Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1990 (Bonner Republik) wurde unter besonderen Voraussetzungen gestaltet und praktiziert. Durch die gesellschaftliche, militärische und politische Katastrophe des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland nur durch konsequente Westbindung und einer Politik des Friedens und der Vertrauensschaffung im internationalen System etabliert. Oberstes Ziel jeder Bundesregierung war es seither, eine friedliche Wiedervereinigung Deutschlands herbeizuführen.
Als am 3. Oktober 1990 die langersehnte Deutsche Einheit vollzogen war, wurde damit auch das in der Präambel des Grundgesetzes formulierte oberste Staatsziel erreicht. In Folge des Zusammenbruchs der Sowjetunion begann eine grundlegende Umstrukturierung des internationalen Systems. Die über 40 Jahre angehaltene Bipolarität löste sich auf und die deutsche Außenpolitik1 musste sich neu orientieren.
Mit der Rückgewinnung der vollständigen Souveränität mit den 2+4 Verträgen wurden anfangs der 1990er die Frage nach den Zielen einer neuen deutschen Außenpolitik gestellt. Diese ging auch mit einer Debatte über Kontinuität und Wandel der Außenpolitik einher, die bis heute andauert.
Die Kontinuitätsthese, die von einem weitgehend unveränderten außenpolitischen Rollenkonzept der Bundesrepublik ausgeht, wird von liberalistisch geprägten Wissenschaftlern vertreten. So sei durch die Politik des Vertrauens der Bonner Republik eine historisch und sozial gefestigte Vernetzung Deutschlands mit internationalen Institutionen entstanden, die durch Sozialisierungsprozesse internalisiert wurde. Deutsche Außenpolitik orientiere sich nach 1990 weniger an nationalen Interessen, als an supra- oder internationalen Institutionen und Systemen der kollektiven Sicherheit (EU, VN, NATO).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept der Zivilmacht
- Methode
- Quellenauswahl
- Empirische Analyse
- Souveränitätstransfer
- Lernprozesse, die die Kosten militärischer Macht in der Bevölkerung etabliert haben (Gewaltverzicht)
- Nationale Sicherheit ist eine Illusion
- Autonomie der Außenpolitik gibt es nicht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die deutsche Außenpolitik nach 1990 im Kontext des Zivilmachtskonzepts von Hanns W. Maull. Die Arbeit analysiert die Entwicklung der deutschen Außenpolitik nach der Wiedervereinigung und hinterfragt, inwieweit das Zivilmachtskonzept diese Entwicklung adäquat beschreibt.
- Die deutsche Außenpolitik nach 1990
- Das Zivilmachtskonzept von Hanns W. Maull
- Kontinuität und Wandel in der deutschen Außenpolitik
- Die Rolle der Zivilmacht in der internationalen Politik
- Souveränität und Autonomie in der deutschen Außenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der deutschen Außenpolitik nach 1990 ein und erläutert die besonderen Voraussetzungen, unter denen diese gestaltet wurde. Sie beleuchtet den Wandel des internationalen Systems nach dem Ende des Kalten Krieges und die Debatte über Kontinuität und Wandel in der deutschen Außenpolitik.
- Das Konzept der Zivilmacht: Dieses Kapitel stellt das Konzept der Zivilmacht von Hanns W. Maull vor. Es erläutert die Grundprinzipien des Konzepts und die Unterscheidung der deutschen Außenpolitik von der anderer Staaten. Es wird auf die Bedeutung von Institutionalisierung und Interdependenz sowie die Zivilisierung der internationalen Politik eingegangen.
- Methode: Dieses Kapitel beschreibt die Methode der Arbeit, die sich auf eine Vokabularanalyse der deutschen Außenpolitik nach 1990 konzentriert. Es wird erläutert, wie die relevanten Texte und Dokumente ausgewählt und analysiert wurden.
- Quellenauswahl: Dieses Kapitel stellt die wichtigsten Quellen für die Analyse vor, darunter politische Reden, Dokumente, Verträge und Fachliteratur.
- Empirische Analyse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Vokabularanalyse und analysiert die Verwendung von Begriffen und Konzepten im Kontext des Zivilmachtskonzepts.
- Souveränitätstransfer: Dieses Kapitel untersucht den Einfluss von internationalen Institutionen auf die deutsche Außenpolitik und die Frage des Souveränitätstransfers.
- Lernprozesse, die die Kosten militärischer Macht in der Bevölkerung etabliert haben (Gewaltverzicht): Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Gewaltverbots in der deutschen Außenpolitik und die Folgen der gesellschaftlichen Verinnerlichung des Gewaltverbots.
- Nationale Sicherheit ist eine Illusion: Dieses Kapitel thematisiert die Debatte über die nationale Sicherheit und ihre Relevanz in der heutigen Zeit.
- Autonomie der Außenpolitik gibt es nicht: Dieses Kapitel beleuchtet die enge Verflechtung von Innen- und Außenpolitik und diskutiert die Frage der Autonomie der Außenpolitik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die deutsche Außenpolitik nach 1990, das Zivilmachtskonzept von Hanns W. Maull, Kontinuität und Wandel in der deutschen Außenpolitik, die Rolle der Zivilmacht in der internationalen Politik, Souveränität und Autonomie in der deutschen Außenpolitik, Vokabularanalyse, internationale Institutionen, Gewaltverzicht, nationale Sicherheit, Innen- und Außenpolitik.
- Arbeit zitieren
- Christoph Blepp (Autor:in), 2009, Zivilmacht bis dass der Tod uns scheide?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159952