Carving. Vergleich mit der herkömmlichen Skitechnik


Seminararbeit, 2000

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1. Einführung
1.1 Der Begriff „Carving“
1.2 Grundsätzlicher Technikvergleich
1.3 Entwicklungsstationen
1.4 Beta-Technologie

2. Die neue Form
2.1 Unterschiede Ski – Carver
2.2 Bedeutung der Carver-Taillierung
2.3 Theoretische Versuche und Ergebnisse zum Carver
2.4 Radienverhältnisse Ski – Carver
2.5 Modellvielfalt innerhalb des Carverangebots

3. Technikvergleich
3.1 Bedeutung des Parallelen Grundschwingens
3.2 herkömmliche Skitechnik
3.3 Carvingtechnik
3.4 Tabellarischer Vergleich und Erläuterungen

4. Neuer Spass am Skifahren

„Weder der Begriff des Carvens, noch die stark taillierte Form der Ski noch die Technik des Schneidens sind neu“1.

1.1 Der Begriff „Carving“

Der Begriff „Carving“ leitet sich vom engl. „to carve“ ab, das soviel wie „schnitzen oder meißeln“ bedeutet, im Skisport aber als „schneiden“ übersetzt wird.

Bisher prägten die Snowboarder das Schneiden und bezeichneten mit Carving einen Schwung, der von Anfang bis Ende auf der Kante gefahren wird, d.h. geschnitten wird.

1.2 Grundsätzlicher Technikvergleich

So verringert ein guter Snowboarder vor einer Kurve seine Geschwindigkeit nur geringfügig und erfährt gerade in der Drehung durch die gleitende Fahrt auf der Boardkante einer weitere Beschleunigung. In der herkömmlichen Skifahrweise wird hingegen in der Kurve gerutscht, was eine bremsende statt beschleunigende Wirkung hat. Um den Ski drehfähig zu machen, muss er entlastet und so ins Rutschen gebracht werden. Eine Ausnahme stellen die Skirennläufer dar, die das totale Gleiten in der Kurve bereits verwirklicht haben.

Ziel des Carvens ist nun, auf jeder Könnensstufe den Rutschanteil zugunsten des Fahr- bzw. Gleitanteils zu reduzieren. Der Ski muss zu einer Verbesserung gesteuerter bzw. geschnittener Schwünge beitragen. Erreicht wird dies beim Carving-Ski nun in erster Linie durch seine starke Taillierung bedingt durch eine breite Schaufel sowie ein breites Ende und eine verhältnismäßig schmale Mitte, d.h. der Ski trägt schon eine Kurve in sich, die ihm mehr Eigendynamik verleiht. Je ausgeprägter die Taillierung des Skis umso mehr unterstützt sie auch das Kurvenverhalten und durch die gewonnene Eigendynamik die Aktivität des Skifahrers.

1.3 Entwicklungsstationen

Bereits vor etwa 100 Jahren wurden erste Überlegungen zu taillierten Ski und ihre „bogenablenkende Wirkung im gekanteten Zustand“2 gemacht. Als der „Ur-Carver“ wird der Telemarkski bezeichnet, der um 1896 in der norwegischen Region Telemarken entstanden ist und neben einer breiten Schaufel und einem breitem Ende eine verhältnismäßig schmale Mitte aufweist. „Um nach einem Aufsprung schneller zu stoppen, fährt man im Aufsprung mit einem Ausfallschritt auf dem vorgesetzten Ski zur Seite. Im Aufsprung mit beiden Ski dreht man (bei vorgenommenem anderen Ski) beide Ski gleichzeitig zur Seite.“3 So wird der Telemarkschwung beschrieben, dessen Technik, wie auch beim Carven, eine gleichzeitige Belastung der Ski im Schwung vorsieht und nicht ein ständiges Be- und Entlasten wie bei der herkömmlichen Skitechnik.

In den folgenden Jahrzehnten wird erforscht, inwiefern die Skitechnologie Einfluß auf die Skitechnik hat. Immer mehr fällt die Aufmerksamkeit auf taillierte Ski, deren Wirkung in der Kurvenlage, ihre Selbststeuerkräfte und die Möglichkeit des Schneidens. Als in den 80ger Jahren erste Fahrer im Parallel- und Riesenslalom auf taillierten Ski siegen, erkennen viele Skispezialisten, dass aufgrund der der neuen Form tatsächlich eine vorteilhaftere Schwungtechnik geboren worden ist. Auf dem Interskikongreß 1991 wird festgestellt, was die zukünftige Technik beeinflusst: „Alles, was bisher im Schwung geschah, muß vor dem Schwung passieren!“4.

Ab diesem Jahr geht die Entwicklung rasant voran, 1994 bekommen Riesenslalomski (RS-Ski) eine stärkere Taillierung als SL-Ski, die ab 1996 sogar in den Carving-Bereich reicht, Carving wird in den Medien vorgestellt und ausnahmslos alle Hersteller bieten nun auch Carving-Ski an, die inzwischen zu den Standartski avanciert sind.

1.4 Beta-Technologie

Doch neben der Innovation des taillierten Skis bringen zwei Erfinder aus dem Odenwald, Uwe Emig, Sporthausbetreiber und Markus Gramlich, Student der Kunststofftechnik völlig neue, revolutionierende Impulse in den Skibau. Statt, wie bislang Ski als Kastenkonstruktionen aufzubauen, entwickeln sie eine völlig neue Röhrenkozeption auf der Grundlage von Carbonfasern. Die beiden, durch den gesamten Ski laufenden Röhren kann man sehen und fühlen. Durch ihre Anordnung entsteht das Profil eines liegenden Beta (ß), was dem Ski und der Beta -ß- Technologie ihren Namen gab. „Die Röhren bilden über die gesamte Skilänge zwei Kammern, die für eine proportionale Druck- und Kraftverteilung auf Lauffläche und Kanten sorgen. Neben einem wirkungsvollen Kantengriff resultiert hieraus auch extreme Laufruhe und ein ausgewogenes Steuerverhalten. Ausgleichselemente in den Kammern nehmen Schläge und Stöße auf und absorbieren sie“5.

Ein weiterer Vorteil der neuartigen Konstruktion ist die Stabilität, die Torsionssteifigkeit und das geringe Gewicht, das es ermöglicht, sehr leicht und schnell umzukanten.“

Die Lizenz verkauften die beiden damals an den österreichischen Ski-Hersteller ATOMIC dessen Palette der „ATOMIC-BETA CARV/X“-Carver zu den derzeit besten Carvingski im Fun- und Racebereich zählen. Inzwischen haben weitere Ski-Hersteller wie Blizzard etwas kantigere Versionen des Röhrenprinzips auf den Markt gebracht, doch die Grundidee mit seinen positiven Auswirkungen bleibt dieselbe.

Der Skilehrplan Carven (1999) fasst auf S. 5 zusammen, dass der Carvingski eine höchst erfreuliche Weiterentwicklung ist, auf die sich das Um- od. Einzusteigen lohnt, da mit ihm vieles beim Skifahren einfacher geht, manch Neues ermöglicht wird und der Carvingski die bunte Palette der Skiangebote noch erweitert.

Walter Kuchler spricht in seinem Buch „Carving- neuer Spaß am Skifahren“ (1997) auf S. 8 sogar von einer Revolution der Skitechnik, da nicht wie bisher von den motorischen Bewegungstechniken her gedacht wird, sondern vom Ski. Der Carving-Ski wird nun nicht mehr als das zu zähmende und zu dominierende Objekt angesehen, sondern als Partner, der dem Fahrer zu neuer Präzision und einem völlig neuen Skigefühl verhilft.

2.Die neue Form

Einer Kurve von Anfang bis Ende schneiden zu können, war bislang nur ein Traum für Skifahrer. Dass diese Möglichkeit aber durch den Carving-Ski gegeben ist, basiert allein auf der neuen Technologie des Skis, die ihm sein prägnantes Aussehen verleiht.

2.1 Unterschiede Ski - Carver

Die Kanten des klassischen, sportlichen Skis stehen fast parallel zueinander, d.h. die Schaufel hat ca. eine Breite von 90mm und dazu weicht das Ende mit einer Breite von etwa 80mm nur gering ab. Ski für den Allroundbereich sind an beiden Stellen sogar noch etwas schmäler.

Davon hebt sich nun optisch klar der Carving-Ski mit seiner, je nach Modell und Zweck, unterschiedlich ausgeprägten Taillierung ab. Die Taillierung eines Skis wird bestimmt durch die Differenz der Skibreite an der Schaufel, der Skimitte und dem Skiende. So variiert die Breite der Schaufel des Carver-Skis etwa zwischen 95 und 100mm und die des Skiendes zwischen 90 und bei extremen Modellen sogar bis zu 110mm. Die Skimitte hingegen ist nur etwa 60-70mm breit.

[...]


1 Ski-Lehrplan Carven, 19992, S.59

2 ebd.

3 Kuchler W., „Carving - neuer Spass am Skifahren“, rororo 1997, S. 135

4 ebd, S. 140

5 www.emig-schuhe-mode-sport.de, 21.01.2000

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Carving. Vergleich mit der herkömmlichen Skitechnik
Hochschule
Technische Universität München  (Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Bewegungslehreseminar
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
15
Katalognummer
V16018
ISBN (eBook)
9783638209762
ISBN (Buch)
9783638758413
Dateigröße
429 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Carving, Vergleich, Skitechnik, Bewegungslehreseminar
Arbeit zitieren
Bernadette Wonner (Autor:in), 2000, Carving. Vergleich mit der herkömmlichen Skitechnik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16018

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Carving. Vergleich mit der herkömmlichen Skitechnik



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden