 1970 im deutschsprachigen und Schweizer Sprachraum rezipierten normativen Literatur (Ratgeber und Benimmbücher) mit besonderer Berücksichtigung der Serviertochter (Kellnerin): Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung des Trinkgelds in Ratgebern und Benimmbüchern. Es untersucht die Abwesenheit der Serviertochter als politisch mündiges Individuum und analysiert die verschiedenen Aspekte des Trinkgelds, wie z.B. Trinkgeld als Gegenleistung für harte Arbeit und Leistung, anständiges Trinkgeld, Trinkgeld für das gute Ansehen und die Darstellung des weiblichen Trinkgeldnehmers.
Gültige Regulierungsbemühungen zugunsten von Trinkgeldgebern und -nehmern in der Schweiz zwischen 1950 und 1970: Dieses Kapitel beleuchtet staatliche oder gesellschaftliche Versuche, das Thema Trinkgeld zu regulieren. Es untersucht die Zielgruppe dieser Bemühungen und ihre Art und Weise. Es könnte beispielsweise Gesetzesentwürfe oder gesellschaftliche Initiativen zur Regulierung des Trinkgelds behandeln.
Die drei dominanten Theorien zum Trinkgeld in den rezipierbaren Benimmbüchern und Ratgebern der Schweiz von 1950 bis 1970: Dieses Kapitel präsentiert und vergleicht drei vorherrschende Theorien zum Trinkgeld, die in den analysierten Ratgebern und Benimmbüchern zu finden sind. Diese Theorien könnten beispielsweise ökonomische, soziale oder statusbezogene Perspektiven auf das Trinkgeld umfassen.
Schlüsselwörter
Trinkgeld, Schweiz, 1950-1970, Sozialgeschichte, Wirtschaftsboom, Servicekräfte, Frauen, Wertewandel, normative Literatur, Benimmbücher, Ratgeber, soziale Normen, Lohnverhältnisse, homo oeconomicus.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Bachelorarbeit "Trinkgeld in der Schweiz zwischen 1950 und 1970"?
Die Bachelorarbeit untersucht die soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Trinkgelds in der Schweiz zwischen 1950 und 1970. Sie analysiert, wie sich der Wirtschaftsboom und der Wertewandel auf die Trinkgeldpraxis und die Situation von Servicekräften auswirkten, insbesondere von Frauen. Die Arbeit stützt sich auf historische Quellen und normative Literatur wie Benimmbücher und Ratgeber.
Was sind die Hauptthemen der Arbeit?
Die Hauptthemen umfassen:
- Soziale und wirtschaftliche Bedeutung des Trinkgelds in der Schweiz (1950-1970)
- Rolle des Trinkgelds im Kontext des Wirtschaftsbooms
- Gesellschaftliche Stellung von Servicekräften und der Einfluss des Wertewandels
- Analyse normativer Quellen (Benimmbücher, Ratgeber)
- Vergleich verschiedener Theorien zum Trinkgeld
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel:
- Einleitung
- Das Trinkgeld in der Schweiz zwischen 1950 und 1970 aus sozialhistorischer Sicht
- Trinkgeld in der von 1950 bis 1970 im deutschsprachigen und Schweizer Sprachraum rezipierten normativen Literatur (Ratgeber und Benimmbücher) mit besonderer Berücksichtigung der Serviertochter (Kellnerin)
- Gültige Regulierungsbemühungen zugunsten von Trinkgeldgebern und -nehmern in der Schweiz zwischen 1950 und 1970
- Die drei dominanten Theorien zum Trinkgeld in den rezipierbaren Benimmbüchern und Ratgebern der Schweiz von 1950 bis 1970
Was behandelt die Einleitung der Arbeit?
Die Einleitung beschreibt die Forschungsfrage und den Untersuchungszeitraum (1950-1970). Sie skizziert die zentralen Fragen der Arbeit, wie die Auswirkungen des Wirtschaftsbooms auf das Trinkgeldverhalten, die Quellenlage zur Praxis des Trinkgeldgebens und -nehmens, die Wahrnehmung des Trinkgelds in zeitgenössischen Quellen und die Beschreibung des empfangenden Personals. Die Gliederung der Arbeit wird erläutert und der Forschungsstand zusammengefasst.
Was wird im Kapitel "Das Trinkgeld in der Schweiz zwischen 1950 und 1970 aus sozialhistorischer Sicht" analysiert?
Dieses Kapitel analysiert den Einfluss der Modernisierung der Schweiz, insbesondere der wachsenden Mobilität und des Konsums, auf die Trinkgeldpraxis. Es untersucht die Lohnverhältnisse im unteren Gesellschaftssegment, insbesondere die Situation ungelernter weiblicher Servicekräfte, und setzt dies in Beziehung zum Wertewandel der Zeit. Der Fokus liegt auf dem Spannungsfeld zwischen Lohnsteigerung im Wirtschaftsboom und der anhaltenden Abhängigkeit vom Trinkgeld für diese Gruppe.
Was untersucht das Kapitel über normative Literatur (Ratgeber und Benimmbücher)?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Darstellung des Trinkgelds in Ratgebern und Benimmbüchern. Es untersucht die Abwesenheit der Serviertochter als politisch mündiges Individuum und analysiert die verschiedenen Aspekte des Trinkgelds, wie z.B. Trinkgeld als Gegenleistung für harte Arbeit und Leistung, anständiges Trinkgeld, Trinkgeld für das gute Ansehen und die Darstellung des weiblichen Trinkgeldnehmers.
Welche Regulierungsbemühungen werden in der Arbeit behandelt?
Das Kapitel "Gültige Regulierungsbemühungen zugunsten von Trinkgeldgebern und -nehmern in der Schweiz zwischen 1950 und 1970" beleuchtet staatliche oder gesellschaftliche Versuche, das Thema Trinkgeld zu regulieren. Es untersucht die Zielgruppe dieser Bemühungen und ihre Art und Weise, beispielsweise Gesetzesentwürfe oder gesellschaftliche Initiativen zur Regulierung des Trinkgelds.
Welche Theorien zum Trinkgeld werden in der Arbeit vorgestellt?
Das Kapitel "Die drei dominanten Theorien zum Trinkgeld in den rezipierbaren Benimmbüchern und Ratgebern der Schweiz von 1950 bis 1970" präsentiert und vergleicht drei vorherrschende Theorien zum Trinkgeld, die in den analysierten Ratgebern und Benimmbüchern zu finden sind. Diese Theorien könnten beispielsweise ökonomische, soziale oder statusbezogene Perspektiven auf das Trinkgeld umfassen.
Welche Schlüsselwörter sind mit der Arbeit verbunden?
Trinkgeld, Schweiz, 1950-1970, Sozialgeschichte, Wirtschaftsboom, Servicekräfte, Frauen, Wertewandel, normative Literatur, Benimmbücher, Ratgeber, soziale Normen, Lohnverhältnisse, homo oeconomicus.
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- Anonym (Author), 2025, Trinkgeld in der Schweiz. Eine kleine Untersuchung von 1950 bis 1970, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1596510