„Es wird so voller Scharteken von meiner Person in der Welt herum fliegen, daß man zuletzt nicht wissen wird, wer ich gewesen“1 (Oppenheimer) Mit diesen
Worten stellt Oppenheimer selbst die Fragestellung dieser Hausarbeit und beschreibt zugleich das wesentliche Problem, welches mit dieser verbunden ist. Der Versuch, die historische Person des „Jud Süß“ greifbar zu machen, ist verbunden mit einer Suche nach einer Person, die es so, wie sie über 250 Jahre lang dargestellt wurde, gar nicht gab. Erst in der jüngsten Forschung wird sich dem Phänomen „Jud Süß“ angenähert. Der wohl bekannteste Jude der Geschichte ist faktisch dennoch völlig unbekannt. Hingerichtet ohne jegliche rechtliche und moralische Grundlage im wohl Aufsehen erregendsten Schauprozess des 18. Jahrhunderts in Stuttgart, stirbt Oppenheimer als Justizopfer. Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit der Person Joseph Oppenheimers. Es soll geklärt werden, wer Oppenheimer war und zu was er in der Literatur und den Medien und vor allem durch die nationalsozialistische Propaganda zu welchen Zwecken gemacht wurde. In Kapitel 2 soll der Versuch einer Biographie erfolgen, indem die wenigen gesicherten Daten zu seiner Person erläutert werden. Der weiteren Arbeit wird in Kapitel 3 die Quellenlage und Rezeptionsgeschichte vorangestellt, da eine Beschäftigung mit diesem Thema ohne kritische Begutachtung der Sekundärliteratur nicht funktionieren kann und die zahlreichen Schriften um und über Oppenheimer zum Gegenstand der Problematik, nämlich der Verzerrung seiner Person, gehören. Es muss voran geklärt werden, welche Informationen objektiv und für die Fragestellung verwertbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Versuch einer Biografie
- Rezeptionsgeschichte
- Der Propagandafilm „Jud Süß“
- Versuch einer Aufklärung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die historische Person Joseph Süß Oppenheimer, bekannt als „Jud Süß“, und die Verzerrung seines Bildes in der Literatur und den Medien, insbesondere durch nationalsozialistische Propaganda. Ziel ist es, Oppenheimer als historische Persönlichkeit zu rekonstruieren und aufzuzeigen, wie er zu dem Stereotyp des hinterlistigen Juden stilisiert wurde.
- Rekonstruktion der Biografie Joseph Oppenheimers anhand gesicherter Quellen.
- Analyse der Rezeptionsgeschichte und der Verzerrung seines Bildes im Laufe der Zeit.
- Untersuchung des Propagandafilms „Jud Süß“ von Veit Harlan als Beispiel antisemitischer Instrumentalisierung.
- Bewertung aktueller Forschungsansätze zur Aufklärung der historischen Wahrheit über Oppenheimer.
- Bewertung des heutigen Stellenwertes Oppenheimers in der Geschichte der Juden.
Zusammenfassung der Kapitel
Problemstellung: Die Arbeit stellt die zentrale Frage nach der historischen Person Joseph Süß Oppenheimer und den Schwierigkeiten, diese von den über 250 Jahre lang verbreiteten verzerrten Darstellungen zu trennen. Sie kündigt den Versuch an, Oppenheimers Leben zu rekonstruieren und die Instrumentalisierung seiner Figur für antisemitische Propaganda zu analysieren.
Versuch einer Biografie: Dieses Kapitel skizziert die wenigen gesicherten Fakten aus dem Leben Joseph Oppenheimers: seine Herkunft, seine Ausbildung, seine Karriere als Finanzier und seine Beziehungen zu adligen und fürstlichen Häusern. Es zeigt seinen Aufstieg als Finanzrat und seine Rolle bei der Sanierung des Staatshaushaltes, bevor er im Zuge von Intrigen und nach dem Tod seines Schutzpatrons verraten und hingerichtet wurde. Der Fokus liegt auf der Schwierigkeit, ein zuverlässiges Bild aufgrund der spärlichen Quellenlage zu erstellen.
Rezeptionsgeschichte: Der Abschnitt behandelt die Quellenlage und die Darstellung Oppenheimers in der Literatur und den Medien. Er betont die kritische Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur als unabdingbar und analysiert, wie die Ereignisse um Oppenheimer kurz nach seinem Tod durch Presse und antisemitische Propaganda verzerrt wurden. Dies legt den Grundstein für die spätere, antisemitische Instrumentalisierung seiner Figur.
Der Propagandafilm „Jud Süß“: Hier wird der Film „Jud Süß“ als Paradebeispiel antisemitischer Propaganda analysiert. Der Film, der Oppenheimer als Stereotyp eines hinterlistigen, verschlagenen und feigen Juden darstellt, wird als Höhepunkt der Diffamierung seiner Person betrachtet. Dieser Abschnitt untersucht die Wirkung und die Folgen des Films für das Bild Oppenheimers in der Öffentlichkeit.
Versuch einer Aufklärung: Dieser Teil beleuchtet aktuelle Forschungsansätze und die Bemühungen der Geschichtswissenschaft, die diffamierte Persönlichkeit Oppenheimers zu rehabilitieren. Er erwähnt die Bedeutung einer Wanderausstellung, die sich mit seinem Leben und der Verzerrung seiner Biografie befasst, als ein Beispiel für diese Bemühungen um ein differenziertes Bild.
Schlüsselwörter
Joseph Süß Oppenheimer, Jud Süß, Antisemitismus, Propaganda, Nationalsozialismus, Rezeptionsgeschichte, Biografie, Finanzwesen, Veit Harlan, Geschichtswissenschaft, Aufklärung.
Häufig gestellte Fragen zu "Joseph Süß Oppenheimer: Eine Rekonstruktion"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich mit der historischen Person Joseph Süß Oppenheimer, auch bekannt als "Jud Süß", und der Verzerrung seines Bildes in Literatur und Medien, insbesondere durch nationalsozialistische Propaganda. Das Ziel ist die Rekonstruktion Oppenheimers als historische Persönlichkeit und die Aufdeckung seiner Stilisierung zum Stereotyp des hinterlistigen Juden.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rekonstruktion der Biografie Joseph Oppenheimers anhand gesicherter Quellen, die Analyse seiner Rezeptionsgeschichte und der Verzerrung seines Bildes im Laufe der Zeit, die Untersuchung des Propagandafilms "Jud Süß" von Veit Harlan, die Bewertung aktueller Forschungsansätze zur Aufklärung der historischen Wahrheit über Oppenheimer und die Bewertung seines heutigen Stellenwertes in der Geschichte der Juden.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Problemstellung, Versuch einer Biografie, Rezeptionsgeschichte, Der Propagandafilm „Jud Süß“, Versuch einer Aufklärung und Fazit. Jedes Kapitel befasst sich mit einem Aspekt der Darstellung und Rezeption Joseph Süß Oppenheimers.
Wie wird die Biografie Joseph Oppenheimers dargestellt?
Die Biografie skizziert Oppenheimers Herkunft, Ausbildung, Karriere als Finanzier und seine Beziehungen zu adligen und fürstlichen Häusern. Sie beschreibt seinen Aufstieg als Finanzrat, seine Rolle bei der Sanierung des Staatshaushaltes und seinen Sturz und Tod aufgrund von Intrigen nach dem Tod seines Schutzpatrons. Die Schwierigkeit, ein zuverlässiges Bild aufgrund spärlicher Quellen zu erstellen, wird hervorgehoben.
Welche Rolle spielt der Film "Jud Süß"?
Der Film "Jud Süß" wird als Paradebeispiel antisemitischer Propaganda analysiert, welches Oppenheimer als Stereotyp eines hinterlistigen, verschlagenen und feigen Juden darstellt und den Höhepunkt der Diffamierung seiner Person markiert. Die Wirkung und Folgen des Films für das öffentliche Bild Oppenheimers werden untersucht.
Wie wird die Rezeptionsgeschichte Oppenheimers behandelt?
Die Rezeptionsgeschichte analysiert die Darstellung Oppenheimers in Literatur und Medien und betont die kritische Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur. Sie zeigt, wie die Ereignisse um Oppenheimer kurz nach seinem Tod durch Presse und antisemitische Propaganda verzerrt wurden und den Grundstein für die spätere antisemitische Instrumentalisierung seiner Figur legten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Joseph Süß Oppenheimer, Jud Süß, Antisemitismus, Propaganda, Nationalsozialismus, Rezeptionsgeschichte, Biografie, Finanzwesen, Veit Harlan, Geschichtswissenschaft, Aufklärung.
Was ist die Problemstellung der Arbeit?
Die zentrale Frage ist die Trennung der historischen Person Joseph Süß Oppenheimer von den über 250 Jahre lang verbreiteten verzerrten Darstellungen. Die Arbeit versucht, Oppenheimers Leben zu rekonstruieren und die Instrumentalisierung seiner Figur für antisemitische Propaganda zu analysieren.
Wie wird die "Aufklärung" über Joseph Süß Oppenheimer behandelt?
Dieser Teil beleuchtet aktuelle Forschungsansätze und Bemühungen der Geschichtswissenschaft, Oppenheimers diffamierte Persönlichkeit zu rehabilitieren. Ein Beispiel hierfür ist die Erwähnung einer Wanderausstellung, die sich mit seinem Leben und der Verzerrung seiner Biografie befasst.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Leser gedacht, die sich für Geschichte, insbesondere die Geschichte des Antisemitismus und die nationalsozialistische Propaganda, interessieren. Sie eignet sich insbesondere für akademische Zwecke, zur Analyse von Themen im Bereich der Geschichtswissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Natascha Weimar (Autor:in), 2010, Die historische Person des "Jud Süß" Joseph Oppenheimer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/160622