Die Kultivierungshypothese von George Gerbner et al.


Seminararbeit, 2003

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1 Vorwort

2 Einleitung

3 Die Veränderung des öffentlichen Bewusstseins durch spezifische Systeme von Medienbotschaften
3.1 Ein neuartiges und zweistufiges Verfahren – der „Cultural Indicators Approach“
3.2 Entwicklungsgeschichte der Forschungsreihen
3.3 Einfluss auf das Publikum durch gewalthaltige Fernsehprogramme
3.4 Kultivierungseffekte und das Kultivierungsdifferential

4 Die Kritik an Gerbners Forschungsreihen
4.1 Methodische Mängel an Gerbners Ansätzen – das Ende des Violence Profile
4.2 Parallelen zwischen Mainstreaming und den Visionen der Bestseller- autoren George Orwell und Aldous Huxley
4.3 Resonance – eine weitere Reaktion Gerbners auf die Kritik seiner Methoden und Ergebnisse der ersten Forschungsreihen

5 Kultivierung zweiter Ordnung – Kritik an Gerbners traditionellem Forschungsansatz
5.1 Spezifische TV-Genres kultivieren das Publikum intensiver als unspezifischer TV Konsum

6 Schluss

7 Quellen/Literaturverzeichnis:

1 Vorwort

Dear Mr. Gerbner

I am a German Journalism student from Munich in my first year at University. Now at the end of the first semester I have to write an essay with the topic - the cultivation-hypothesis, mainstreaming, resonance and studies around this topics. Actually I already started out with my work by reading all kinds of books like Schenk, Kunzcik, Burkhard and of course some of yours ones etc. Today I was doing some researches in the internet again when I found this site with your personal email on it. Well, come on I thought write him and ask him some questions about cultivation...it´s the best adress you can get information from. Now here I am and I hope to get a connection to you Mr. Gerbner.

My question to you now is, is it possible that you send me some infos about cultivation? Maybe something about the latest stuff about it? You have to know I already read a lot of texts about this topic...but I still hope to find more maybe something the humans even don´t know about it. Well, that would be great.
I also want to ask you if you could send some pictures of you or some pictures about the Annenberg School of Communications. If possible maybe some pictures of your scientific work, maybe from tests or something like that. Mr. Gerbner it would be a pleasure for me to get an answer from you even if you don´t have any time and just spend one minute on writing a line to me.

Hope to hear from you Mr. Gerbner. Best regards from Germany.

Nadja Wagner

2 Einleitung

„Vergleiche nun unsere Natur in bezug auf Bildung und Unbildung mit folgendem Erlebnis. Stelle Dir Menschen vor in einer unterirdischen, höhlenartigen Behausung; diese hat einen Zugang, der zum Tageslicht hinaufführt, so groß, wie die ganze Höhle. In dieser Höhle sind sie von Kind auf, gefesselt an Schenkeln und Nacken, so dass sie an Ort und Stelle bleiben und immer nur geradeaus schauen; ihrer Fesseln wegen können sie den Kopf nicht herumdrehen...“[1]

Um den Lesern seiner Studie „Die angsterregende Welt des Vielsehers“[2] den Kern seiner sogenannten Kultivierungshypothese zu veranschaulichen, greift George Gerbner, Dozent an der Annenberg School of Communications in Philadelphia, das Höhlengleichnis von Platon auf.

,,Man stelle sich einen Einsiedler vor, der in einer Höhle lebt und mit der Außenwelt lediglich über einen Fernsehapparat verbunden ist, welcher nur zur Hauptsendezeit funktioniert. Seine Kenntnisse von der Welt würden sich ausschließlich aus den Bildern und Fakten zusammensetzen, die er den im Fernsehen vorkommenden fiktiven Ereignissen, Personen, Objekten und Orten entnimmt."[3]

Vielseher, das sind Menschen, mit einem täglichen Fernsehkonsum von mehr als vier Stunden, neigen demnach eher zur Annahme der im Fernsehen widergespiegelten Realität, als Wenigseher, also diejenigen, die täglich weniger als zwei Stunden vor dem Bildschirm verbringen. Vielseher „kultivieren“ auf diese Weise ein sich erheblich unterscheidendes Weltbild, zu dem der Wenigseher. Nach Gerbner unterscheiden sich die Sichtweisen und Vorstellungen der Fernsehrealität in erheblichem Maße von denen der Wirklichkeit. Vielseher nehmen ihre Umwelt anders wahr als Wenigseher und werden vom Fernsehen kultiviert.

Anhand von empirischen Untersuchungen konnten Gerbners Aussagen bezüglich der oben beschriebenen Fernsehkultivierung bestätigt werden. Beispielsweise wurden Probanden mit spezifischen Fragen zu deren Weltsicht und allgemeinen Einstellungen konfrontiert. Es zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den Antworten der Probanden aus der TV Welt und denen aus der realen Welt. 1974 hatten 10 % aller Verbrechen in den USA einen violenten Charakter, in der Fernsehwelt waren es ca. 77%. Vielseher entschieden sich, im Gegensatz zu den Wenigsehern, eher für die Fernsehantwort, damit betrachtete die Forschungsgruppe um Gerbner den Einfluss des TV, also die oben genannte Kultivierungshypothese, als nachgewiesen.

Mit dem Oberbegriff „Kultivierung“ möchte ich in meiner Hausarbeit näher auf die wichtige Funktion des Fernsehens als integrierender Symbolproduzent eingehen und einen Überblick über den diesbezüglichen Teil der Forschungsarbeit George Gerbners verschaffen.

3 Die Veränderung des öffentlichen Bewusstseins durch spezifische Systeme von Medienbotschaften

3.1 Ein neuartiges und zweistufiges Verfahren – der „Cultural Indicators Approach“

Anstatt wie bisher empirische Untersuchungen auszurichten nach Fragen, die sich z.B. auf Kommunikationsvariablen und auf die dadurch entstehenden Veränderungen im individuellen Verhalten bezogen, entwickelten Gerbner et al. ein neues Forschungsverfahren, bestehend aus zwei Stufen – den „Cultural Indicators Approach“. Das Projekt bestand zum einen aus der „Institutional Process Analysis“, die sich mit der Auswahl, Produktion und Verbreitung der Medieninhalten befasste, außerdem aus den beiden zentralen Teilen der „Message System Analysis“ (Inhaltsanalyse), die sich mit dem Inhalt selber auseinandersetzte und aus der seit 1969 existierenden „Cultivation Analysis“ (Kultivierungsanalyse).

Im Rahmen der Message Analysis wurde die Fernsehrealität auf die dort vermittelten Botschaften untersucht. Diese Untersuchungen bezogen sich auf geographische, thematische, demographische und Aktionsstrukturen, außerdem auf räumliche und zeitliche Dimensionen wie z.B. in Bezug auf Persönlichkeit, Beruf und Schicksal der Probanden. Ab 1967 machte das Forschungsteam um Gerbner jährlich eine Stichprobe aller Programme, für die sie sich insgesamt eine Woche Zeit nahmen. Die Ergebnisse beschränkten sich auf die Erfassung des Gewaltinhalts der jeweiligen Kanäle und wurden u.a. in einem zunächst jährlichen „Violence Profil“[4] veröffentlicht. Aus der Message Analysis ergaben sich Themen und Fragestellungen, die dann im Rahmen der „Cultivation Analysis“ untersucht worden sind. Der zweite Schritt sollte dann die Frage beantworten, inwiefern sich die Vielseher, also die Rezipienten, die in dieser vermeintlichen Fernsehwelt lebten, beeinflussen ließen. Ziel der Mitte der siebziger Jahre begonnenen Kultivierungsanalyse war es:[5]

„To determine whether differences in the attitudes, beliefs and actions of light and heavy viewers, reflect differences in their viewing patterns and habits, independent of (or interaction with) the social, cultural, and personal factors that differentiate light and heavy viewers.”[6]

Ausgegangen wird dabei von der Annahme, dass Rezipienten, die einen höheren Fernsehkonsum vorwiesen, viel mehr das Weltbild der TV Realität in sich vereinten, als solche, die sich eher von der Droge des Wohnzimmers fernhielten und ihr Augenmerk auf die Printmedien richteten.

3.2 Entwicklungsgeschichte der Forschungsreihen

1967 begannen Gerbner und sein Forschungsteam, das aus mehreren Wissenschaftlern bestand, mit einer Untersuchung über Gewaltdarstellungen. Diese Forschungsreihe bezog sich auf das amerikanische Fernsehen und dessen negative Auswirkungen auf die US-Gesellschaft. Unterstützt wurde die Forschungsinitiative durch die amerikanische Gesundheitsbehörde, nachdem in der Öffentlichkeit die in den Medien dargestellte Gewalt für großes Aufsehen und Furore sorgte.

[...]


[1] Platon: Der Staat. 2. Auflage, 1998, (514a-515b)

[2] Gerbner, George et al.: Die „angsterregende“ Welt des Vielsehers, in: Fernsehen und Bildung, 1-3, 1981, S. 18

[3] vgl. Gerbner, George: Über die Ängstlichkeit von Vielsehern, in : Fernsehen und Bildung, 1-3, 1981, S.24f

[4] ausführlich in 1.2

[5] vgl. Kunczik & Zipfel: Die Kultivierungshypothese – empirische Untersuchungen, in: Publizistik. 2001.S.399

[6] Signorielli &Morgan: Cultivation Analysis, in : New Directions in Media Effects Research, 1990

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Kultivierungshypothese von George Gerbner et al.
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Geschwister-Scholl-Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
PSTheorien und Modelle der Massenkommunikation
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V16014
ISBN (eBook)
9783638209731
Dateigröße
578 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kultivierungshypothese, George, Gerbner, PSTheorien, Modelle, Massenkommunikation
Arbeit zitieren
Nadja Wagner (Autor:in), 2003, Die Kultivierungshypothese von George Gerbner et al., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16014

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