Die Debatte um den "Orlando Furioso" war schon immer sehr kontrovers. Schuld daran ist nicht zuletzt die berüchtigte „ironia ariostesca“, die oft verschiedene Deutungen zuzulassen scheint. Joachim Wink wagt im vorliegenden Beitrag eine Grundsatzkritik an Christian Rivolettis Buchveröffentlichung "Ariosto e l’ironia della finzione“, wobei er insbesondere auf drei Irrtümer hinweist: Erstens die Unterschätzung der dichterischen Vorgänger Ariosts, welche sich bereits in virtuoser Weise der Fiktionsironie zu bedienen wußten; zweitens die zu starke Identifikation des Erzähler-Ichs mit einer "ironia romantica" anstatt mit einer gesellschaftskritischen „ironia retorica“; drittens das Vorurteil, dass (romantisch gefärbte) „ironia della finzione“ und (gesellschaftskritisch gefärbte) „ironia retorica“ inkompatibel seien. Im Gegensatz zu Rivoletti ist Wink der Meinung, dass gerade das gemeinsame Auftreten jener beiden Ironie-Formen den Furioso-Leser vergangener Jahrhunderte besonders beeindruckt hat, wie am Beispiel Voltaires zu sehen ist. Nicht die romantische, sondern die aufklärerische Perspektive wird der historischen Bedeutung des "Furioso" am ehesten gerecht.
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- Joachim Wink (Author), 2025, Fiktionsironie und Gesellschaftskritik. Anmerkungen zu Christian Rivolettis "Ariosto e l'ironia della finzione", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1597197