Die vorliegende Arbeit analysiert die Darstellung von Gewalt gegen Frauen in drei literarischen Werken unterschiedlicher Epochen (Aischylos’ Orestie, das Nibelungenlied sowie Lessings Emilia Galotti) unter dem Aspekt struktureller, patriarchaler Machtverhältnisse. Im Fokus steht die Frage, inwieweit literarische Darstellungen geschlechtsspezifischer Gewalt mit dem heutigen gesellschaftlichen Diskurs über Femizid verknüpft werden können.
Auf Grundlage intertextueller Analysen und mit Rückgriff auf feministische, rechtswissenschaftliche und ethische Theorien wird untersucht, wie Gewalt gegen weibliche Figuren ästhetisch inszeniert und historisch eingebettet ist. Neben der Frage nach Täter-Opfer-Zuschreibungen und moralischer Legitimation von Gewalt behandelt die Arbeit die Funktion von Träumen als narrative Vorboten gewalttätiger Eskalationen.
Die Arbeit leistet einen interdisziplinären Beitrag zur Literaturwissenschaft, Genderforschung und Ethik, indem sie literarische Gewaltakte im Hinblick auf ihre strukturellen Bedingungen analysiert und mit dem Begriff des Femizids kontextualisiert. Ziel ist es, die literarische Verarbeitung geschlechtsspezifischer Gewalt nicht nur textimmanent, sondern als Spiegel und Mitgestalter gesellschaftlicher Diskurse zu begreifen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Orestie
- 2.1 Literarhistorischer Kontext der Entstehung des Werkes
- 2.2 Zur Tötung Klytaimestras: Gründe und werkästhetische Motive
- 2.2.1 Kausalzusammenhang zwischen Verfehlung und Strafe
- 2.2.2 Zur Rechtslage von Frauen im antiken Athen
- 2.2.3 Das Motiv des Drachentraums
- 2.2.4 Männlichkeitskonzepte in der Antike
- 2.3 Die Gerichtsverhandlung Orests
- 3. Das Nibelungenlied
- 3.1 Zur Korrelation von Gender und Gewalt im Mittelalter
- 3.2 Die verschiedenen Fassungen des Nibelungenliedes
- 3.3 Zur Tötung Kriemhilds: Gründe und werkästhetische Motive
- 3.3.1 Das Motiv der triuwe
- 3.3.2 Die Motivik der Träume
- 3.3.3 Genderkonzepte im Mittelalter
- 4. Emilia Galotti
- 4.1 Der Virginia-Stoff im Kontext der Empfindsamkeit
- 4.2 Zur Tötung Emilias: Gründe und werkästhetische Motive
- 4.2.1 Zur Rechtslage von Frauen im 18. Jahrhundert
- 4.2.2 Das Motiv des Perlentraums
- 4.2.3 Das Scheitern inkompetenter Autoritätsfiguren: Genderaspekte im Werk
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Darstellung von Gender und Gewalt in drei literarischen Werken verschiedener Epochen: der Orestie des Aischylos, dem Nibelungenlied und Emilia Galotti von Lessing. Ziel ist es, die (patriarchalen) Machtstrukturen und -verhältnisse in diesen Texten mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen über strukturelle Gewalt, inklusive des Begriffs Femizid, in Verbindung zu setzen. Die Arbeit analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Gender und Gewalt und untersucht die moralische Rechtfertigung von Gewalt im Kontext der jeweiligen historischen Epochen.
- Darstellung von Gewalt gegen Frauen in der Literatur
- Analyse patriarchaler Machtstrukturen in unterschiedlichen historischen Kontexten
- Verbindung literarischer und gesellschaftlicher Diskurse über Gewalt
- Untersuchung der moralischen Rechtfertigung von Gewalt in den ausgewählten Werken
- Analyse von Genderkonzepten und ihrer Beziehung zur Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die erschreckende Realität von Gewalt gegen Frauen in Deutschland vor, basierend auf aktuellen Kriminalitätsstatistiken. Sie führt die hohe Anzahl an Femiziden an und betont das Fehlen einer einheitlichen Definition für Femizid. Der Fokus liegt auf der strukturellen Natur dieses Problems und der Notwendigkeit, es als gesamtgesellschaftliches Problem zu betrachten. Die Arbeit untersucht, wie patriarchale Machtstrukturen und -verhältnisse im literarischen Diskurs mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen über strukturelle Gewalt in Verbindung gebracht werden können, indem sie drei Werke unterschiedlicher Epochen analysiert.
2. Die Orestie: Dieses Kapitel analysiert Aischylos' Orestie, untersucht den literarhistorischen Kontext ihrer Entstehung und beleuchtet die Tötung Klytaimestras. Es erörtert den Kausalzusammenhang zwischen Verfehlung und Strafe, die Rechtslage von Frauen im antiken Athen, das Motiv des Drachentraums und die vorherrschenden Männlichkeitskonzepte der Antike. Schließlich wird die Gerichtsverhandlung Orests im Hinblick auf die dargestellten Machtverhältnisse und die Rechtfertigung der Gewalt untersucht.
3. Das Nibelungenlied: Das Kapitel befasst sich mit dem Nibelungenlied und untersucht die Korrelation von Gender und Gewalt im Mittelalter. Es beleuchtet die verschiedenen Fassungen des Epos und analysiert die Tötung Kriemhilds, wobei Motive wie die Triuwe, die Motivik der Träume und die Genderkonzepte des Mittelalters im Detail betrachtet werden. Die Analyse fokussiert darauf, wie das Werk die Geschlechterverhältnisse und die damit verbundene Gewalt widerspiegelt.
4. Emilia Galotti: Dieses Kapitel widmet sich Lessings Emilia Galotti. Es untersucht den Virginia-Stoff im Kontext der Empfindsamkeit und analysiert die Tötung Emilias. Die Rechtslage von Frauen im 18. Jahrhundert, das Motiv des Perlentraums und das Scheitern inkompetenter Autoritätsfiguren mit Genderaspekten werden eingehend untersucht. Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung von Macht und Gewalt in dieser spezifischen historischen und literarischen Umgebung.
Schlüsselwörter
Femizid, Gender, Gewalt, Patriarchat, Literatur, Orestie, Nibelungenlied, Emilia Galotti, Machtstrukturen, historische Kontexte, feministische Theorie, Gender Studies, moralische Rechtfertigung, strukturelle Gewalt, Intertextualität.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieser Masterarbeit?
Diese Masterarbeit untersucht die Darstellung von Gender und Gewalt in drei literarischen Werken verschiedener Epochen: der Orestie des Aischylos, dem Nibelungenlied und Emilia Galotti von Lessing. Ziel ist es, die (patriarchalen) Machtstrukturen und -verhältnisse in diesen Texten mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen über strukturelle Gewalt, inklusive des Begriffs Femizid, in Verbindung zu setzen.
Welche Ziele verfolgt die Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung von Gender und Gewalt und untersucht die moralische Rechtfertigung von Gewalt im Kontext der jeweiligen historischen Epochen.
- Darstellung von Gewalt gegen Frauen in der Literatur
- Analyse patriarchaler Machtstrukturen in unterschiedlichen historischen Kontexten
- Verbindung literarischer und gesellschaftlicher Diskurse über Gewalt
- Untersuchung der moralischen Rechtfertigung von Gewalt in den ausgewählten Werken
- Analyse von Genderkonzepten und ihrer Beziehung zur Gewalt
Was ist die Hauptaussage der Einleitung (Kapitel 1)?
Die Einleitung stellt die erschreckende Realität von Gewalt gegen Frauen in Deutschland vor, basierend auf aktuellen Kriminalitätsstatistiken und betont das Fehlen einer einheitlichen Definition für Femizid. Der Fokus liegt auf der strukturellen Natur dieses Problems.
Was wird in Kapitel 2 (Die Orestie) analysiert?
Dieses Kapitel analysiert Aischylos' Orestie, untersucht den literarhistorischen Kontext ihrer Entstehung und beleuchtet die Tötung Klytaimestras. Es erörtert den Kausalzusammenhang zwischen Verfehlung und Strafe, die Rechtslage von Frauen im antiken Athen, das Motiv des Drachentraums und die vorherrschenden Männlichkeitskonzepte der Antike. Schließlich wird die Gerichtsverhandlung Orests untersucht.
Was ist der Schwerpunkt von Kapitel 3 (Das Nibelungenlied)?
Das Kapitel befasst sich mit dem Nibelungenlied und untersucht die Korrelation von Gender und Gewalt im Mittelalter. Es beleuchtet die verschiedenen Fassungen des Epos und analysiert die Tötung Kriemhilds, wobei Motive wie die Triuwe, die Motivik der Träume und die Genderkonzepte des Mittelalters im Detail betrachtet werden.
Was wird in Kapitel 4 (Emilia Galotti) behandelt?
Dieses Kapitel widmet sich Lessings Emilia Galotti. Es untersucht den Virginia-Stoff im Kontext der Empfindsamkeit und analysiert die Tötung Emilias. Die Rechtslage von Frauen im 18. Jahrhundert, das Motiv des Perlentraums und das Scheitern inkompetenter Autoritätsfiguren mit Genderaspekten werden eingehend untersucht.
Welche Schlüsselwörter sind für diese Arbeit relevant?
Femizid, Gender, Gewalt, Patriarchat, Literatur, Orestie, Nibelungenlied, Emilia Galotti, Machtstrukturen, historische Kontexte, feministische Theorie, Gender Studies, moralische Rechtfertigung, strukturelle Gewalt, Intertextualität.
Was sind die untersuchten Werke?
Die untersuchten Werke sind: die Orestie des Aischylos, das Nibelungenlied, und Emilia Galotti von Lessing.
Was ist das Ziel der Analyse der Werke?
Das Ziel ist es, die (patriarchalen) Machtstrukturen und -verhältnisse in diesen Texten mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen über strukturelle Gewalt, inklusive des Begriffs Femizid, in Verbindung zu setzen.
- Quote paper
- Janina Vogelgesang (Author), 2025, Femizid, Macht und literarische Gewalt. Genderstrukturen in „Orestie“, „Nibelungenlied“ und „Emilia Galotti“ im Spiegel aktueller Diskurse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1604247