Der voyeuristische Blick ist in Alfred Hitchcocks „Rear Window“ von 1954 ein bis ins Detail ausgearbeitetes Thema. Es handelt sich um einen beobachtenden Blick, wobei der Beobachtende selbst ungesehen bleibt. Er sieht genau hin, denn das Beobachten bringt dem Voyeur um so mehr Befriedung, wenn er Details eines Geschehens erkennen kann, das seine Neugier geweckt hat.
Diese Arbeit untersucht, wodurch Hitchcock eine Kopplung der Zuschauer an den Blick der Kamera erreicht. Dieser zunächst banale Ansatz erhält
dadurch besondere Bedeutung, dass die Koppelung des Zuschauers an den Film „Rear Window“ nicht passiv erfolgt, sondern in einer Einführungssequenz aktiv vorgenommen wird. Um diese aktive Koppelung herausstellen zu können müssen Dispositive untersucht werden, besonders das Kinodispositiv nach Baudry, da sie ein wirkungsästhetisches Grundverhältnis bestimmen, das die Zuschauer zum Film selbst haben. Durch die Überprüfung des Kinodispositivs soll schließlich überlegt werden, inwieweit in dieser apparativen Anordnung eine Voraussetzung für die Koppelung des Blickes und im Weiteren eine Hintereinanderschaltung von Blicken und Anordnungen im Film „Rear Window“ liegen.
Die Koppelung und die Verarbeitung von apparatvien Anordnungen bieten in Verbindung gebracht eine Basis, anhand derer ‚Ohnmachtsanfälle‘ erarbeitet werden können, die beim Beobachtenden, in seiner jeweiligen Position innerhalb oder außerhalb von "Rear Window", ausgelöst werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Beobachtungen: Wir alle sind Voyeure
- 2. Einteilung in Ebenen der Beobachtersituation
- 3. Position des Blicks und Koppelung
- 3.1 Erste einführende Teilsequenz: ein räumlicher Überblick
- 3.2 Zweite einführende Teilsequenz: vom schweifenden Blick zum Hinsehen
- 3.3 Dritte einführende Teilsequenz: vom Hinsehen zum Beobachten
- 4. Das Kinodispositiv als Voraussetzung für die Koppelung des Blickes
- 5. Dispositive in „Rear Window“.
- 5.1 Das Kinodispositiv.
- 5.2 Das Fernsehdispositiv
- 5.3 Die Grenzen des Fernsehdispositivs
- 6. Die Koppelung des Blickes - „Ohnmachtsanfälle“.
- 6.1 Die Ohnmacht des Voyeurs
- 6.2 Die mittelbare Ohnmacht des Voyeurs
- 6.3 Die Ohnmacht des Zuschauers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, wie Alfred Hitchcock in seinem Film „Rear Window“ die Kopplung des Zuschauers an den voyeuristischen Blick der Kamera erreicht. Dabei wird insbesondere die Rolle des Kinodispositivs und die Einbettung weiterer Dispositionen im Film selbst analysiert.
- Der voyeuristische Blick als zentrales Thema in „Rear Window“
- Die Konstruktion von Beobachtersituationen und die Kopplung des Blicks
- Die Rolle des Kinodispositivs und seine Bedeutung für die aktive Koppelung des Zuschauers
- Die Übertragung von Dispositiven wie dem Fernsehdispositiv auf die Anordnungen im Film
- Die Entstehung von „Ohnmachtsanfällen“ beim Beobachter
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den voyeuristischen Blick als zentrales Thema in „Rear Window“ und stellt die Hauptfigur Jeffries als Voyeur vor. Das zweite Kapitel führt eine Einteilung in Ebenen der Beobachtersituation ein, die die Anordnung von Jeffries zu den Fenstern und des Zuschauers im Kino beschreibt. Im dritten Kapitel werden verschiedene Sequenzen aus dem Film analysiert, um die Entwicklung des Blicks von der ersten Begegnung mit der Umgebung bis hin zum Beobachten zu beleuchten. Kapitel 4 behandelt das Kinodispositiv als Voraussetzung für die Koppelung des Blicks und setzt diese in Verbindung mit der aktiven Koppelung des Zuschauers. Das fünfte Kapitel untersucht, wie das Kinodispositiv und das Fernsehdispositiv im Film „Rear Window“ zum Einsatz kommen. Im sechsten Kapitel werden die „Ohnmachtsanfälle“ des Voyeurs und des Zuschauers analysiert, die durch die Koppelung des Blicks entstehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Voyeurismus, Kinodispositiv, Fernsehdispositiv, Beobachtersituation, Blickkoppelung und „Ohnmachtsanfälle“. Die Analyse des Films „Rear Window“ von Alfred Hitchcock dient als Grundlage für die Untersuchung dieser Konzepte.
- Arbeit zitieren
- Martin Lengdobler (Autor:in), 2010, "Look, Look!" - Koppelungen des Blickes in Alfred Hitchcocks "Rear Window", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160317