Umweltbewegte Kritiker werfen Marx heute vor, er hätte „keinen Sinn für Ökologie“ bzw. eine „unkritische Haltung zur industriellen Zivilisation, insbesondere hinsichtlich ihrer zerstörerischen Beziehung zur Umwelt“ gehabt, einige gehen sogar soweit, ihn des unreflektierten Materialismus‘ bzw. des Produktivismus‘ zu „bezichtigen“ .Was ist an diesen Vorwürfen gerechtfertigt? „War Marx ein Produktivfetischist oder hat er die ökologischen Probleme schon mitbedacht?“ (Müller: Marx in Zukunft) Gibt es gar den ‚ökologischen Marx‘? Für diese Arbeit habe ich mich neben weiteren, z.T. essayistischen Quellen besonders auf Hilmar Westholms Veröffentlichung (‚Stoffwechsel des Menschen mit der Natur‘) gestützt und bin seinen Ausführungen weitestgehend gefolgt. Da Marx selbst „nie eine systematische Theorie der Natur entworfen hat“ (Westholm: 69), waren die Sekundärquellen vor allem notwendig, um einen Überblick über diejenigen Texte bzw. Textstellen des Marxschen Gesamtwerkes zu erhalten, die sich auf Natur bzw. das Naturverhältnis beziehen. Interessanterweise widersprechen sich die Autoren zum Teil hinsichtlich der jeweiligen Rezeption einzelner Textstellen. Was dem einen als Beispiel für Marx‘ Kritik am Kapitalismus bzw. der entfremdenden kapitalistischen Produktion dient, gilt dem anderen hingegen als Beleg für dessen „allzu unkritische Bewunderung [...] für die ‚zivilisatorische‘ Mission der kapitalistischen Produktion und ihre brutale Instrumentalisierung der Natur“.
In dieser Arbeit soll dennoch versucht werden, anhand entscheidender Begriffe (wie Natur, Stoffwechsel, Arbeit, Entfremdung) die wichtigsten Aspekte herauszuarbeiten, die die Frage nach dem ‚ökologischen‘ Marx klären helfen sollen; der Schwerpunkt liegt hierbei auf Zitaten aus den ökonomischen Schriften - angefangen bei den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten, den Grundrissen zur Kritik der politischen Ökonomie bis hin zum Kapital. Insbesondere die Ökonomisch-philosophischen Manuskripte erwiesen sich dahingehend als wahre Fundgrube.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Das Verhältnis von Mensch und Natur
- 2.1. Zum Marxschen Naturbegriff
- 2.2. Natur und Arbeit - Praxis und Entfremdung
- 2.3. Die Ausbeutung von Mensch und Natur
- 3. Auswege
- 4. Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Frage, ob Karl Marx, trotz seiner Fokussierung auf die ökonomischen Verhältnisse, bereits die ökologischen Probleme des Kapitalismus bedacht hat. Die Analyse konzentriert sich auf den Marxschen Naturbegriff und die Beziehung von Mensch und Natur im Kontext der kapitalistischen Produktion.
- Das Verhältnis von Mensch und Natur im Marx'schen Denken
- Die Rolle von Arbeit und Entfremdung in der Gestaltung des Naturverhältnisses
- Die Kritik am Kapitalismus als System der Ausbeutung von Mensch und Natur
- Die Suche nach Auswegen aus der ökologischen Krise
- Die Relevanz des „ökologischen Marx“ für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die Kritik an Marx hinsichtlich seiner angeblichen Unkenntnis oder Vernachlässigung von ökologischen Problematiken. Das zweite Kapitel untersucht das Verhältnis von Mensch und Natur aus der Perspektive von Marx, wobei der Fokus auf seinem Naturbegriff, der Rolle von Arbeit und Entfremdung sowie der Ausbeutung von Mensch und Natur im Kapitalismus liegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Konzepten wie Natur, Stoffwechsel, Arbeit, Entfremdung und Ausbeutung im Kontext der Marxschen Analyse des Kapitalismus. Sie beleuchtet die Kritik an Marx' vermeintlichem Unverständnis für ökologische Probleme und untersucht, inwieweit sich in seinem Werk Ansätze für eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung finden lassen.
- Arbeit zitieren
- Anna Fehmel (Autor:in), 2003, Der 'ökologische' Marx - Zum Marxschen Naturbegriff, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16054