Die globale Allianz des dritten Millenniums

Ein Entwurf


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2010

16 Seiten


Leseprobe


Wenn ein System Bedrohungen ausgesetzt ist, sucht es alle externen und internen Ressourcen zu nutzen, um sein Überleben zu sichern. Das ist ein natürlicher Reflex, solange der Lebenstrieb nicht durch anomale Veränderung oder Manipulation geschwächt oder geknickt ist. Das trifft auf den menschlichen Organismus ebenso zu, wie auf das System Erde mit der Biosphäre, sowie auf die Menschheit insgesamt.

In der Natur herrschen selbstregulierende Mechanismen, um das Überleben der Arten oder des Planten mit seinen Myriaden von diversen Lebensformen bisweilen unter gewaltigen Anstrengungen und Opfern, wovon der Tod nur eine extreme Form ist, zu sichern. Einige Kriege und Naturkatastrophen können als solche Regulierungsmechanismen angesehen werden. Sofern es sich nicht um Naturkräfte jenseits menschlicher Kontrolle handelt, die sich seiner Einflussnahme entziehen, scheinen sie aber dennoch bisweilen im Hinblick auf ihre Entstehung und die menschliche Reaktion auf das Eintreten solcher Naturphänomene eine bedeutende menschliche Dimension zu haben.

Der Mensch hat die Wahl der Wege, die Katastrophen begünstigen oder unwahrscheinlicher machen, also die Fähigkeit der Prophylaxe, ja sogar ihrer teilweisen oder gänzlichen Vermeidung. Dies trifft auf das gesamte Umwelt- und Klimaproblem zu. Die kosmischen Phänomene, die sich unabhängig vom Menschen über Jahrtausende anbahnen und die wir heute auch voraussehen, vorausberechnen und sogar modellieren können und auf die die Einflussnahme schwieriger ist, sind die Ausnahme. Hier ist eine klare Trennung zwischen Mensch und Ereignis. Hier weist der Schöpfer die Krone der Schöpfung, den Menschen, in seine Schranken. Bei allen übrigen Bedrohungsszenarien kann man sagen, dass diese Trennung von Welt und Mensch nicht zutrifft, sondern vielmehr, dass der Mensch die Welt selbst ist. Das heißt, die äußere Welt ist ein Spiegelbild der inneren, wobei die innere gestaltende Kraft für die äußere hat. Das bedeutet, dass der Mensch weitgehend die Gestaltung der Welt zu steuern scheint.

Der Mensch ist das freieste Geschöpf unter allen Lebewesen und hat somit einen großen Spielraum in Bezug auf die Gestaltung seiner inneren Welt, die die äußere wiederum prägt. Somit kann der Mensch für die gesamten Missstände auf der Welt, soweit Sie nicht force majeure, d. h. durch höhere Gewalt bedingt sind, als verantwortlich oder zumindest mitverantwortlich betrachtet werden.

Die Systeme der Natur, inklusive der menschlichen, reagieren ganzheitlich überlebensfokussiert auf eine Bedrohung. Der Mensch beraubt sich der Effektivität und Kraft seiner Reaktion mit der Summe seiner Ressourcen dadurch, dass er sich innerlich fragmentiert und somit seine internen, wie auch externen Ressourcen zersplittert. Das rührt daher, dass der Mensch aus einem inneren Zentrum heraus, das durch umfeldbedingte Prägung entstanden ist, agiert. Er identifiziert sich mit diesem Zentrum und versucht es zu konsolidieren, auch wenn es auf Kosten des Restes der Welt ist. Dasselbe tun auch die Gruppen, die sich nach demselben Muster zur Optimierung ihrer Lebens- und Überlebensaussichten zusammenschließen. Das ist die menschliche Natur, die sich im Laufe des Weltgeschehens mit der Entwicklung immer größerer Ressourcen und mächtigeren Akteuren verstärkt zu haben scheint. Die individuellen und kollektiven handlungssteuerenden Zentren scheinen vor dem möglichen Eintreten in eine universellere Phase sogar noch an Intensität zu gewinnen. Das Problem ist, dass die Akteure oder ihre Allianzen aber jeweils ihr Überleben auf Kosten der übrigen Akteure oder Allianzen sichern wollen. Das trifft auch an der Schwelle des dritten Jahrtausends trotz der offensichtlichen Nachteile für die menschliche Gesellschaft insgesamt häufig noch auf Konzerne, Staaten, Verbünde, Blöcke und Kulturen zu. Nun könnte man sagen, dass dies falsch ist und eine Fortschreibung des Jahrtausende alten typischen menschlichen Konfliktmusters bewirkt und im übrigen unveränderlich sei.

Andererseits könnte man argumentieren, dass das ein Erbe ist, das in dieser Form schädlich ist und auf das der Mensch dank seiner inneren Gestaltungskraft durchaus proaktiv korrigierenden Einfluss nehmen könnte, denn der Mensch hat die innere Freiheit, sich mit dem denkbar kleinsten gemeinsamen Nenner seiner geheimsten individuellen Wünsche zu identifizieren oder auch mit dem Größten, der die gesamte Menschheit einbindet. In beiden Fällen wird dadurch die äußere Welt entsprechend gestaltet.

In allen menschlichen Belangen sollte man daher das Werden in den inneren Welten als Vorläufer der Externalisierung derselben betrachten und den Gestaltungs- und Mitgestaltungsspielraum nutzen, um nicht das Nachsehen angesichts vollendeter Tatsachen in der Wirklichkeit zu haben, denn die äußere Gestalt der Dinge folgt der inneren Gestaltgebung häufig so unausweichlich wie der Tag der Nacht folgt. In einigen Zivilisationen hat man die Bestimmung durch das Schicksal oder das Nichttun walten und gestalten lassen. Das trifft auf Milliarden Menschen Asiens zu, insbesondere Indien und China, die erst dann einen Aufschwung erfahren haben, als sie nach jahrtausendelangem Dahintriften bewusst die Werte der christlichen Zivilisation mit seiner besonderen Gestaltung des Inneren und des Äußeren kopiert haben. Und in dem Maße, wie sie dies weiterhin tun und verfeinern, scheinen sie in der modernen Welt erfolgreich zu sein und sogar den Westen zu überflügeln.

Manche Technik- und Wissenschaftsgläubige sind gleich den Alchemisten früher Zeiten der Ansicht, dass die technisch-wissenschaftliche Zivilisation allein die Zukunft der Menschheit ebnen und planetar vereinheitlichend gestalten wird und vergessen dabei, dass andere gestaltende Kräfte im Inneren der Menschen und der Kulturen am Werk sind. Ignoriert man diese, so könnte deren Nichtbeachtung über kurz oder lang zum Erwachen in einer neuen, überraschenden Welt führen. Sollte sie positiv sein, um so besser, sollte sie aber negativ sein, so ist das Ergebnis der Unterlassung der Gestaltung mangels Unbewusstheit oder Unwillen zuzuschreiben.

Man weiß nicht genau, ob sich die Identifikation mit einem Zentrum im menschlichen Wesen, dem Ich, der Nation, der Gruppe, der Ideologie etc. neurophysiologisch basiert ist oder ob es gewissermaßen ein durch Verstärkung entstandener Pol im Gedächtnis und somit im Bewusstsein ist, zu dem alles Wahrgenommene in Beziehung gesetzt wird, das heißt positiv bewertet wird, wenn es konform mit den Werten dieses Zentrums ist und verworfen wird, wenn es den Werten diese Zentrums widerspricht. Je nachdem, wie stark die in diesen Polen wirkende Energie ist und entsprechend dem geistigen Status des Individuums oder der Gruppe wird die Reaktion ausfallen; das Spektrum der Reaktionen reicht von der analytischen Bewertung und rationalen Distanzierung bis hin zum fanatischen Exzess der Zerstörung dessen, was der eigenen Interessens- und Wertepolarisierung konträr erscheint.

Diese Polarisierungen können beim Menschen eine derartige Gestaltungsmacht des inneren und äußeren Menschen haben, dass ein Individuum oder eine Gemeinschaft ihr Leben für die Durchsetzung ihrer scheinbar irreversibel polarisierten Positionen opfert. Sie können oder wollen sich nicht von diesem Punkt bewegen und sterben lieber, als diese Position im Inneren aufzugeben. Dies beobachtet man bisweilen im ethischen Bereich, im ideologischen und im nationalen und kulturellen. Offenbar kann der Mensch in diesen Bereichen, die sehr stark identitätsbestimmend sind, was seine Überlebensfähigkeit konsolidieren soll, auch genau das Gegenteil auslösen. Wenn die Energie gewissermaßen an einem Bewusstseinspol koaguliert und das gesamte Bewusstsein beherrscht und somit eine starke Präsenz erzeugt, weil das gesamte Wesen auf einen geistigen Punkt reduziert ist, der widerspruchsfrei bleiben muss, um seine Kraft zu bewahren, kann es sich auch als eine „idee fixe“, eine monomanische Besessenheit ins Lebensverneinende verkehren, wenn der Widerspruch zu groß wird. Die Polarisierung des Bewusstseins und der Widerspruch liegen nun im Wettstreit und damit der Bewusstseinspol obsiegt, muss der Gegner oder das eigne Ich oder beide geopfert werden. Nur dann kann der Bewusstseinspol oder wie man es nennen möchte seinen Fortbestand sichern. Er hat sich zum kontrollierenden Element des Inneren verdichtet und verselbständigt und gestaltet somit die innere wie die äußere Welt des Individuums und seines Umfeldes.

Als geistiges Prinzip, das auf der Ebene des Bewusstseins auftritt, ist es von der Anzahl der Träger dieses Bewusstseins relativ unabhängig. Individuen und Massen können bei entsprechender Konditionierung einem derartigen Dämon, den sie selbst in die Welt gesetzt haben und der sie nun beherrscht, ausgeliefert sein. Handelt es ich um eine positive Innere Gestaltung, die den Menschen Segen bringt, befindet sich die innere Polarisierung im positiven Bereich. Handelt es sich um eine negative innere Polarisierung, die den Menschen Böses bringt, so handelt es sich um eine dämonische Kraft. Man könnte also sagen, dass der Mensch die Gestaltung von guten Geistern oder Dämonen in seinem Inneren bewirken kann, die analog sein Umfeld gestalten.

Der Mensch als Gestalter und Schöpfer hat die Freiheit und somit die Verantwortung seine gestaltende Schöpferkraft, die im Inneren beginnt und in der äußeren Welt reflektiert wird mit Unterscheidung einzusetzen. Das Kriterium für die Wertigkeit sind die Resultate, wie einem jeden einleuchtet, denn von einem guten Baum kommen gute Früchte, von einem schlechten kommen schlechte. Ebenso wird man die Menschen an ihren Früchten erkennen. Haben sie innen gute Saat gesät, so werden sie innen wie außen gute Früchte ernten, haben sie schlechte Saat gesät, so werden sie ebenfalls schlechte Früchte ernten und alle werden sie daran erkennen, denn es ist viel schwerer in die inneren Gestaltungsprozesse eines Menschen einzudringen und sie zu bewerten, als die Früchte zu beurteilen. Oft setzt sich das Gute erst allmählich nach Prüfungen durch, manchmal versucht das Böse die gute Saat zu verderben. Die Gestaltung der inneren Welt mit ihren Kämpfen spiegelt sich in der äußeren wieder. Hier ist die Unterscheidung gefragt, die eine zentrale ethische Dimension ist. Dies ist der Tenor der jahrtausendealten Schriften auf der die westliche Zivilisation gründet.

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Details

Titel
Die globale Allianz des dritten Millenniums
Untertitel
Ein Entwurf
Veranstaltung
Interkulturelles Management
Autor
Jahr
2010
Seiten
16
Katalognummer
V159854
ISBN (eBook)
9783640792184
ISBN (Buch)
9783640792429
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
interkulturelles Management, transkulturelles Management, Diversitätsmanagement
Arbeit zitieren
D.E.A./UNIV. PARIS I Gebhard Deissler (Autor:in), 2010, Die globale Allianz des dritten Millenniums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159854

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