Es zeigt sich, dass die Welfen eine bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte des hohen Mittelalters einnehmen und diese zugleich auch entscheidend mitgestalten. Aufgrund dieser Bedeutung der Welfen für die Geschichtswissenschaft entschied ich mich nach dem eingehenden Studium der Literatur für dieses Thema. Die umfangreiche Literaturlage sowie der Fakt, mit der ältesten Familienchronik des Mittelalters zu arbeiten, beeinflussten mich darüber hinaus, den Hof der welfischen Adelsgesellschaft näher zu betrachten. Ein letzter Beweggrund für meine Themenwahl ist der Bezug zu Sachsen, da die Welfen sich keinesfalls ausschließlich in Bayern oder im Bodenseeraum verorten lassen, sondern zu einem Großteil auch in Sachsen. So lassen sich die bayerischen Aufenthalte „von Heinrich dem Löwen während seiner Herzogsherrschaft zwischen 1156 und 1180 gerade Mal in neun Fällen nachweisen.“ Zunächst mag man glauben, dass es nur wenige Belege in der Geschichtswissenschaft für die Aufenthalte Heinrichs des Löwen in Bayern gibt, da viele Historiker immer wieder diese neun Aufenthalte beschreiben, so auch Ferdinand Kramer: „Herzog Heinrich der Löwe hielt sich […] nur neunmal, insgesamt kaum zwei Jahre dort auf, um die ansehnlichen Kompetenzen […] wahrzunehmen.“ Demgegenüber stehen allerdings hunderte Belege für Aufenthalte des Fürsten in Sachsen, sodass man eine deutliche Präferenz Heinrichs des Löwen ableiten kann. Dadurch wird ebenso deutlich, dass der Welfenhof im Bodenseeraum zum Scheitern verurteilt war, was letztlich auch durch die „ökonomischen Potentiale einer politischen Neuorientierung in den Nordosten“ bedingt war. Schlussendlich lässt sich konstatieren, dass die Welfen eine interessante Grundlage für eine nähere Auseinandersetzung bieten. Um das Thema näher einzugrenzen, entscheide ich mich bewusst für die Diskrepanz in der Erbfolge im Jahre 1179. Hier soll festgestellt werden, welche Beweggründe Welf VI. hatte, seinem Neffen, Heinrich dem Löwen, die italienischen Besitzungen vorzuenthalten und jene an Kaiser Friedrich Barbarossa zu geben, welcher nach kognatischer Linie ebenfalls ein Neffe Welfs VI. war.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Forschungsdiskussion
- Äußere Quellenbeschreibung der Historia Welforum
- Ein Überblick zur Historia Welforum
- Der Verfasser
- Die Entstehungszeit
- Innere Quellenbeschreibung
- Die Beschreibung des Hofes von Heinrich dem Löwen
- 3 Thesen zur Erklärung des Übergehens Heinrichs des Löwen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Gründe, warum Heinrich der Löwe im Erbvertrag von 1179 von Welf VI. übergangen wurde. Sie analysiert die „Historia Welforum“, die älteste bekannte Familienchronik des Mittelalters, um die Hintergründe dieses Erbfolgewiderrufs zu beleuchten.
- Die Rolle des Welfenhofes in der politischen und familiären Ordnung des Mittelalters
- Die „Historia Welforum“ als Quelle für die Rekonstruktion des welfischen Selbstverständnisses
- Die Bedeutung des Erbfolgewiderrufs von 1179 für die Geschichte der Welfen und die Machtverhältnisse im Heiligen Römischen Reich
- Die Analyse von Quellenmaterial und Forschungsliteratur zur Geschichte der Welfen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die Bedeutung der Welfen für die Geschichte des hohen Mittelalters dar und führt in das Thema der Seminararbeit ein.
- Die Forschungsdiskussion analysiert die bestehende Forschungslage zur Geschichte der Welfen und identifiziert Herausforderungen bei der Erforschung des Themas.
- Die äußere Quellenbeschreibung der „Historia Welforum“ befasst sich mit der Entstehung und den Umständen der Familienchronik.
- Die innere Quellenbeschreibung untersucht die Darstellung des Hofes von Heinrich dem Löwen in der „Historia Welforum“ und präsentiert verschiedene Thesen zur Erklärung des Erbfolgewiderrufs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Welfen, der „Historia Welforum“, Heinrich dem Löwen, Welf VI., dem Erbvertrag von 1179, dem Hofleben im hohen Mittelalter, der mittelalterlichen Adelsgesellschaft und der Familienchronistik.
- Quote paper
- Stefan Gnehrich (Author), 2010, Der hochmittelalterliche Fürstenhof, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160539